Jährlicher Check beim kroatischen TÜV
Über das allgemein so beliebte Auto-Thema habe ich bisher wenig geschrieben. Warum? Ich denke, dass ich zu den wenigen gehöre, die sich von Autos emotional kaum berührt fühlen. Selbstverständlich fühle auch ich mich auf Reisen in einem neuen, technisch auf neuestem Stand befindlichen Auto recht wohl. Ich fahre auch gerne – und vermutlich auch ganz gut – Auto. Als junger Kerl, der (zu?) früh eine Familie mit Kindern gründete, musste und wollte ich Geld anschaffen. So geschah es, dass ich neben meiner Hauptanstellung im öffentlichen Dienst – damals kratzte das noch niemand, zeitweilig zwei weitere Jobs hatte. Einen als Rettungswagen-Fahrer, einen anderen als Taxi-Fahrer. Letzterer – insbesondere nachts, war ein echtes, spannendes und manchmal sehr prickelndes Abenteuer in der mondänen Kurstadt der Alten und Reichen. Dazu, liebe Leser, werde ich einen extra Beitrag schreiben. Wobei vielleicht auch ein ganzes Buch daraus werden könnte. Erinnern Sie mich daran, wenn Sie hierzu in den nächsten Wochen von mir nichts zu lesen finden. Glauben Sie mir, es lohnt sich echt, etwas aus dieser „Schatzkiste meiner teilweise sehr außergewöhnlichen Erlebnisse“ etwas erzählt zu bekommen. Das wahre Leben schreibt oft Drehbücher, die kaum zu glauben sind.
Zurück zum eigentlichen Thema heute. Als erstes wurde ich rund ein Jahr nach meiner Einwanderung mit Rückkehr-Option von einem rollenden Zoll-Kommando in Kroatien überprüft. Diese staatlichen Wegelagerer mit der Aufschrift “ Carina “ sah ich eine ganze Zeit lang tagtäglich durch die Gegend hier fahren. Insbesondere auf den Parkplätzen vor Supermärkten lungerten sie ständig herum. Wenn sie dann ihre Landsleute, die in Deutschland und Österreich leben und arbeiten, vor oder nach Feiertagen – insbesondere Ostern und Weihnachten – erwarteten, verstärkten sie ihre Jagd nach Autos mit deutschen oder österreichischen Kennzeichen. Insbesondere ging es um Gebrauchtwagen, die mutmaßlich illegal eingeführt werden. Dazu muss man wissen, dass Kroatien zwar keine eigene Autos herstellt, aber den eigenen – eigentlich gar nicht vorhandenen – „Automarkt“ schützen will, indem es die Einfuhr von auswärtigen Fahrzeugen hoch besteuert, und künstliche Gebühren darauf donnert. EU?
Wie auch immer, ich war auch irgendwann ein Opfer. Ein vermeintlich ganz schlaues Burschi vom kroatischen Zoll wies mir durch meine alten Autobahngebühren-Aufkleber auf der Windschutzscheibe nach, dass ich mich länger als ein halbes Jahr nicht aus Kroatien heraus bewegt habe. Für den Nachfahren aus Titos Schikanen-Staat war das ein „Beweis“. Er hätte keinem ordentlichen Gerichtsverfahren Stand gehalten, weil von und nach Kroatien komme ich je nach Lust und Laune sogar ganz ohne Plaketten auf der Windschutzscheibe. Aber gut, ich wollte sowieso die bald 20 Jahre alte Karre von mir im ehemaligen Jugoslawien registrieren lassen. Die „Strafe“ sollte billiger ausfallen, wenn ich mit der Anzeige einverstanden bin. La La La… mit fast so unverschämten Drohungen wie einst von Titos Untertanen, wenn auch netter vorgetragen, unterschrieb ich mein Schuldeingeständnis. Wenig später machte ich den ganzen Registrierungs-Mist mit, der einer psychischen Folter gleich kam. X mal zu verschiedenen Ämtern an verschiedenen Tagen. Anforderung von Papieren bei Renault in Zagreb, was gegen Gebühr gut klappte. Logo, gegen Gebühr geht hier fast alles ganz gut. Ich will hier jetzt nicht den ganzen Ablauf im Detail beschreiben, weil mir gerade der Kamm anschwillt in Erinnerung an all den Schwachsinn wegen einem billigen, alten Auto, das ich in Deutschland beim letzten TÜV-Besuch gerade noch so durchgekriegt hatte. Als finanzielle Wiedergutmachung kann ich dann aber die preiswerte Lebenszeitverlängerung meiner Kiste auf mehr als fünf Jahre anrechnen. Beim letzten TÜV im Deutschland kurz nach dem Willkommengehabe für Kulturfremde durch die eisige Kanzlerin, wurde meinem aus Frankreich stammenden Renault kein weitere TÜV-Genehmigung prophezeit.
Also gut jetzt bis hierhin mit der kleinen Katastrophe kaum ein Jahr nach meiner Einwanderung. Es ist halt so, dass wenn man mit schmalem Geldbeutel ohne regelmäßige Einnahmen wie z.B. ein Pensionär, schon bisschen Muffesausen kriegt, wenn einem ständig irgend welche Bananenköpfe – ob zurecht oder nicht – in die Kasse greifen wollen. Ärgerlich empfand ich eben diese Masche von den Mädels und Buben der Carina. Wie blöde manche von ihnen sind oder waren, zeigte sich übrigens an einem Tag auf einem anderen Supermarkt-Parkplatz keine zwei Wochen nachdem man mich verknackt hatte. Ein und dieselbe „blöde Kuh“ erkannte weder mein Auto noch mich, als sie mich nach so kurzer Zeit schon wieder kontrollieren wollte. Meiner Frau ging der Hut in dem Moment so hoch, dass die kleine dumme Tussi ohne einen weiteren Mucks das Weite suchte.
