
Wer sich in jüngeren Jahren schon auf den Weg nach Kroatien gemacht hat, um sich dort ein neues Leben aufzubauen, der wird wahrscheinlich weniger überrascht sein, wenn sich mit dem älter werden auch das ein oder andere Zipperlein mal einstellt. Dabei kann man sich schon glücklich schätzen, wenn es sich “nur” um kleinere gesundheitliche Auffälligkeiten handelt, die einen vielleicht mal “nerven” aber weiter nicht besorgniserregend sind. Dieses älter werden fühlte ich lange nicht. Dass man in gewissen Lebenskreisen schon ab Fünfzig nicht mehr überall “dazu gehört”, hat mit gesundheitlichen Einschränkungen allerdings nichts zu tun. Dass fiel mir dann doch schon viel früher am Verhalten von ein paar Jahre jüngeren Mitmenschen mir gegenüber auf. Obwohl ich nicht das kleinste Anzeichen von Gebrechlichkeit ausstrahlte, fragte mich eine junge Frau einmal, ob es mir denn gut ginge. Der Anlass für ihre Frage war mein etwas lauteres Aufatmen, als ich ein schweres Paket auf den Tisch gehoben hatte. Dass ich schon immer meinen Emotionen auch in Form von Stöhnen oder gar Fluchen freien Lauf gelassen habe, konnte die besorgte Frau nicht wissen. Nur hat mich mit dreißig oder vierzig Jahren deswegen nie jemand nach meinem Befinden gefragt. Meine Umwelt hat mich erst darauf aufmerksam gemacht, dass ich älter geworden bin. Ich selbst hätte es wohl erst viel später bemerkt, zumal sich mein Interesse für Disco-Besuche und dergleichen schon in Jugendjahren in Grenzen gehalten hatte. Ich war mit um die Fünfzig also rein biologisch “alt” geworden für eine Gesellschaft in der man zumindest im beruflichen Bereich nicht mehr so “dazu gehört” wie früher einmal, auch wenn die Politik einem etwas anderes weismachen möchte. Bis hierhin konnte ich meine Erkenntnisse was das “alt” werden betrifft, noch verschmerzen. Hauptsache, es geht einem sonst gut …

Was aber, wenn man sich erst spät, vielleicht sogar erst mit regulärem Rentenbeginn, für das Abenteuer Auswandern entscheidet; wie ist das dann, wenn es gesundheitlich klemmt oder man plötzlich bemerkt, dass es einem schwerer als früher fällt, manche Dinge zu erledigen, die bis vor kurzem noch eine Selbstverständlichkeit waren? Man wird davon überrascht, und nicht selten geraten sämtliche Träume und Pläne ins wanken, die man im Zusammenhang mit dem Auswandern hatte.

Gesundheitliche Versorgung dank der Europäischen Union.
Die EU betrachte ich in einigen Bereichen ihres Handelns durchaus kritisch. Viel Nachbesserungsbedarf besteht da, denn wichtiger als a la McDonalds in ganz Europa das Warenangebot nebst Normen und Vorschriften “gleich” aber auch langweilig zu machen, ist die Angleichungen von Löhnen. Denn irgendwie kann es auf Dauer nicht funktionieren, wenn beispielsweise Lidl und Kaufland zu Preisen wie in Deutschland, teilweise sogar darüber hinaus gehend, ihre Produkte in Kroatien anbieten. Der Großteil der Bevölkerung in Kroatien hat keine Jobs mit Einnahmen über umgerechnet 600 € pro Monat. Ich kenne hier Leute, die mit noch viel weniger Geld über die Runden kommen müssen. Wie also sollen auf Dauer – EU-Zuschüsse für Landwirtschaft, Straßen und sonstiger Ausbau der Infrastruktur hin oder her, die Völker Europas so gut und friedlich zusammen wachsen?

Schließlich ist man trotz vielleicht guter Kontakte zu den Einheimischen immer noch ein Fremder in der Fremde, auch wenn man sich als solcher nicht fühlt. Gastfreundlichkeit gegenüber Urlaubern und Ferienhausbesitzern, welche nur für ein paar Wochen oder Monate im Jahr hier auftauchen, hat absolut nichts mit einer besonderen Toleranz und Akzeptanz gegenüber Neubürgern zu tun. Die gibt es nur in deutschen Märchen der Neuzeit. Kroatien gehört den Kroaten, so sehe ich das nach all meinen Gesprächen, Beobachtungen und Erlebnissen hier im Land.
Jetzt kann man darüber philosophieren, wem denn überhaupt etwas auf dieser Erde “gehören” kann oder darf, aber damit will ich mich an dieser Stelle nicht weiter beschäftigen. Was ist nun mit dem Alter, wenn ich als Auswanderer bzw. Migrant in Kroatien krank bin oder werde?

