Mit einer guten Gesundheit auf ewig kann man in keinem Land dieser Welt rechnen. Es macht jedoch für jedermann in allen Altersbereichen Sinn, auf eine gute Versorgung in Notfällen und bei (chronischen) Krankheiten zugreifen zu können.

Wenn Hauptwohnsitz nicht in Kroatien
Die Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft hat den Einwohnern von Kroatien einige Vorteile gebracht. Bei aller – auch aus meiner persönlichen Sicht – Kritik in Sachen Euro und EU, bemerke ich durchaus auch Vorteile für die Bürger in Kroatien. Gleiches gilt natürlich auch für Reisende, die sich vorübergehend hier aufhalten. Letzt Genannte aus Mitgliedsstaaten der EU, verfügen über eine kostenlose Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK), die sie u.a. in Kroatien bei einem Versorgungsfall einsetzen können. Damit also die gleichen Leistungen erhalten, wie ein direkt in Kroatien versicherter Bürger. Private Ärzte und Krankenhäuser sind nicht eingeschlossen. Teilweise muss man in Vorleistung treten oder pauschal einen geringen Beitrag in Kliniken, bei Ärzten und in Apotheken bezahlen. Weiter gehende Informationen hierzu erhalten Sie hier:
https://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=1021&langId=de&intPageId=2294
Mein Privat-Tipp:
Auf Reisen wie auch als gerade nach Kroatien eingewanderter Neubürger zunächst auf alle Fälle Mitglied bei der (alten) Krankenkasse bleiben, sowie die Europäische Krankenversicherungskarte einstecken haben.
Obendrein empfehle ich die ADAC PLUS-Mitgliedschaft>>
Ihr Hauptwohnsitz ist oder wird Kroatien
Dass Sie krankenversichert sind, müssen Sie als (Neu-)Bürger in Kroatien nachweisen können. Im Grunde gilt die gleiche Vorschrift auch für neue Bürger in Deutschland. Ich vermute allerdings sehr stark, dass man in Kroatien auf die Einhaltung der Vorschriften mehr wert legt und überprüft, so dass man bei Nichtbefolgung mit Konsequenzen bis hin zur Ausweisung rechnen muss.
Als Rentner bleiben Sie in der Regel weiterhin in der gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland versichert, erhalten aber auf Antrag zusätzlich Versichertenkarten von der gesetzlichen Krankenkasse in Kroatien: HZZO. Zuvor sollten Sie sich aber von Ihrer deutschen GKV das Formular S1 aushändigen lassen, um es bei der kroatischen GKV (HZZO) vorlegen zu können, um dort dann die Versichertenkarte zu erhalten. Besagtes Formular (S1) lässt sich auch hier downloaden. https://europa.eu/youreurope/citizens/work/social-security-forms/index_de.htm (Muss aber von Ihrer GKV unterzeichnet werden!)
Immer daran denken, dass auch in Deutschland und Österreich die gesetzlichen Krankenkassen – salopp ausgedrückt- nicht scharf darauf sind, ältere und/oder behinderte Personen aufzunehmen. Weshalb also sollte das in Kroatien anders sein? In Deutschland zum Beispiel musste ich mit 52 Jahren etwas nachdrücklicher mein Recht einfordern, wieder in der gesetzlichen Krankenkasse aufgenommen zu werden. Ab 55 Jahren ist dies nach deren merkwürdigen Regeln nicht mehr möglich.
Raus aus der deutschen, rein in die kroatische KV?
Vorteilhaft kann eine Direktversicherung bei der gesetzlichen Krankenkasse (HZZO) in Kroatien für diejenigen sein, die hohe Beiträge als Privatversicherte oder in der deutschen GKV als “Freiwillig Versicherte” bezahlen. Darüber hinaus fällt der Beitrag für die Pflegeversicherung weg, die es in Kroatien nicht gibt.
Voraussetzungen für eine Aufnahme in die Gesetzliche KV in Kroatien:
a) Sie müssen einen festen Wohnsitz in Kroatien haben, sowie nachweisen, dass Sie sich in ihrem Herkunftsland abgemeldet haben. Eine Abmeldebescheinigung vom Einwohnermeldeamt reicht zur Vorlage aus.
b) Sie benötigen einen Nachweis bzw. eine Bescheinigung, dass Sie sich bei ihrer vorigen Krankenkasse abgemeldet haben.
Vorsicht! Melden Sie sich erst bei Ihrer Krankenkasse ab, wenn alles andere unter Dach und Fach ist. Es ist nämlich etwas kompliziert in Kroatien versichert zu werden.
