So original wie nur möglich wollte ich meine eigene Pizza haben.
Ich bin absoluter Liebhaber der italienischen Küche, die durch durch die Finesse besticht, mit wenig Firlefanz und Zutaten sehr schmackhafte Gerichte zu zaubern. Wobei in Italien auf die Verwendung guter Zutaten besonders viel Wert gelegt wird.
Heute widme ich mich der Herstellung einer Pizza im Grill. In meinem Fall im Gasgrill mit Haube.
Lange Zeit habe ich mich vorwiegend mit dem Verzehr von Pizzen beschäftigt. Diese selbst daheim im Backofen herzustellen, hatte ich schnell aufgegeben. Bei Bekannten schon deren Pizza vom Backblech mit einem freundlichen Stirnrunzeln genossen, wollte ich mir das nicht selbst auch noch zu Hause antun. So spionierte ich mich immer mal wieder durch die Küchen von Italienern mit denen ich gut befreundet war. Einer davon hat noch heute eine gut gehendes Ristorante in Baden-Baden. Nur dort wurde die Pizza nicht so gebacken, wie ich sie am liebsten mag: dünn, knusprig und zur Mitte hin saftig. Es nützt mir nichts, wenn die Pizza zwar im Holzbackofen gebacken wird, aber das Teil eher einem Brot als einer Pizza nach meinem Geschmack ähnelt. Dick und fett der stark bemehlte Rand, kann ich diesen auf dem Teller zwar abschneiden, aber insgesamt fehlte dieser Pizza dann die Würze. Beispielsweise der leicht angeduzte – der mir sehr sympathische Fernsehkoch Vincent Klink bezeichnet leicht angebrannten Käse so treffend – Käse, der bei einer Pizza in kleinen Teilen den besonderen Geschmack beim Pizza essen ausmachen. Für mich ist es eben so: entweder ich esse Pizza oder ich esse Brot. Deshalb mag ich auch kein Pizzabrot, weil das kein echt gutes Brot für mich ist. Die Kalorien der Pizza reichen schon so über alle Maßen aus, da muss ich sie nicht noch durch riesige Teigmengen aus Weißmehl hochbomben.
Ansonsten ist natürlich alles Geschmacksache. Mein absoluter Favorit sind eben die dünnen, knusprig-saftigen Pizzen wie sie in Rom, der Emilia-Romagna und Toskana üblich sind. Häufiger hört man in Deutschland von der Pizza Napoletana. Auf sie schwört man in Napoli, also mehr im Süden Italiens. Keine Frage, habe auch schon welche gegessen, die mir ausgezeichnet schmeckten. In der Regel waren sie mir aber immer zu dick, und hatten einen riesig aufgewölbten, mehligen Rand. Außerdem waren sie einfach langweilig gewürzt. Häufig merkt man ihnen dann doch an, dass sie einst hauptsächlich zur Sättigung dienten.
Pizza Tonno oder Pizza Capricciosa
In den Pizzerien und Ristorante studierte ich allerorts immer wieder die Speisekarten. Darin suchte ich nach italienischen Speisen, wie ich sie daheim nicht sowieso selbst koche. Oft blieb ich dann doch bei den Pizzen hängen. Einmal weil ich sie bis heute noch zu gerne esse. Aber welche jetzt: die buttrig zarte Capricciosa mit Pilzen, Schinken und Artischocken oder doch wieder die saftig-würzige Tonno mit Zwiebeln und Knoblauch? In geschätzt 95 von 100 Fällen fiel meine Wahl auf die Pizza Thunfisch. Klingt so schön mediterran und schmeckt trotzdem kaum nach Fisch. Super für alle Fisch-Banausen? Aber Nein, diese einfach bestückte Pizza ist bis heute meine absolute Lieblings-Pizza. Ich mag sie zwischendurch auch mal im Verbund mit Sardellen. Edelneudeutsch: Anchovis.
Kapern darauf stören wiederum mein Geschmacksempfinden bei der Tonno. Aber auch sie sind eher üblich auf Pizzen in Sizilien und Napoli.