Es gibt noch weitere Gründe, weshalb die EU mit einigen Protagonisten, deren Lebensinhalt nur aus Profitgier zu bestehen scheint, eine wackelige Angelegenheit ist. Ob es der Gründung einer EU bedurft hat, um eine bessere Zusammenarbeit der gesetzlichen Krankenkassen zu schaffen, vermag ich nicht einzuschätzen. Vorteilhaft ist es aber auf jeden Fall, dass ich als ausländischer Neubürger in Kroatien genau die gleichen Leistungen in der Gesundheitsversorgung gewährt bekomme, wie die kroatischen Staatsangehörigen im Land. Trotzdem bin und bleibe ich bei meiner gesetzlichen Krankenkasse versichert. Ich muss jedoch in Kroatien nichts vorstrecken, wie man das aus früheren Zeiten kennt, sondern habe eine kroatische Versichertenkarte, so wie in Deutschland die von der AOK. Aus selbst gemachten Erfahrungen, auf die ich gerne verzichtet hätte, kann ich sagen, dass es hier nicht nur gute Ärzte gibt, sondern wie in Deutschland gewohnt, auch sämtliche Medikamente. In sehr vielen Fällen zahlt man übrigens gar nichts oder viel weniger für Medikamente dazu. Man muss sich also keine Sorgen machen, wenn man z.B. Diabetiker ist oder irgendwann wird, dass man nicht fachgerecht genug vor Ort versorgt werden würde. Die Untersuchung und Behandlung von jeder Frau und Mann bekannten Krankheiten, gehören auch in Kroatien zur Routine. Selbst Erkrankungen, die spezieller Versorgung bedürfen, scheinen nach meinen Informationen und Beobachtungen weiter kein Grund zu sein, dieses Land zu verlassen. Und doch tun dies anscheinend viele, die wegen einer Erkrankung ihrer Wahlheimat den Rücken kehren, um fortan ihr Dasein in nächster Nähe zu deutschen Ärzten und Kliniken zu fristen. Dabei scheint mir das gute Gefühl in gewohnter Umgebung sich bestmöglichst versorgt zu wissen, mehr zu wiegen, als der tatsächliche Wert und Nutzen dieser Entscheidung. Man kann also trotz kleinen und großen Wehwechen ganz gut als deutscher Auswanderer in Kroatien weiter altern. Wie ich am eigenen Leib feststellen durfte, ist auch in Deutschland offenbar schon lange nicht mehr alles so toll mit der Gesundheitsversorgung, wie ich das von früher kenne. Es ist zum Beispiel schier unglaublich, dass Augenärzte keine neuen Patienten mehr annehmen, oder Operationen am Grauen Star für Monate im voraus reserviert werden müssen. Bis dahin könnte man schon erblindet sein.

Aus sicherem Abstand von der Straße geknipst.
Gewöhnungsbedürftige Unterschiede gibt es dann aber leider doch.
Wie oben schon angedeutet, liegen die Unterschiede nicht am Mangel an Kliniken oder Medikamenten, sondern zum Teil am maroden Zustand der Kliniken und Praxisräume. Zum Teil schreibe ich, weil ich erst kürzlich in einer Klinik in Zagreb bessere Räumlichkeiten mit funktionablen und gepflegten sanitären Anlagen gesehen habe. Das scheint aber leider nicht der Standard im Land zu sein.
In den Toiletten der Krankenhäuser findet sich eher selten Toiletten-Papier. Angeblich ist das so, weil die Leute das Papier stehlen würden. Ich glaube, dass man erst gar keines mehr rein tut, weil es – vielleicht – gleich wieder gestohlen wird. Sehr pfleglich gehen die Besucher der WC-Anlagen offensichtlich nicht mit den Einrichtungen um. Wer schon mal auf einem alten, stinkenden Schulklo in Deutschland war, der kann sich meine Beschreibung auch bildlich gut vorstellen. An diese Zustände sich zu gewöhnen, fällt mir sehr schwer, auch wenn ich schon “Profi” bin und stets eine Tasche mit WC-Papier bei mir habe.
Leicht schockiert war ich von meinem ersten Besuch in der Wartehalle des Klinik-Labors, das für die Blutentnahme zuständig ist. Das macht leider nicht meine Hausärztin, die man hier trotz Überanspruchung immerhin noch findet. Mit rund 80 anderen Patienten wartet man schon mal gut zwei Stunden bis man zum Abzapfen aufgerufen wird. Dies geschieht übrigens in einer Art, die mich an eine Impfaktion als junger Soldat bei der Bundeswehr erinnert. Man kommt dann in einem Raum mit sechs weiteren Personen, die von jeweils einem Labormitarbeiter empfangen werden. Manchmal hat man aber auch Glück, und in einer halben Stunde ist die Sache erledigt. Das liegt dann aber nur daran, dass vorübergehend das Laborpersonal verstärkt werden konnte, und so in einem weiteren Raum Blut genommen wird.

