Eine Tomate die dem Ruf Kretas schadet?
Wollen wir mal nicht übertreiben, nur wegen einer Tomate, die mir geschmacklich nicht so recht zu der wunderbaren Insel am südlichsten Punkt von Europa passen will. Außerdem ist der globalisierte EU-Bürger so einiges gewohnt, was ihm an „multikultigen“ Lebensmitteln angeboten wird.
Dennoch hat Kreta es aus meiner Sicht nicht verdient, dass diese Tomatensorte in Europa im Umlauf ist. Im kleinen Online-Shop eines Tomatenfreundes habe ich die Samen erstanden, die sich einfach nur „Tomaten aus Kreta“ nennen. Bis zur Endgröße von ca. 170 cm zeigt sich die Pflanze kräftig und gesund.
Die Früchte drängen sich an den Fruchtständen, und machen einen makellosen Eindruck. Sie schauen einen Tick größer als die in den Supermärkten aus. Sie wiegen auch schwerer, sind aber eindeutig keine Fleischtomaten, sondern eben etwas wuchtigere Salat-Tomaten. Bis hierhin passt ja noch alles, aber wie schaut es mit dem Geschmack aus?
Der stattliche Eindruck trügt
Ich mag attraktive Tomaten, doch die Kreta-Tomate scheint mir irgendwie zu schön, zu rund, zu gleichmäßig, und vor allem gleicht eine Frucht der anderen wie ein Ei. Trotz ihrem ungeschützten Aufwuchs im Freiland, scheint sie immun gegen jegliche Witterungseinflüsse zu sein. Rundum eine gleichmäßig rot gefärbte Haut, wie man sie nur von diesen Treibhaus-Tomaten aus den Discountern kennt, die man im Winter für viel Geld, dafür aber kaum Geschmack angeboten bekommt. Nur diese aus Kreta ist von stattlicherem Umfang, und im Sommer im Freien bei mir groß geworden. Wie alle Tomaten, die ich das erste Mal in die Finger kriege, schneide ich mir auch ein Viertel von dieser ab, und lasse sie mir ohne jegliche Würzung auf der Zunge zergehen. Auf den ersten Biss fühlt sie sich angenehm knackig an. Rasch stellt sich aber ein ganz leicht mehliges Gefühl beim durchkosten der Paradeis ein. Als wirklich mehlige Sorte kann man sie aber auf keinen Fall bezeichnen. Anders ist es beim Entfalten eines Tomatenaromas im Mund, auf das ich vergebens warte. Ich kann und will es nicht glauben, deshalb „seziere“ ich eine weitere Beere dieser Sorte, doch es wird nicht besser. Nicht, dass diese Kreta-Tomate nach Chemie schmecken würde, wie ich mein Lieblingsgemüse früher schon mal im Supermarkt erworben hatte. Sie enttäuscht nur einfach mit ihrem sehr flachen Aroma.
Hatte diese Tomate vom Salatteller eines griechischen Urlauberhotels ihren Weg in den Online-Handel gefunden? Womöglich stammt sie sogar von der Südseite der wunderbaren Insel aus einer dieser riesigen Tomaten-Plantagen? Kreta samt Folienfetzen der Treibhäuser, die sich durch die Winde kilometerweit auf dem Land verteilen, hatte ich oft schon besucht. Es gib dort durchaus schmackhafte Land-Tomaten, wie sie auch bei uns hier in Kroatien im Freien wachsen. Diese von uns „getestete“ gehört mit absoluter Sicherheit nicht dazu.
Verwendung/Weiterverarbeitung
Um einen Wurstsalat saftig zu machen, oder gut gewürzt ein Schinken-Käse-Sandwich aufzupeppen, geht das mit der Kreta-Tomate schon in Ordnung. Doch wozu sollte man sie als Selbstversorger anbauen, darin sehe ich keinen Sinn. Wobei ich mir vorstellen kann, dass es schon ein paar Mitmenschen gibt, denen diese Sorte gefällt und sogar mundet.
Als Füller in gemischten Tomatensoßen, die man selbst auf Vorrat einkocht, sind Überschüsse dieser Kreta-Sorte auf jeden Fall verwendbar. Anbauen werde ich sie allerdings nicht mehr in meinem TomasTomatos-Paradies.
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