Über allem im kroatischen Leben steht die OIB
Diese Steuernummer wird durch die örtliche Finanzbehörde im Zusammenhang mit Ihrer Aufenthaltserlaubnis vergeben, die Sie benötigen, wenn Sie sich länger als ein halbes Jahr in Kroatien aufhalten wollen. Hinzu gesellt sich ein Konto bei einer kroatischen Bank, das Sie ohne diese Steuernummer (OIB) erst gar nicht einrichten können. Zudem müssen Sie im Zusammenhang mit der Anmeldung nachweisen, dass Sie Mitglied einer Krankenversicherung sind. Alleine schon deshalb müssen Sie zunächst ihre “alte” KV beibehalten. Aber weiter geht es mit unserem eigentlichen Thema, der Krankenversicherung:
So viel kostet der Mitgliedsbeitrag zur GKV in Kroatien
Schon in Deutschland scheint mir die Beitragsberechnung etwas kompliziert, weil vielfältig je nach “Status” den man einnimmt. Immerhin lassen sich im Internet aber Anhaltspunkte finden, mit denen man wenigstens in groben Zügen Rechenspiele machen lassen. Anders in Kroatien, denn hier wird offenbar weniger wert auf Durchsichtigkeit gelegt. Das macht den Weg für allerlei Theorien und leider auch viele zweifelhafte Gerüchte in den sozialen Medien frei. Auch ich hatte mir mal verwundert die Augen gerieben, als in einer Facebook-Gruppe eine junge Ehefrau von einem monatlichen KV-Beitrag in Höhe von umgerechnet 70 Euro schwärmte. Wenn man weiß, dass diese Frau mit Kind in Kroatien gerade eine Selbstständigkeit mit null Gewinn und kaum “offiziellen” Umsätzen begonnen hat, schaut diese private Beitrags-Auskunft weniger relevant für Otto-Normal-Verdiener oder Euro-Rentner aus.
An dieser Stelle rate ich jedem Mensch, der mit einem Wechsel zur kroatischen KV liebäugelt an, sich vor einer endgültigen Entscheidung eingehend beraten zu lassen. Direkten Kontakt zu einem für Ihren Ort zuständigen Mitarbeiter finden Sie leicht über die Webseite der HZZO.
Eine aktuelle Auskunft (Stand: 02.12.2020) erhielt ich in einem Telefongespräch mit einer Mitarbeiterin der HZZO in Bjelovar:
Berechnung der Mitgliedsbeiträge zur Krankenversicherung
Grundsätzlich werden 16% der monatlichen Einkünften aus der Tätigkeit als Angestellter, Selbstständiger aber auch Rentner erhoben.
Das Beispiel eines Rentners, der 1.500 Euro monatlich an Rente bezieht, hat die Mitarbeiterin uns vorgerechnet: rund 240 Euro pro Monat müsste dieser an die HZZO überweisen. Wobei den endgültigen Betrag nicht die HZZO, sondern die Finanzbehörde festlegt. Ebenso den Beitrag für den Ehepartner, der gering ausfallen kann, wenn der/die Partner*in keine eigenen Einkünfte hat.
Also auch hier etwas schwammige Auskünfte, weil man eben auf die Entscheidungen der Finanzbehörde warten muss. Wobei der HZZO-Mitarbeiterin keine Vorwürfe gemacht werden können. Es scheint eben keine glasklaren Regeln zu geben. Scheinbar über dem ganzen “System” thront die kroatische Finanzbehörde. Wortwörtliche Anmerkung: “Es liegt an denen, wie Sie eingeschätzt werden.”
Wenn man nicht aus der deutschen GKV raus kommt
Egal, ob Sie als (Früh-)Rentner, Selbstständiger oder Angestellter in Kroatien Ihren Hauptwohnsitz haben, steht Ihnen als Mitglied der deutschen GKV (Gesetzlichen Krankenversicherung) die Mitgliedschaft und somit der Besitz einer Krankenversichertenkarte der Staatlichen Krankenkasse in Kroatien zu. Das bedeutet übrigens keineswegs, dass Ihnen damit das Recht verloren geht, weiterhin auch in Deutschland versichert zu sein. Das sind Sie über Ihre GKV, die mit der kroatischen GKV abrechnet, ja ohnehin. Sie bezahlen weiterhin Ihre Beiträge an die AOK oder eine andere GKV in Deutschland.
Wenden Sie sich in Kroatien wegen der Anmeldung an die für Sie zuständigen Niederlassung der HZZO. Auch hier ist in der Regel die Landessprache auch Amtssprache, so wie überall auf der Welt.
