Selbst backen macht als Expat besonders große Freude.
Warum bin ich bloß nicht viel früher auf die Idee gekommen, mich mit dem Backen von Brot zu beschäftigen? Statt dessen jammerte ich bisweilen hier in meinen Berichten herum, dass ich in Kroatien weder ein Baguette wie in Frankreich kriege, noch ein würziges Sauerteigbrot wie vom guten Bäcker in Deutschland. Gut drei Jahre lang mich mit aller Akribie meinem Tomatenanbau gewidmet, fiel es mir im Traum nicht ein, mich auch selbst mal als Bäcker zu versuchen.
Statt dessen jubelte ich, wenn mir in Kroatien mal ein Brot begegnete, dass mal etwas anders als das weiße, weiche Einheitsbrot war. Berühmt war das kroatische Weißbrot ja nie gewesen, aber es hat früher – oh Jemine, das war ja in den 1970/80ern – mal besser geschmeckt, finde ich.
Ehrlich gesagt, war aus meiner Sicht aber auch das deutsche Brot früher mal besser. In den letzten Jahren vor meiner Auswanderung nach Kroatien, hatte ich öfter mal geschimpft über das, was mir an Brot für relativ teures Geld angedreht worden war. Und weil manch Einer glaubt, er würde sich besonders gesund ernähren, wenn er wie ein Huhn Körner frisst, machten die Back-Designer einen Trend daraus. Man leerte einfach eine Schaufel Körner in den Brotteig, in dem es sich gut machte. Dann wurden daraus gefühlt 95 neue Varianten an Fitness-Broten, von denen 2 bis 3 unterschiedlich schmeckten. Im Mittelalter haben das die Leute aus der Not heraus gemacht. Der Grüne gelehrte(-h+e?) Mitbürger anno 2000, sah im Vollkorn mampfen einen Vorteil für die Gesundheit. Für sein Gedärm zwar ungewohnte Schwerarbeit, aber für die Geldbeutel der Backindustrie eine leichte Art sich bereichern zu können.
Die Idee, einfach selbst mal Brot zu backen, um vielleicht doch nochmal auf den Geschmack der 1970er zurück zu kommen, wollte ich nicht wirklich in die Tat umsetzen. Ich meinte, dass man Bäcker doch nicht drei Jahre lang für die Katz lernt. Wie sollte ich mich als Laie an dieses Handwerk so nebenbei mal wagen. Diese Ehrfurcht vor ordentlich gelernten Berufen in Handel und Handwerk, war mir im Deutschland meiner Jugendzeit in Fleisch und Blut übergegangen. Das Zeitalter von Wikipedia und dem schnellen und einfachen Austausch von Informationen jedweder Art über das Internet, ließ dann auch mich mutiger werden.
Natürlich gibt’s noch länger als das Internet den Brotbackautomat (BBA). Mit ihm lässt sich auf Knopfdruck aus einer Brotbackmischung ein einigermaßen „gutes“ Brot sehr leicht herstellen. In grauer Vorzeit habe ich das auch mal ausprobiert gehabt. Allerdings in Deutschland, als es dort noch weniger Großbäcker mit industriell hergestellten Backwaren gab. Damals fanden sich noch Bäcker in jedem Dorf. X verschiedene Kleinbäcker standen sich in den Städten in Konkurrenz gegenüber. Mit Freunden und Nachbarn unterhielt man sich über das beste Brot vom vermeintlich besten Bäcker in seinem Umfeld. Bei einem anderen empfand man dessen Laugenbrezel als die beste der Welt.
Ein Traum für den Kunden von heute.
Denn diese unterhaltenswerte Unterschiede sind selten geworden. Sicherlich liegt das nicht nur an Fertig-Backmischungen und automatisierten Großback-Betrieben. Es lässt sich auch weniger über die Bäckereien unterhalten, weil wenn es nur zwei verschiedene mit jeweils 5 Filialen in einer Kleinstadt gibt, kann es nicht mehr viel Unterschiede geben. Das ist fast so einheitlich schlimm wie mit Mc Donalds oder diesem komischen Subway mit dem einzigartig geschmacklosen Sandwich-Brötchen. Immerhin trägt das dortige Personal, das sich „Sandwich-Artist“ nennen darf, einheitlich grüne Klamotten.
Vermutlich wird sich jeder Ausgewanderte früher oder später – oder so wie ich: gleich! – nach dem Grundnahrungsmittel Brot sehnen, mit dem er einst in seiner Heimat aufgewachsen ist. Zumindest vermitteln mir die verschiedenen Äußerungen von Bekannten und Kollegen im Ausland diesen Eindruck.
Ich liebe aromatisches Weißbrot. Das für mich eindeutig beste wird nach wie vor in Frankreich hergestellt.
Mit wunderbar würzigem Mischbrot bin ich in Deutschland groß geworden. Damals kümmerte ich mich noch nicht so um die Details der Zutaten so wie heute.
Längst weiß ich auch, dass hinter guten Essen auch besonders gute Zutaten stehen. Hierfür stehen für mich einzigartig ganz vorne die Italiener. Wobei es mehr das Kochen, weniger das Backen betrifft. Viel Arbeit und Zeit lassen sich die Franzosen mit ihrem traditionellen Baguette. Da merkt man! Aber auch in Frankreich gibt es (leider) längst auch schon Boulangeries, die durch Automatisierung und Lebensmittel-Chemie Zeit und Personal sparen. Den Unterschied schmeckt man, auch wenn nicht so deutlich wie zu ihren Kollegen in Deutschland. Das Baguette dort aß ich im Notfall oder aus Höflichkeit gegenüber meiner Gastgeber. Ansonsten hatte ich es von Baden-Baden ja nicht weit über die Grenze ins Land der besten Baguettes der Welt.
