Rollende Blechbüchsen machen Frauen und Männer stark?
Welcher Autofahrer hat nicht schon ruppige und rücksichtslose Zeitgenossen im Straßenverkehr erlebt. Mit Interesse stellte ich im Laufe der vergangenen Jahre fest, dass anscheinend auch das weibliche Geschlecht hinter dem Steuer sich zunehmend wie ein Aggro-Zombie benimmt. Natürlich sind die die üblen Idioten*innen immer die anderen. Ich selbst bin mit den Jahren der biologischen Alterung etwas „cooler“ hinter dem Steuer geworden; glaube ich. Und doch ertappe ich mich auch heute noch hin und wieder, dass ich andere Schleicher, Drängler und sonstige Behinderte mit Schimpfkanonaden überziehe. Selbstverständlich hört niemand, was ich im einzelnen so von mir gebe. 🙂
Wenn ich wie früher in den guten, alten Zigarettenraucher-Zeiten auf dem Wut-Level des Männchens aus der HB-Werbung bin, kommen auch schon mal ganz wüste, in Kroatien erlernte Worte, über meine Lippen. Da sind auch schon mal ganz leckere Bezeichnungen dabei, die ich hier lieber nicht nennen möchte. Viel mehr als die halbe Welt muss man sich ja nicht zum Feind machen …
Kroaten können nicht Autofahren?
Manche können es tatsächlich nicht, und werden es wie so viele anderen Menschen auf dem Planeten auch nie lernen. So gesehen, ähneln wir uns alle sehr stark. Die Kroaten können also so gut und schlecht wie die allermeisten Verkehrsteilnehmer auf in Europa Auto fahren.
Etwas unfreundlicher und rücksichtsloser als die mir aus Deutschland gewohnten Führer von PKW’s scheinen mir die Kroaten dann aber doch zu sein. Vielleicht ist das von mir ja nur „gefühlt“ der so der Fall. Ich kenne dazu weder Statistiken, noch führe ich selbst hierzu irgend welche Strichlisten. Die Erbsenzählerei überlasse ich schon seit ich Denken kann denjenigen, die scheinbar von niemandem geliebt werden.
Wenn meiner Frau oder mir mal in der Warteschlange im Supermarkt ein Mensch auffällt, der einen Wartenden mit ein, zwei Artikeln in der Hand vor sich lässt, erschreckt der Vorgelassene ob so viel unerwarteter Freundlichkeit nicht gerade selten; ist er doch etwas ganz anderes gewohnt.
Wenn Sie aus einer Parklücke rückwärts raus fahren möchten u n d tatsächlich von einem anderer PKW-Fahrer heraus gelassen werden, dann nur deshalb, weil der vermeintlich rücksichtsvolle Mitmensch den frei gewordenen Parkplatz haben möchte. Sie brauchen sich wegen seiner „Rücksichtnahme“ also nicht vorschnell mit einem winkenden Lächeln aus dem Auto bedanken.
Selbstverständlich gibt es die berühmten Ausnahmen von der von mir gefühlten „Regel“ wie überall auch hier in Kroatien.
Ich erlebte beispielsweise, wie mich ein älterer Herr Ende 50 (ab 50 ist man doch „älter“, oder?) auf einem überfüllten Parkgelände zu sich winkte und mich mit Gesten wissen ließ, dass er seinen Parkplatz gleich frei machen würde. Obendrein überreichte er mir vor der Einfahrt sein Parkticket, welches noch fast zwei Stunden gültig war. So viel Freundlichkeit erwarte ich gar nicht, weder in Kroatien noch sonst irgendwo von den anderen Mitmenschen, die sich oft zeitlich und mental im Stress befinden zu scheinen. Und doch hat der vor genannte Ausnahmefall auch bei mir nochmal die eigene, angeborene Nettigkeit gepusht. Nur Parktickets kann ich zwischenzeitlich nicht mehr verschenken, weil ich seit einem halben Jahr die sehr bequeme und praktische Ticketbezahlung über eine App mit meinem Smartphone vornehme.
Hupender Aggro-Depp auf Kaufland-Parkplatz in Bjelovar
In einer Meldung vom 13.9.2020 berichtet die Nachrichtenseite „Bjelovar live“ über einen 26 Jahre jungen Autofahrer der sich auf dem Gelände des Kaufland Supermarkts wohl einen Parkplatz „frei hupen“ wollte. Jedenfalls schien ihm die Prozedur des Ausparkens zu lange zu gehen, worauf ihm ein 62 Jahre alter Mann mitteilte, dass die lange Wartezeit mit einer Behinderung des Ausparkenden zu tun hätte.
