Wozu in diesen Pandemie-Zeiten an’s Meer fahren, dorthin wo einige Ausländer sich gegenseitig anstecken? Wir bleiben in der Pampa!
Heute, Dienstag, den 18. August 2021, ähnelt das Wetter unserem Hochzeitstag im Jahr 1979. Die ganze Zeit war der August heiß und trocken gewesen, am 18.8. dann „durchwachsen“ mit einigen Regenschauern. Uns beiden ist das sehr angenehm bei rund 25 Grad heute, wenn auch mit vielen Gewitterwolken. Die ganzen Wochen war es heiß und furchtbar schwül bei uns gewesen. Ab morgen wird es laut Wetterbericht auch wieder heiß wie der Teufel werden. Heute scheint der Teufen von einem Engen zur Seite gedrängt worden zu sein, so dass meine Frau und ich unsere 41-sten – ich kann es kaum glauben – in einem unserer Lieblings-Konobas am Mittag „feiern“ können. Ab geht’s in das imaginäre Restaurant am Meer von dem wir in Wirklichkeit rund 250 Km entfernt sind. Dennoch riecht es hier nach Meer, und es fühlt sich auch ganz so an in dem kleinen Hinterhof der Konoba Feral in dem überschaubaren Städtchen Bjelovar. Wobei wir auf dem Fußweg zwischen Parkplatz und Restaurant an einen Straßenabschnitten vorbei kommen, die uns zum Staunen bringen. Etliche sanierte Häusen fallen uns auf, neue Läden, und natürlich Friseursalons von denen es gefühlt in jeder Straße einen zu geben scheint. Über die Preise fürs Ausgehen, Lebensmittel u.s.w. in Kroatien hatte ich ja schon geschrieben. So sehr viel hat sich seither nicht geändert. Nur die Friseure schlagen neuerdings so richtig zu, und wollen statt 25 Kuna (3,20 €) im Jahr 2017, heuer, also 2020, ganze 35 Kuna (4,70 €) für einen Herrenhaarschnitt. Also natürlich mit waschen, fönen, Augenbrauen schnibbeln und gelen kenne, so wie eben in der guten alten Zeit. Aber Späßchen beiseite, natürlich empfinde ich das mit meinen Renten-Euros, die ich hierher geschickt bekomme, als irre günstig im Vergleich zu meinen letzten Erfahrungen in Deutschland. Eines darf ich meinen lieben Lesern hier versichern: Schlechter sind die Friseure in Kroatien nicht!
Meine Frau kostet Haare schneiden – inklusive Augenbrauen zupfen, waschen, fönen – in der Regel zwischen 60 und 70 Kuna. Also höchstens 9,50 €.
Unser Hochzeitstag-Mittagessen für Zwei „am Meer“ kostet 25 Euro
Bei wunderbaren 25 Grad an diesem August-Mittag, schlabbern meine Frau und ich mal wieder etwas im Feral. Wir fühlen uns hier halt sicher, was die regelmäßig gute Qualität der kredenzten Speisen und das natürliche Ambiente betrifft, das so bisschen Retro-Style hat. An unserem Hochzeitstag möchten wir keine Experimente machen, sondern einfach nur lecker essen, zwei bzw. vier kühle Blonde – 0,5 Liter Tuborg vom Fass -trinken, und uns danach wieder in unsere großes Schneckenhaus daheim zurückziehen. Diese Hoch-Sommer gehören mittlerweile nicht mehr zu unseren Lieblingsjahreszeiten. Wobei wir da scheinbar nicht die Ausnahme sind, denn viele Leute sind in diesen Wochen tagsüber nicht in der Stadt unterwegs; bei uns im Dorf allerdings ebenso wenig. Nur wer dringend etwas erledigen muss, oder eben ganz einfach als Angestellter sozusagen „systemrelevant“ unterwegs ist, den trifft man in diesen Tagen irgendwo draußen an. Wie auch immer, meine Frau und ich freuen uns jetzt schon auf den Spätsommer und den Herbst.
Macht Essen gehen in Corona-Zeiten Spaß?
Die Konoba Feral ist für uns ein Beispiel dafür, wie es in Corona-Zeiten aktuell zugeht. Gedanken darüber hatte ich mir schon länger gemacht, aber sooo wichtig erschien mir die Frage, ob und wie man den Aufenthalt in Lokalen genießen kann, nicht wirklich. Rummel und Veranstaltungen mit vielen Leuten, nervt mich schon länger. Auch das ist ein Grund, weshalb ich mich so tief in das Hinterland, vermeintlich weitab von menschlichen Missetönen, Gebrüll, Gequengel, Getuschel und Gelaber, zurück gezogen habe. Man muss kein typischer Misanthrop sein, um sich eher zu Tieren als Menschen hingezogen zu fühlen. Aber das ist wieder so ein Thema, dessen ausführliche Behandlung mir hier in meinem „Genuss-Bericht“ aus Kroatien nicht zu passen scheint. Selbstverständlich gibt es noch andere Gründe als diese Seuche, weshalb man zurückzieht und den Kontakt zu anderen Menschen zu einem gewissen Teil meiden oder vermeiden möchte.
