Nur weil wir uns Selbstversorger schimpfen, sind meine Frau und ich noch lange keine Verächter von Fertigprodukten oder convenience food. Am liebsten sind uns trotzdem die selbst eingemachten oder eingefrorenen Produkte. Frei nach dem Motto: „was mich mich nicht tötet, macht mich nur noch härter“, gibt’s aus Zeitgründen dann aber doch immer mal Fertigprodukte, die ich nur noch auf den Grill oder in die Pfanne legen muss, um sie allenfalls noch mit ein bisschen eigener Würze und Beilagen nach eigenen Vorstellungen, zu einem lecker und relativ schnell erledigten Mampf-Gelage verwenden kann.
Hackfleisch-Produkten traue ich in Bezug auf Frische und Qualität nie so richtig über den Weg. Ebenso wenig wie den in zumeist überwürztem Öl eingelegten Grill-Steaks beim Metzger. Diese Betrachtung gilt übrigens nicht nur für die angebotene Ware in Kroatien. In Deutschland habe ich diesbezüglich schon die übelsten Erfahrungen machen müssen. Warum sollten alle Geschäftemacher in Kroatien moralisch besser als ihre Mitmenschen in anderen Ländern ticken?
Gut, vielleicht gibts einige mehr davon in Croatia, weil die einfach hier nicht so gut wie in Germany überwacht werden.
Statt selbst das halbfertige Zeugs mit all seinen „zulässigen“ Konservierungszutaten aus dem Supermarkt zu Hause zu kochen, kann man sich das Essen auch gleich in irgend welchen Restaurants fertig zubereitet auf den Tisch servieren lassen. Wobei es schon ein bisschen unverschämt ist zu behaupten, man hätte zu Hause „gekocht“, nur weil man ein paar Kartoffel geschält und Reis als Beilage zu den fertig geformten Cevapcici gekocht hat. Wie erbärmlich ist es denn, in solchen Fällen überhaupt von Kochen zu reden.
Leider bekommt man im Normalfall und zu diesen – aus meiner Sicht – traumhaft günstigen Preisen, auch in Kroatien nichts anderes, als convenience food in sehr vielen Restaurants. Nicht, dass es schlecht schmecken würde, unter Zugabe selbst kreierten Beigaben, aber mit Kochen hat all das nur am Rande etwas zu tun. Eher „mit der Kunst“ die Zusammenstellung als ein besonders leckeres Essen zu verkaufen.
Mindestens zwei Restaurants hier in der Provinzstadt weit abseits des Touri-Getümmels an der kroatischen Adria, beweisen eindeutig, dass ein Unterschied zwischen einem Essen am Meer und dem 250 Kilometer entfernt gelegenen Lokal im Hinterland überhaupt nicht feststellbar ist. Die einen können den convenience food gut zubereiten, die anderen nicht. Das ist der einzige Unterschied, der aber nichts mit der Lage der Lokalität im Land zu tun hat. Ich liebe die mediterrane Küche, doch es ist mir egal, wo mir dieselbe serviert wird. Hauptsache, sie die Zutaten sind gut und frisch, und der Koch hat eine Ahnung von dem, was er tut.
Logisch, dass im höher preisigen Segment mit frisch gefangenem Fisch die Geschichte wieder anders aussieht. Ich rede hier aber von den Speise-Angeboten, wie sie mir an der Küste und im Hinterland an allen Ecken begegnen. Eben bezahlbar von fast jedem, sogar den Einheimischen.
Einziger Unterschied: Dort wo ich lebe, kostet das aus convenience Produkten zubereitete Essen ungefähr die Hälfte. Sogar ein halber Liter Bier vom Faß kostet in Bjelovar lediglich 15 Kuna. Die Halbe aus der Flasche gibts ab 11 Kuna in den Lokalitäten.
Ich muss nur die Augen schließen, den Duft der hier sehr sauberen Luft einatmen und schon bin ich für ein paar Augenblicke am Meer.
Es riecht halt nach Fisch, Knoblauch und Kräuter hier
… und Erinnerungen an Urlaube an der Küste.
Wir nennen uns übrigens ganz bewusst Teil-Selbstversorger, weil wir eben manchmal keine Lust oder Zeit haben, unser Mittag- oder Abendessen aus Zutaten aus eigenem Anbau und ggf. Fleischerzeugnissen von Bauern aus dem Dorf zuzubereiten. Dann gehts entweder kurz in die preiswerte Konoba oder – so wie im heutigen Beispiel – werfen den Holzkohle-Grill an und brutzeln darauf die bei Lidl gekauften ćevapi auf bosnische Art. Sie sind wirklich lecker, auch wenn mir nicht alles auf der Zutatenliste gut gefällt. Aber einen Tod muss man sterben, will man aus Bequemlichkeit sündigen…
Ich würde sowieso am liebsten alles selbst herstellen, und werde das bald auch tun, wenn wir uns eine neue Küche anschaffen, die zur eigenen Wurstherstellung auch hygienischen Gesichtspunkten, wie ich sie mir vorstelle, entspricht. Ab dann gibt es sicher auch aus selbst durchgedrehtem Hack auf Vorrat die Cevapcici. Was gibt’s besseres als „Fertigprodukte“, die man selbst hergestellt hat und weiß, was wirklich drin „versteckt“ ist.
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