Wie auch immer, jedenfalls landete der ältere Mann schlussendlich auf der Motorhaube des ungestümen Hupers, der darauf hin das Weite suchte, jedoch von der Polizei ermittelt werden konnte.
Solche Vorfälle überraschen mich nicht wirklich. Nur, dass es wohl eher selten der Fall ist, dass Autofahrer-Aggressionen dann auch in körperlichen Auseinandersetzungen münden. „Helden*innen“ sind die Deppen*innen zumeist nur in ihren rollenden Blechkisten.
Ich weiß nicht mehr in welchem meiner Blog-Beiträge ich den Vorfall mit so einer dummen Kuh beschrieben hatte. Jedenfalls hupte auch sie wie eine Blöde vor einem freien Parkplatz direkt neben uns, obwohl sie sehen konnte, dass meine Frau die Beifahrertür deswegen noch geöffnet hatte, weil sie ihre Handtasche aus dem Fußraum noch angeln musste. Das juckte diese Frau aber nicht, weil ihre Begierde den Parkplatz neben uns in Beschlag zu nehmen, ihr überaus wichtig erschien. Nachdem diese Frau eingeparkt hatte, fragten wir sie, weshalb sie so aggressiv gehuppt hatte. Sie entschuldigte sich darauf für ihr Verhalten.
Ich denke, die meisten Heinis und Heininnen hinter den Lenkrädern erschrecken, wenn man ihnen gegenüber steht und sie nach den Gründen ihres Verhalten befragt.
Fakt ist aufgrund meiner mehrjährigen Erfahrungen hier, dass man in Kroatien sehr wahrscheinlich etwas mehr rücksichtslosen Autofahrern als z.B. in Deutschland begegnet. Weiter ist das nicht dramatisch, aber durchaus erwähnenswert, wie ich finde. Klar, man gewöhnt sich auch daran irgendwann. Nur darf man aus Sicht meiner Frau und mir nicht jedes schlechte Benehmen aus Gründen der Gewohnheit tolerieren. Frechheit darf nicht siegen, sondern nur die Freundlichkeit! Bitte nicht mit übertriebener Gutmütigkeit verwechseln, die von vielen Zeitgenossen leider auch als Dummheit bewerten und ausgenutzt wird!
Bis zu Europas Sommerferien 2020 gab es kaum Corona-Infizierte bei uns im Hinterland von Kroatien
Logisch wie auch verständlich, dass Urlaubsländer wie Kroatien unter den Berichten über die Pandemie, den Maßnahmen und Reisewarnungen leiden. Der Deutschen liebste Urlaubsländer, allen voran die zweite Heimat der Deutschen, die spanische Insel Mallorca, scheinen derzeit nicht gut besucht zu sein. Hinzu kommen die letzten Meldungen von stark erhöhten Infektions-Zahlen auf der früher oft auch verächtlich genannten“Putzfrauen-Insel“ der Deutschen. In den letzten Jahren nahmen die Klagen über den Party- und Sauf-Tourismus zu. Die Insel-Oberen suchten nach Auswegen. Die Suche nahm im Frühjahr 2020 ein vorläufiges Ende durch die Seuche namens Covid-19 und den damit einhergehenden Vorsichtsmaßnahmen. Was für ein Jammer für alle Menschen, die mit dem Tourismus Geld verdienen. Die Organisatoren und zumeist nur unter Insidern bekannten „Sanges-Stars“ aus der Druckbetankungs-Szene, hatten aber schon in Bulgarien und Kroatien Ausweichstätten für ihre Veranstaltungen der bisweilen bizarr anmutenden Art gefunden. Auf der Insel Pag feierte man gewaltig ab, doch auch von dort mehren sich Beschwerden über Europas Ballermänner*frauen.
Die Infektionszahlen stiegen erwartungsgemäß mit Beginn der sommerlichen Urlaubsmonate 2020. Zunächst nur an in Küstenbereichen sowie der Hauptstadt Zagreb. Logisch, dass auch das kroatische Hinterland etwas vom Virenaustausch der Touris mitbekommt, wenn auch später und offenbar in (noch) geringer Anzahl. Lieferanten und Personal der Tourismus-Branche kommen häufig aus Zentral-Kroatien und fangen sich bei der Gelegenheit manchmal auch Covid ein, so wie bis in die heutige Zeit noch über Flugzeuge und vor allem Schiffe exotisches Getier und Pflanzen in der Welt verteilt werden, die Mensch und Natur nicht immer gut tun.