Seit rund zwei Jahren sind diese Kreaturen hier nicht mehr gesichtet worden. Ich vermute sehr stark, dass die nahende Euro-Einführung, aber noch viel mehr die hier neu entdeckten finanziellen Zuwendungen durch die EU für allen möglichen wichtigen und weniger wichtigen Projekte, eine neue Milde bei der Verfolgung von Menschen mit ausländischen Kennzeichen hat entstehen lassen.
Von einem zum anderen TÜV in der Provinzstadt
Noch ein halbes Jahr war unsere Aufenthaltsgenehmigung gültig, bevor meine Frau und ich die nächste ohne Befristung beantragen konnten. Was die technische Überprüfung unseres Autos mit dem Ablauf unseres „technischen Genehmigungszustandes“ zu tun haben soll, erschließt sich mir bis heute nicht. Kurzum: die außergewöhnlich sexy gekleidete Sachbearbeiterin beim kroatischen TÜV meinte, mein Franzosenauto müsste nach einem halben Jahr noch einmal vorgeführt werden, weil auch ich nur bis dahin eine Aufenthaltsgenehmigung habe. Es müsste dann zwar nicht nochmal technisch überprüft werden, aber die Gebühren müsste ich nochmal bezahlen. Aber wieso, es geht doch um die Straßentauglichkeit eines Autos und nicht um mich? „Das wäre hier halt so“, hörte ich nicht zum ersten Mal als Antwort auf eine meinen Vorwurf bezüglich der fehlenden Logik im System. Zwischendurch stapfte die groß gewachsene “ dumme Kuh “ gekonnt auf ihren 15 cm Stilettos zu einem Kollegen mit „meinem Fall“. Ich nehme an, es handelte sich um ihren Vorgesetzten, von dem sie sich diese Unverschämtheit im System nochmal bestätigen lassen wollte. Mit wiegenden Hüften wie im Slalom an ihren ähnlich aufgemotzten Kolleginnen vorbei geschlendert, kamen über ihr sinnlichen Lippen, deren Schminke im fahlen Neonlicht des eiskalt temperierten Großraumbüros in feucht wirkendem Rot hervorstach, der gleiche Mist in Worten rüber. Mangels meiner Sprachkenntnisse, würdigte dieses wohl geformte, hübsche Luder mich kaum eines Blickes, sondern schwafelte nur mit meiner Frau.
Ich weiß nicht, mit zunehmendem Alter scheint mein Verständnis für die Dummheit dieser Welt und ihrer Bewohner immer mehr abzunehmen. Selbst meine angeborene Höflichkeit kommt angesichts so vieler verhaltensgestörter Menschen – damit meine ich jetzt nicht einmal die Angestellte beim TÜV, die einem exklusiven Callgirl-Ring angehören könnte, sondern die Fehlentwicklung der Menschen in dieser Gesellschaft ganz allgemein, fast vollständig zum Erliegen.
Dass ich als reifer und gegenüber weiblicher Waffen längst gewappneter Mann, mich nicht von den Schneckchen hier betören oder gar ablenken ließ, merkte natürlich auch die lecker Lady und zeigte sich schlussendlich perplex von meinem Abgang, der früher auch einmal ein anderer gewesen wäre.
Bei der Ausländerbehörde beklagten wir uns schließlich über diese merkwürdige Angelegenheit beim TÜV. Die uns seit Anbeginn unserer Einwanderung bekannte Beamtin gab uns den Tipp, unser Auto woanders checken zu lassen. Über den Fall beim „Laufhaus-TÜV“ sollten wir den Leuten dort dann nichts sagen.
Die zweite Vorführung nach einem halben Jahr wurde uns dort dann zwar auch angesagt, aber ganz sicher ohne nochmals Gebühren dafür bezahlen zu müssen.
Ungewöhnlich aber sehr angenehm, dann auch der Check durch den Mitarbeiter. Sehr genau wurde meine Karre unter die Lupe genommen. Und er fand auch ein paar Mängel, die es zu beheben galt. Wenn wir versprechen, dass wir diese technischen Mängel – er notierte sie auf einen Notizzettel für uns – in einer Werkstatt beheben lassen, würde er uns gleich das neue TÜV-Siegel verleihen. Zur nochmaligen Vorführung müssten wir auch nicht mehr kommen.
Nebenbei beseitigte er schnell mal einen Wackelkontakt bei einem Schweinwerfer. Also versprachen wir ihm, dass wir artig die Rückscheinwerfer erneuern, die uralte Bremsflüssigkeit tauschen und irgend etwas am Gestänge am Unterboden reparieren lassen. In diesem Augenblick erhielt der die Auszeichnung Top-Mann beim TÜV von mir überreicht.
So rollt also meine in Deutschland schon für tot erkläre Kiste zuverlässig weiter über Stock und Stein in Kroatien. Ich bin ziemlich sicher, dass ich mir noch ein neueres Auto anschaffen werde. Einfach so, um nochmal im Leben bisschen Spaß mit einem noch nicht so durchgegautschten Sofa auf Rädern zu fühlen. Die Autos aus französischer Produktion eignen sich aus meiner Sicht dafür am besten. Also für das Fahren auf einem gut abfedernden Sofa, meine ich.
An der Stelle merke ich dann auch, dass das französische Blut väterlicherseits gut vorhanden zu sein scheint.
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