Dass die Kellner Atemschutz-Masken tragen, finde ich gut. Die Gäste müssen das nicht tun. Nun ja, meine Frau und ich befinden uns im offenen Hinterhof des Restaurants. Die Abstände zwischen den Tischen bzw. Sitzplätzen sind zum großen Teil weit über geschätzten 2 Metern. Dabei ist diese seltsamen 1,50 m Abstandswahrung auch hier Vorschrift. Sobald sich Gäste von einem Tisch erheben, um das Lokal zu verlassen, wird augenscheinlich recht gründlich desinfiziert. Also die Tischplatten und Sitzplätze. – Bei Lidl hier macht man das in der Durchgangsschleuse zu der „aufgeräumten Lagerhalle“ selbst. Also angebliche Desinfektion der Hände und dem Griff des Einkaufswagen. Leider ist fast immer Wasser statt Desinfektionsmittel in den Behältern. –
Speisekarten werden im Feral nicht mehr ausgegeben. Wir werden darauf hingewiesen, dass wir im Internet dieselbe abrufen können. Interessant, dass man hier davon ausgeht, dass jedermann ein Smartphone dabei hat, mit dem er im Internet surfen kann. Mich ärgert das nicht, aber komisch finde ich es schon, dass man sich offenbar die Arbeit mit dem desinfizieren von Speisekarten sparen möchte. Manche Kroaten denken eben auch an sich und ihre Personal. 🙂
Nein, es ist nicht alles so wie vor Corona. Und doch fehlt mir nicht wirklich etwas. Weder meine Frau noch ich fühlen uns eingeengt oder eingeschränkt. Mag sein, dass es auch daran liegt, dass wir in den letzten Jahren ohnehin vermehrt unsere Kochkünste daheim probiert und genossen haben. Sollen wir Restaurants künftig besuchen, damit diesen wegen der Pandemie-Maßnahmen geholfen ist? Ich vermute, dass den meisten mehr geholfen wäre, wenn ich und viele andere Menschen eben nicht in Lokalen herum irren, insbesondere nicht in geschlossenen Räumen. Wenn die Seuche überhand nimmt, was für den kommenden Herbst/Winter 2020 gar nicht so von der Hand zu weisen ist, werden Restaurant-Besuche vermutlich ungemütlich werden, oder gar nicht mehr möglich sein. In geschlossenen Räumen lässt sich mit Covid&Co. kaum spaßen.
Das Leben genießen funktioniert trotz Covid-19. Zumindest bei uns hier geht’s!
Es ist gewiss nicht jedermanns Sache, so wie wir hier etwas abseits menschlichen Trubels zu leben. Auch wir hätten uns so ein Eremiten-ähnliches Dasein wie heute, uns früher auch kaum vorstellen können. Wobei mich schon in Jugendjahren die Begegnung mit solch einem „Abseitigen“ in der Ardechè in Frankreich fasziniert hatte. Und doch sind wir nicht vollkommen verschollen und fernab der Zivilisation mit medizinischer Versorgung u.s.w. Wie die Steinzeitmenschen leben wir hier keineswegs, und wollen das ja auch gar nicht. Uns ging es nie um ein Aussteigen zurück ins Mittelalter. Warum soll man auf die Fortschritte in Technik und Medizin verzichten, nur weil man keine Lust mehr hat, sich weiterhin im Hamsterrad dieses „Systems“ fortzubewegen?
Nein, das geht schon alles auch anders und durchaus auch angenehm. In einigen Bereichen der teilweisen Selbstversorgung durch selbst heran gezogenes Obst und Gemüse als Beispiel, konnten wir über einige Jahre hinweg Kosten beim Einkauf von Lebensmitteln sparen.
Abgesehen davon, wurde dadurch eine totale Bio-Qualität nebenbei generiert, die im Lebensmittelhandel grundsätzlich einen satten Preisaufschlag bedeutet. So hatten wir wegen Selbstversorgung inklusive meiner neu entdeckten Vorliebe bei Anbau und Pflege von alten, sehr aromatisch schmeckenden Tomatensorten, „spielerisch“ und zunächst unbeabsichtigt, gesundes Obst und Gemüse in unsere Speisepläne eingebaut. Mehr Bio als bei uns geht nicht, wie ich bei meinen Recherchen in Bezug auf die Vorgaben dafür später feststellen durfte.