Für 70 bzw. 80 Kuna pro Person und Monat, werden nahezu alle Medikamente die Ihnen verschrieben werden, zuzahlungsfrei. Das ist die einzige Zusatzversicherung die durch die HZZO angeboten wird.
Darüber hinaus gibt es private Versicherungsgesellschaften bei denen Sie sich zusätzlich versichern können. Damit können Sie dann – je nach gewähltem Tarif – beispielsweise sich ohne weitere Kosten in privatärztliche Behandlung begeben. Wie günstig oder teuer diese extra Versicherungen werden, hängt von Ihrem Alter und den Vorerkrankungen ab. Danach wird in der gesetzlichen KV (HZZO) nicht gefragt.
Mein Privat-Tipp:
Sollten Sie privat krankenversichert sein, steigen Sie – wenn es irgendwie geht – auf die Gesetzliche um!
Doch selbst wenn Ihnen das noch möglich ist, erwartet viele ältere Menschen Nachteile in der Beitragsberechnung seitens der GKV von denen man nie oder selten irgendwo etwas zu lesen bekommt. Die Politik ergaunert sich über Umwege Entlastungen indem Sie Rentner anderweitig belastet 😉
Häufig wird man in der deutschen GKV als “Freiwillig Versicherter” eingestuft, weil man in der zweiten Hälfte seines Arbeitslebens – geringfügig aber dennoch zu lange! – privat versichert war. Somit zieht einem die GKV die Hose aus, indem jeder Cent, den man aus Lebensversicherungen, Mieteinnahmen etc. erhält, auf die Beitragsermittlung angerechnet bekommt.
Unterschiede und Besonderheiten
Die von mir gemachten Angaben beruhen auf persönliche Erfahrungen und Beobachtungen von meiner Frau und mir. Bei Unklarheiten habe auch ich weiter recherchiert und dafür verschiedene Quellen benutzt. Dennoch kann ich verständlicherweise keinerlei Verantwortung für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernehmen. Es ist ohnehin ratsam, dass einjeder weitere Informations-Quellen zur Eigenrecherche sucht. Insbesondere was das Internet betrifft, rate ich zu besonderer Vorsicht. Selbst als seriös bekannte Webseiten, sind durchaus auch mal veraltet bzw. werden schlecht gepflegt und aktualisiert. Alleine schon deshalb ist es gut, sich zwei, drei Alternativen zu ergoogeln oder auch direkten Kontakt per E-Mail und Telefon zu den jeweiligen Webseiten-Inhabern aufzunehmen.
Kliniken – Außen pfui, innen hui?
Der erste Eindruck ist für “deutsche” Augen manchmal wenig vertrauenserweckend. Der Sanierungsstau ist dafür meist verantwortlich. Bröckelnder Fassadenputz, marode Fenster und Türen, sowie gammelige Toilettenräume in den für jedermann zugänglichen Warteräumen verheißen zunächst nichts Gutes. Anders hingegen sieht es in den Behandlungsräumen aus. Sie machen selbst in sehr alten Gebäudeteilen einen gepflegten Eindruck. Auch die Toiletten in Patientenzimmern sind nicht schlechter, als in deutschen Krankenhäusern. Etagen-Toiletten hingegen sind einen Tick mieser, aber längst nicht so versifft wie die WC-Anlagen in den großen Warte- und Aufenthalts-Bereichen im Erdgeschoss der Krankenhäuser in denen auch verschiedene Ärzte ihre Praxen haben, die allesamt für gesetzlich Versicherte zuständig sind.

Wenn man erstmal Vertrauen gefasst hat, weil man bezüglich der Kompetenz der behandelnden Ärzte keinen Unterschied feststellen kann, wird man auch lernen gammelige Äußerlichkeiten zu übersehen. Hinzu kommt, dass man sich zunehmend besser auskennt, und so zum Beispiel auch um zwei Ecken herum die angenehmeren Toiletten findet.
Hinzuzahlungen bei Arztbesuchen gibt es nicht. Und entgegen den Gerüchteküchen hinsichtlich Korruption, haben wir bislang weder beobachtet noch selbst erlebt, dass man durch Geldgeschenke bei den Ärzten und Sprechstundenhilfen bevorzugt oder besser behandelt wird. Natürlich ist Korruption in Kroatien ein ständiges Thema, und seit einigen Jahren gibt es diesbezüglich strengere Regeln und Überwachungsmaßnahmen. Es wird oft getrickst in Handel und Handwerk, das haben wir selbst mehrfach erlebt. Im Kliniken- und Ärztebereich scheint das hingegen eher selten der Fall zu sein.