Doch nicht nur feierfreudige Europäer vereinen sich und ihre Mitbringsel in den Urlaubsregionen.
Deutsch-Kroaten auf Sommerfrische in der Heimat
Für die meisten Kroaten, die in Deutschland leben und arbeiten, ist und bleibt Kroatien die ursprüngliche Heimat. Selbst wenn viele von ihnen schlussendlich nie auf Dauer in ihre Heimat zurückkehren, beteuern sie ihre Zugehörigkeit und sind stolz in dem wunderschönen Land geboren worden zu sein. Umso länger sie aber im Ausland leben, desto weniger betrachten ihre Landsleute in der Heimat als „echte Kroaten“. Aber das ist so ein spezielles Thema, dem man besser irgendwann einmal extra einen Blogeintrag widmet.
Jedenfalls besuchen viele Kroaten in Verbindung mit ihren Sommer- und Weihnachtsurlauben ihre Heimatorte alljährlich wenigstens für ein paar Tage. Weniger erfreulich waren allerdings die Folgen des Besuchs eines kroatisch-stämmigen Ehepaars vor etwa drei Wochen, welches an einer Hochzeitsfeier hier in Bjelovar teilgenommen hatte. Neben den Hochzeitsgeschenken hatte es Covid-19 aus Deutschland mitgebracht. Bislang zählt man sieben Personen, die sich bei dieser Hochzeitsfeier angesteckt haben sollen. In Presseberichten werden keine „intimen Details“ hierzu veröffentlicht, doch verheimlichen lässt sich bei uns in der Provinz so gut wie nichts. Einen Polizist, eine Krankenschwester oder Behördenmitarbeiter kennt jeder. Und falls nicht, dann einen Taxifahrer, der über fast alles, was im Umkreis von 30 Kilometer an kleinen und großen „Skandalen“ passiert, ziemlich gut bescheid weiß.
Wenn es richtig schön wird, kann man nicht aufhören
Sie kennen sicher den Spruch, dass man aufhören sollte, wenn es am schönsten ist. Ich habe in der Vergangenheit wahrscheinlich oft übersehen, wann es am schönsten ist. So ging oder geht es sicher nicht nur mir.
Ich kann aber deshalb nicht behaupten, dass Kroaten besonders locker mit der Pandemie bzw. den damit verbundenen Vorschriften und Vorsichtsmaßnahmen umgehen. Die Einen sorgen sich mehr, die Anderen weniger um ihr eigenes und das Leben ihrer Liebsten. Alles also ganz so wie ich es aus Deutschland kenne. Zu „locker“ bzw. unbedacht in Verbindung mit Abstandswahrung und dem Maskenfetisch werde vermutlich auch ich bei einem Fest mit zunehmend ansteigendem Alkoholpegel. Gut, ich würde heute wahrscheinlich den Schlauch im Hals, um damit den Inhalt einer Dose Bier in den Magen zu pumpen, ablehnen. Auch auf das Gruppenschlürfen von Alk aus einem Putzeimer stand ich noch nie. Doch diese und ähnliche Vorlieben beim gemeinsamen Feiern sind ja nicht einzig und alleine gute Möglichkeiten, den Viren und Bakterien anderer Leute im eigenen Körper eine neue Heimat zu bieten.
Hier im wenig touristisch bereisten Hinterland sind die Fallzahlen vergleichsweise niedrig, auch wenn „die doofen Gastarbeiter“ aus Deutschland einem Sorgen machen können 🙂
Aber ernsthaft, nach meinen Beobachtungen halten sich die meisten Leute an die Regeln. Einzelne Ausreißer gibt’s natürlich immer mal. Wobei mir immer wieder ausgerechnet der Discounter Lidl negativ auffällt. Im Eingangsbereich steht ein Spender mit Desinfektionsmittel. Nur ist keines drin. Mehrmals schon ist uns das bei den Einkäufen aufgefallen. In den von uns besuchten Restaurants wird auf Desinfektion und Abstandhaltung geachtet. Demos oder sonstige Äußerungen des Unmuts wegen dem Maskentragen, das hierzulande anscheinend nicht als so freiheitseinschränkend wie von quer und schräg denkenden Menschen in Berlin oder Stuttgart betrachtet wird, habe ich hier nirgendwo beobachten können.
Wohlauf, liebe Leser, die Gedanken sind natürlich frei!
Ich wünsche jedenfalls allen Menschen beste Gesundheit, sowie ein langes und angenehmes Leben.
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