Über meine Gedanken mitsamt persönlicher Erfahrungen zum Auswandern und/oder Aussteigen mit Ziel Kroatien, werde ich in einem meiner nächsten Artikel etwas ausführlicher eingehen. So viel aber kurz und knapp zu diesem Thema vorab schon mal: Einfach ist es nicht, seine Träume zu leben, weil sie allenfalls in der Theorie sofort „ganz gut funktionieren“ 🙂 Das ist aber keine Erkenntnis, die nur für eine Zuwanderung in das Land Kroatien gilt. Wie schon gesagt, dazu viel mehr Infos in einem meiner nächsten Beiträge.
Genießen kann man das Leben hier und heute ganz gut auch mit dieser doofen Seuche. Ich beziehe mich mit dieser Aussage auf die Region, in der wir leben, also Bjelovar-Bilogora. Wir haben – sicher auch aufgrund der schwachen Bevölkerungsdichte – hier bis heute sehr wenig Infizierte. In unserem direkten Umfeld gar keine. Das Ausgehen ist hier angenehm preiswert. In jedem Fall günstiger als in den meisten Orten an der Küste. Ich habe auch festgestellt, dass im Gegensatz zu früher, sich das kulinarische Angebot gewandelt, die Palette an Speis und Trank sich verbreitert wie auch internationalisiert hat. Ich glaube auch, dass bei vielen Leuten – nicht nur den Jüngeren! – bewussteres, der Gesundheit zuträglicheres Essen angekommen ist. Und doch wird durch breitere Angebotspaletten an vielen Theken von Imbissbuden und Bäckereien weiterhin ganz schöner „Mist“ verkauft. Vor allem in unzähligen Variationen Essbares aus Weißmehl. Relativ günstig zu erwerben, sieht man dann halt auch genügend wohlbeleibte Mädels mit den großen Backstücken in der Hand auf den Straßen herum stapfen. Alles also ziemlich ähnlich wie in Deutschland und anderen Ländern der EU. Schade.
Wobei ich nicht grundsätzlich die Weißmehl-Überfressung an den Pranger stellen möchte. Ich stehe selbst total auf französisches Baquette, wobei ich bislang außerhalb von Frankreich noch kein vernünftiges vorgefunden habe. Und die italienische Pizza…grandios, wenn man das Original erwischt. Damit meine ich natürlich nicht das tiefgefrorene Zeug.
So, genug für heute meiner Gedanken zum Leben und Essen hier in Kroatien, wie in anderen europäischen Gegenden.
Es ist angenehm festzustellen, dass zunehmend mehr Menschen sich Traditionen und Eigenheiten kulinarischer Art zurück besinnen und widmen. Die Europäische Union scheint hierzu mit ihren Regeln und „Gesetze“ stellenweise hinderlich zu sein. Die Herkunft von Tieren, Obst und Gemüse darf zum Teil bei Fertiggerichten bzw. weiter verarbeiteten Lebensmitteln verschwiegen werden; sie muss also nicht auf der Verpackung angegeben sein. Hierzu zählen übrigens im Einkauf sehr geläufige Waren, wie beispielsweise der Schwarzwälder Schinken. Wo das Schwein für den Schinken geboren und aufgewachsen ist, finde ich jedenfalls auf den bisher von mir gekauften Packungen nirgends vor. Gerne stelle ich auch Tomatenmark und die so genannten geschälten Tomaten in Dosen „an den Pranger“. Warum gibt es eigentlich Produkte dieser Art, die mit aus importieren Tomaten aus China gefüllt sind, aber diese doch eigentlich wichtige Information auf der schön italienisch gestylten Verpackung nicht drauf steht?
Entbehren solche „Regeln“ seitens der EU nur für für mich jeder Logik? Eine optische Täuschung ist es ja nicht, dass ich meist nur als Verpackungsland Italien auf so vielen Tomatendosen lesen kann, aber eben nicht, woher der Hauptinhalt stammt.
Nicht, dass ich alles, was auch China oder sonst wo her kommt, für schlecht oder bedenklich halten würde. Mir geht es um die sicher nicht „unbewussten Irreführungen“ der Verbraucher in den von mir als Beispiel genannten Fällen.
Peter meint
Gruss. Ich lebe in Stubica 😉
Tomaten Michel meint
Hallo Peter,
freue mich sehr von jemand zu lesen, der wie wir in Zentral-Kroatien lebt. Auch ein Zugezogener oder Rückkehrer?
Meiers meint
Meine Frau, ein Hund und eine Katze, sind mit mir zusammen am 15.5.2016 nach Varazdin ausgewandert, Wir sind beide deutsch, deutscher geht nicht :-))
Von Dir oder euch aber 2 Stunden entfernt?
Meld Dich mal, wir sind gespannt auf den wahren Grund eures Flüchten aus Afrika :-))
Greetings from junior-fucking-town Meiers in Varazdin
Tomaten Michel meint
Hallo… was für wahre Gründe sollen wir gehabt haben? Steht doch auf unseren Webseiten alles geschrieben.
Und noch ist Deutschland nicht Afrika, also bitte.
Ihnen schönen Abend noch.
Michel