Weshalb ist die Pizza daheim nicht so gut wie im Restaurant ?
Ganz einfach: der Haushaltsbackofen zu Hause schafft allenfalls 250° heiß zu werden. Ob Holzofen oder Strom, in den Pizzerien geht unter 350° für gewöhnlich gar nichts. Deshalb schmecken auch Pasta al Forno aus dem Pizza-Ofen anders, als wenn man sie im Ofen daheim überbackt. In kürzerer Zeit entstehen die Aromastoffe bei Temperaturen bis um die 400° C. So sehr man sich anstrengt, im Backabteil des Elektroherds zu Hause kriegt man das gleiche Geschmackserlebnis leider nicht so hin. Haargenau die gleichen Zutaten ändern nichts an diesem Unterschied. Wobei selbst dem weniger erfahrenen Feinschmecker derselbe besonders krass bei der Pizza auffallen sollte. Gut, manchen fällt gar nichts auf. Die finden auch Pizza mit Ananas und schlabbrigen Hot Dog-Würstel genial. Aber ich berücksichtige in meinem Betrachtungen eher selten Randgruppen. Diese haben für ihre Präsentationen gewöhnlich ja zu genüge eigene Foren, Clubs und Freunde in den Redaktions-Stuben von ARD, ZDF, RTL&Co.
Die Art der Teigherstellung und das verwendete Mehl spielen selbstverständlich auch eine Rolle, aber aus meiner Sicht eine eher untergeordnete. Die weit über 100 Grad Temperatur-Unterschied sind der Burner!
Die Teigherstellung gelingt selbst einem Anfänger schon beim ersten Mal ganz gut, wenn er sich an die Rezeptur dafür hält. Und nachdem sich eine gewisse Routine eingestellt hat, wird jedermann mit ein bisschen experimentieren seine persönliche Lieblings-Pizza hergestellt bekommen.
Die Moral von der (Pizza-) Geschicht‘
Traue einem Anfänger nicht!
Sie würden keinesfalls glücklich mit meiner Anleitung zum „richtigen“ Pizzabacken werden. Ich möchte es vermeiden, gelyncht und gemeuchelt zu werden, weshalb ich mich hier und heute mit der Veröffentlichung meines Vorgehens in Sachen Pizza vom Grill zurückhalte.
Ich weiß leider selbst wie es ist, auf ein dämliches Rezept aus dem Internet hereinzufallen. Ich würde mir selbst nicht im Moment des Verkostens persönlich begegnen wollen.
Mein Erstlingswerk macht zwar optisch einen relativ guten Eindruck. Niemals würde ich jedoch diese Pizzen lieben Gästen hinstellen. Weniger nette Gäste würde ich damit auch nicht konfrontieren wollen, so sehr wie ich vielleicht dem ein oder anderen eine Gallenkolik wünschen würde.
Natürlich kann man essen, was ich da fabriziert habe. Und der Pizzateig nach Rezept eines Süditalieners scheint mir sogar auf Anhieb gelungen zu sein, doch die Übung im Umgang damit fehlt mir eindeutig. Sehr ähnlich wie in den ersten Monaten beim Brotbacken.
Immer die Sorge gehabt, der Pizzaboden wird mir zu dick – das mag ich absolut nicht!, wurde er tatsächlich zu dünn. Pizza im Grill zu backen – auch mit hoch aufgeheiztem Pizzastein – gefällt mir nicht wirklich. Es geht wohl nichts über einen echten Pizzaofen, egal, ob mit Strom oder Holz beheizt.
Unförmig aufgrund mangelnder Erfahrung muss eine Pizza aber auch in Heimarbeit nicht werden. In Italien finden runde Backbleche sehr häufig Verwendung. Eine genial schmeckende Pizza – übrigens im Elektro-Pizzaofen gebacken – wird seit Anfang der 1960er Jahre auf der Insel Elba in Porto Azzuro kredenzt. Auch in runden Blechen jeweils gebacken. Hmmmmm….Hammermäßig.