Genug geschockt? So schlimm empfinde ich das heute längst nicht mehr. Wichtiger scheint mir, dass man im Notfall fachgerecht Hilfe erhält, und dafür ist selbst bei uns in der Provinz alles nötige vorhanden. In Deutschland schaue ich bei eventuell komplizierten Erkrankungen auch, welche Klinik dafür empfohlen wird, die nicht immer in nächsten Nähe vom Wohnort entfernt liegt. Bei mir ist dafür die Hauptstadt Zagreb die beste Wahl. Knapp 70 Km entfernt von meiner geliebten Einöde.
Das ist ja endlich mal ein Bericht ohne die oberflächlichen Liebesbezeugungen von nichtsahnenden Urlaubern und Ferienhausbesitzern. Meine Frau und ich leben seit vielen Jahren schon in Kroatien und können nur bestätigen, was Du über das krank werden und Leben hier beschreibst.
Ganz so schlimm wie bei Euch sieht bei uns mit dem Interieur in der Klinik bei uns allerdings nicht aus. Liegt wohl daran, dass bei uns in sich am Meer mehr Fremde und Einwanderer tummeln wie bei euch?!
Grüße und alles Gute weiterhin
Regina und Herby
Wo an der Küste seid ihr denn zu Hause, Regina und Herby?
Das Krankenhaus in nächster Nähe ist halt wirklich eine in die Jahre gekommene Anlage mit einem Spital aus dem 18, Jahrhundert und weiteren Gebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
In Kürze wird aber auch bei uns ein neues Spital gebaut, sowie die alten Buden saniert.
Es mag schon so sein, dass hier im tiefen Hinterland von Cro weit weniger Touris sich verirren, und daher manche Dinge nicht so auf Vordermann gebracht werden, wie an der zur Zeit wieder “überbeliebten” Küstenregion.
Gehts Dir nicht so gut? Was ist passiert?
Nichts ist passiert, auch ich werde älter. Habe Dir aber schon eine Mail geschickt.
Dieser Beobachtung kann ich nur voll zustimmen. Man soll sich von Äußerlichkeiten nicht beeindrucken lassen, wichtig ist das einem geholfen wird. In Deutschland sind die Ärzte teilweise Verkäufer und nicht Helfer,das ist hier in Kroatien nicht so. Die Ärzte sind genau so kompetent mit dem selben Wissen wie deutsche,natürlich fehlt manchmal die Technik,aber da muß man dann nach ZG oder anderswo. Wir leben jetzt hier das 4. Jahr in Rente und haben Ruhe, die hat man in D. nicht mehr. Natürlich gibt es böse Krankeiten ,die lassen sich nur mit bestimmten teuren Therarapien behandeln,aber viele hier essen trotz ärztlicher Warnungen weiterhin zu fett,sie wollen einfach nichts ändern.
Die Beobachtung mit dem Essen habe ich auch gemacht. Die eigentliche “Seuche” ist hier aber der Verzehr von Weißmehl-Produkten. Bei jeder Gelegenheit, also auch zwischendurch stopft man sich das Zeugs rein. Macht nicht nur dick, sondern auch Diabetes. Das wird die nächste Volkskrankheit werden, wenn vorher nicht ein Virus die Bevölkerung schlanker gemacht hat.
Schön auf der Tomatenseite zu finden, dass ihr nach K abgehauen seid. Ich habe im Moment ähnliches im Sinn. Ganz toll, dass es bei euch so gut geht und ihr angekommen seid. 🙂
Interessant, dass man so schnell zufällig Leute entdeckt, die komischerweise doch ähnlich denken…
Von Herzen gute Gesundheit und esst so gesund, wie möglich, das ist die halbe Gesundheit.
Herzlichen Dank, Du Schwarzer 😃
Ja, auch ich würde zwischendurch schon mal von der Begegnung mit “Abgehauhenen” überrascht, mit denen ich in unserer Gegend nie gerechnet hätte. Empfinde es auch ganz angenehm festzustellen nicht der einzige mit solchen oder ähnlichen Gedanken zu sein.
Wünsche ebenfalls beste Gesundheit. Ohne die ist alles andere für den A…
Gruß Michel
Hallo ihr Auswanderer. Wollen nächstes Jahr nach Kroatien auswandern.
Da sind wir dann beide in Rente. Anfang vom Jahr wollen wir nach einer Immobilie schaun. Häusle in D verkaufen und ab in den Süden. Ist schon lange unser Traum.
liebe Grüsse nach Cro
Hallo bäck an euch Newcomer 🙂
Immer wieder schön festzustellen, dass wir nicht nicht die Einzigen sind, die – egal in welchem Alter – sich auf den Weg in ein neues, anderes Leben machen wollen.
Mit der Rente gleich im Gepäck, gehts natürlich etwas unaufgeregter, als wenn man noch etwas dazu schuften muss.
Euch jedenfalls schon mal viel Spaß in der Vorbereitungsphase. Ein Jahr geht schnell vorbei.
LG
Michel