Die Deutschen, Schweizer und Österreicher haben richtig geiles Brot, w e n n sie es traditionell zubereiten. Sogar wenn sie auf moderne Hilfsmittel der Industrie beim Backen zurückgreifen, ist es oft noch schmackhafter, als das, was einem als Brot in Spanien, Marokko oder Griechenland begegnet. Und mit diesen weißen Fladen auf türkische Art, kann ich noch weniger anfangen. Alles Notfall-Beilage zu Kebap, Ćevapi u.s.w. – für mich wohlgemerkt. Ich bin eben in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen. Das ist doch nicht schlimm. Und dass man das Brot in Deutschland – gleichsam Austria&Switzerland – lieben lernen kann, beweisen mir unter anderem die Kroaten hier vor Ort, die aus Österreich, der Schweiz oder Deutschland zurück gekehrt sind. Sie suchen bei Kaufland und Lidl nach Brotarten, die sie über die Jahre woanders schätzen gelernt haben. Der letzte ältere Heimkehrer mit dem ich mich unlängst auf dem Parkplatz des Lidl-Weltversorgungs-Laden unterhielt, berichtete mir, dass seine Frau schon lange hier in Kroatien eigenes Brot backt.
Dasselbe mache ich seit einigen Monaten ebenfalls. Und Ja, es gibt echt nichts besseres als das selbst gebackene Brot.
Schnelles Weizenmischbrot mit Sauerteig
Es ist das erste einzigartig gute Mischbrot, das ich jedem Anfänger und Fortgeschrittenen besten Gewissens zum nachbacken empfehlen kann. Wenn nicht beim ersten Versuch, dann wird es beim zweiten perfekt gelingen. Ich weiß, wovon ich hier berichte, denn die Pleiten und Pannen beim Backen als Newcomer sind mir leider bestens bekannt. Ich hatte bis zu diesem Rezept unzählige andere ausprobiert. Nicht, dass alle vom Ergebnis nicht essbar geworden wären, aber ich suchte nach dem perfekten Brot auf deutsche Art!
Ich habe bei all meinen Versuchen auch ein unglaublich gutes Baguette-Rezept auf original französische Art entdeckt und erfolgreich ausprobiert.
Zunächst will ich mich hier aber mit den Brotrezepten beschäftigen, für die man – in manchen Fällen auch Dank moderner Hilfsmittel aus der Lebensmittelindustrie – nicht einen oder gar zwei Tage bis zum eigentlichen Backtag warten muss. So viel Zeit und Lust habe ich nicht immer, um ein gutes Brot nach meinem Geschmack zu backen. Manchmal muss es halt sofort sein!
Zu den mehr oder weniger „Sofort-Broten“ gehört das heute von mir vorgestellte Brot nach Sauerteig-Art.
Es ist im Ergebnis genau so gut, wie das von mir bevorzugte Mischbrot aus meiner Zeit in Baden-Baden. In der damaligen Bäckerei Zachmann gab es ein sehr ähnliches Brot. Es ist innen lange leicht feucht, fluffig und ungleichmäßig fein- und großporig. Jedoch nie mit so großen Zimmerchen für den Bäckerschlaf in der Krume ausgestattet. 🙂
Außen ist es recht glänzend ohne Mehlanhaftungen, und die Kruste lange knusprig.
Dieses Brot ist jedenfalls unser Hausbrot geworden, welches wir rund drei Mal die Woche frisch backen. Jeder Expat bzw. aus deutschsprachigen Ländern Ausgewanderte, kann nur von diesem Rezept begeistert sein. Die meisten Zutaten dafür sind wohl nahezu überall erhältlich. Roggen sauer kann man auch durch anderes Sauerteig-Extrakt ersetzen. Und Backgewürz ist auch überall online bestellbar.
Ich liebe das Brotgewürz bayerische Art von Hobbybaecker.de. Dort bestelle ich auch immer einige andere Zutaten, die ich eben nur dort bekomme; Manchmal eben auch deshalb nur, weil keine andere Firma mir die gewünschten Dinge nach Kroatien liefert.
Wenn Sie sich an mein hier auch ausdruckbares Rezept für ein 800 Gramm großes Mischbrot halten, wünsche ich Ihnen schon mal guten Appetit. Dieses herrlich aromatische Mischbrot lässt sich auch pur gut genießen.
Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass man sich – vor allem als Anfänger! – unbedingt sehr genau an die Backrezepte halten sollte. Mit zunehmender Erfahrung kann man dann auch mehr experimentieren, ohne dass man Geld zum Fenster hinaus wirft.
Kissikiss meint
Bevor ich etwas zu Deinen Tips mit dem Brot kommentieren wollte, musste ich mir etwas von den empfohlenen Wundermitteln besorgen. Eine Freundin aus Deutschland bestellte mir vor ihrem Besuch bei uns ein paar Sachen bei diesem Hobbybaecker. Sie hatte eh für ihre Frankreich-Tour ihre hübsche Erscheinung bei uns in Lyon fest eingeplant gehabt.
Geizig bin ich nicht, doch 14,90€ Porto um zwei Päckchen Backhilfen zu probieren, ist dem Wucher nahe.
Ich kann mir vorstellen, dass sich der Aufwand für Deutsche in Paraguay, Mexiko und Thailand mehr rechnet. Dieses Roggensauer stark ist für mich Faulpelz absolutely top. Ich fress mich trotzdem lieber am Franzosenbrot zu Tode. Das geile deutsche Weizenmischbrot wird mit dem Wundermittel so lange gebacken werden, bis nichts mehr da ist. Dann mal weiter sehen…