Gegen eine Spende für die Kaffeekasse oder ein anderes kleines Dankeschön für nettes Personal “wehren” sich die Leute hier wie in Deutschland. Wobei wir uns angewöhnt haben, eben nicht für jeden Furz und Feuerstein Geschenke zu machen. Zumal es bei unfreundlichen, dummen oder faulen Personen kein bisschen etwas an deren Verhalten oder “Intelligenz” ändert.
Wer lieber einen Privat-Arzt mit eigenen Praxisräumen aufsuchen möchte, findet relativ viele Adressen. In der Regel bezahlt man für die Sprechstunde und Behandlungen dort sofort. Überrascht wird man von den gemäßigten Preisen sein.
An dieser Stelle will ich mal enden mit meinem Bericht in Sachen Gesundheitsversorgung in Kroatien. Kurzum: im Vergleich zum heutigen Deutschland sind die Unterschiede nicht (mehr?) so eklatant wie noch vor wenigen Jahren. Es gleicht sich eben alles an: die von “oben” driften nach unten, die “unten” treffen sich mit denen von oben in einer Mitte, die je nach Perspektive eher besser oder eher schlechter ist.
Weitere persönlich gemachte Erfahrungen werde ich bald an anderer Stelle innerhalb meiner Webseite veröffentlichen.
Zahnersatz nicht vergessen, Tomato. In Zagreb gibt es 1a Zahnärzte die um 1000 KN für eine Krone verlangen. Viele von uns aus Graz gehen dort schon lange hin. In Österreich kannst es nimmer bezahlen.
LG
Gerit
Servus Gerit,
jau, ich hab das und sicher noch ein paar andere Dinge vergessen. Von Graz nach Zagreb habts ihr ja nicht so weit. Ihr könntet es aber noch näher haben, denn meine Zahnärztin in Bjelovar ist nicht nur hübsch, sondern auch sehr gefühlvoll in der Zahnbehandlung. Für 1000 KN kriegst hier auch einen neuen Zahn gebastelt. 😉
Gruß Michel
Lieber Michel,
viele Grüße auch aus Kroatien. Wir wünschen Euch ein gutes und gesundes Neues Jahr!!!
Wir sind jetzt seit ca. 1,5 Jahren hier. Teilweise auch auf dem Land in Ladinec (Koprivničko-Križevačka županija) und den grössten Teil am Meer bei Novi Vinodolski. Ich habe da jetzt doch eine Frage wegen der Krankenversicherung. Kann ich mit meiner GKV-Karte aus Deutschland hier zum Arzt gehen und mir z.B. Laborwerte nach Blutabnahme geben lassen? Oder muss ich da doch noch die kroatische KV hinzuziehen? Ich war bisher immer in Deutschland beim Arzt, aber nun ist es aber Corona bedingt nicht mehr so einfach möglich. Jedoch benötige ich mindestens alle 6 Monate Blutwerte, die überwacht werden sollten. Hier vor Ort bekomme ich immer unterschiedliche Auskünfte und mir schwirrt schon der Kopf. Vielleicht kannst Du mir helfen. Ich würde mich freuen.
Gruß Sylvia
Liebe Sylvia,
vielen Dank, auch ich wünsche Dir bzw. euch ein wunderschönes und gesundes Neues Jahr.
Also grundsätzlich kannst Du mit Deiner GKV-Karte aus Deutschland ALLES in Kroatien beim Arzt machen lassen. Also auch Blutabnahme für das Labor. Hierfür benötigst Du eine Überweisung vom Allgemeinarzt. Hier habe ich es noch nicht erlebt, dass ein Arzt wie ich es aus Deutschland kenne, Blut nimmt und die Proben an ein Labor weiter gibt. Ich muss also hier ins Labor zur Blutabnahme.
Als ich noch nicht zusätzlich die Versichertenkarte der kroatischen GKV hatte, war ich als Notfallpatient im Krankenhaus (Hitno). Ich war in einen rostigen Nagel getreten. Die Versorgung und eine Wundstarrkrampf-Spritze kostete mich 100 Kuna in bar. Die Rechnung hätte ich bei meiner deutschen GKV einreichen können.
Alternativ kann ich natürlich immer auch zu Ärzten, die nicht im Namen und auf Rechnung für die kroat. GKV arbeiten. In der Regel verlangen die gar nicht so viel, wie ich früher immer dachte. Wie gesagt, machen lassen kannst hier alles ganz so wie in Deutschland.
Ich kann nur die Ausstellung von kroatischen Mitgliedskarten empfehlen. Das kostet ja nichts zusätzlich, und dieses umständliche Einreichen von Extra-Rechnungen fällt dadurch komplett weg.
Ich hoffe, ich konnte einigermaßen verständlich Deine Frage beantworten.
Herzliche Grüße
Michel