Ich bleibe am Thema dran, aber kümmere mich zuvorderst wieder um Tomaten und Gurken in den nächsten Wochen. Sie sind letztlich nicht nur aufgrund der Qualität aus dem Bio-Garten besonders wertvoll geworden.
Jochen meint
In ‚meinem‘ Dorf hat im Sommer jedes Restaurant Pizza als billigsten Hungerstiller auf der Karte. Aber nur Tonji näherte sich seit Urzeiten mit seiner Capricciosa durch Salami aufgebessert einer italienischen Pizza mix oder Regina. Jetzt hat er seinen Laden an den Sohn weiter gegeben und Schluss ist’s: der hat sich dem Niveau seiner Konkurrenten angepasst!
Da ist man zum Do-it-yourself verdonnert.
Meine Frau hasst Küche und ergeht sich erst garnicht in Imitationen, Pizza soll’s aber trotzdem sein, selbst wenn’s nur eine adriatische ist:
– Wir nehmen den Pizzateig von Lidl, der dünn ist und sich prima bäckt,
bestreichen ihn mit ein wenig Tomatenpüree und legen die gesamte Fläche mit frischen Tomatenscheiben aus. Darauf kommen mal dünne Kulen- mal Zrimskasalami-Scheiben, ein paar frische milde Zwiebelringe und dann wird das ganze mit geriebenem Käse bestreut. Wenn’s keinen im Laden gibt, reiben wir Emmentaler mit bißchen Parmesan. Mit Gewürzen (ohne Löwen-Senf) schmackig machen und bei 200°C ab in den normalen Backofen.
Die Pizza lässt sich anstelle der Tomaten auch mit Zuchinis , dann aber mit gekochtem Schinken oder gewürfeltem Schinkenspeck, backen.
Wenn man laut Michel ‚Full of life‘ als ‚Voll Abwechslung‘ verstehen muss, dann ist unsere ‚kroatische‘ Pizza ‚full of life‘ und bekömmlicher als die 08/15-Hungerstiller, jedoch keine ‚Pizza italiana‘.
Dazu den roten Plavac meines Nachbarn und die Welt ist in Ordnung!
Tomaten Michel meint
Ja servus Jochen 🙂
herzlichen Dank für Dein Hausrezept in Sachen Pizza-Not-Variante.
Auch wenn kein Löwensenf mit von der Partie ist, werde ich mal Deine kroatische Pizza mit Teig vom Lidl, Kulen & Co. ausprobieren. Parmesan vermischt mit Emmentaler benutze ich übrigens auch immer wieder gerne bei verschiedenen Italo-Gerichten. Kommt einfach mehr Aroma auf Zunge und Gaumen, als bei dem so oft beschworenen, billigen aber dafür sehr fetten Mozzarella. Logisch, wenn ich Büffel in meiner Tomatenzeit erwischen kann, brauchts die Mozza-Kombi (ganz ohne Pizza)
Der Plavac…hmm…muss ich wohl mal zu teuren Angeboten greifen, denn so wirklich geschmeckt haben mir meine letzten Versuche nicht.
Aktuell leiste ich mir einen Bordeaux aus dem Eurospin (3/4 L um die 5 Euro). Das beste an Rotwein zum Preis für „Öfter als einmal im Monat – Trinker“, das ich in letzter Zeit bei uns hier vorgefunden habe.
Gerhardus meint
Im Alter ersetzt Essen und Trinken den Sex. Lese trotzdem gerne mit, wenn die Herren sich darüber unterhalten ????????
Jochen meint
Wenn Essen und Trinken im Alter Sex ersetzen, verstehe ich jetzt auch den Ausdruck ‚kulinarischer Orgasmus‘, aber werde ich da beim Lesen dieser Kommentare nicht zum ‚kulinarischen Voyeur‘?????
PS an Michel: Weiß nicht ob der teure Plavac besser ist, ich trinke nur den offenen meines Nachbarn, steinig lehmiger Boden, Südhanglage.
Zu meiner Pizza Not-Variante passt er.
Gerhardus meint
Punkt für den Jochen.
Ein bisschen Spanner sein, bringt mich hin und wieder auf ganz neue Ideen. Kulinarisch. (•‿•)