Die yellow Brandywine überrascht im Freiland.
Vorweg sei schon mal angemerkt: diese gelbe, zarthäutige Fleischtomate sollte äußerlich und innerlich eine kleine Sensation im Freiland-Testergebnis bei uns werden.
Zunächst zeigte sich die gelbe Brandywine ziemlich vorwitzig. Nicht nur, dass sie als erste von über 40 anderen Sorten ihre Keimsprößlinge zeigte, sondern auch als munter größer als alle anderen wurde, die sich auf dem Weg zum Setzling befanden.
Nach der Aussetzung im Freiland schien es mit dem „Protzen“ dann vorbei, denn es dauerte keine zwei Wochen, hatten die meisten anderen Sorten die gelbe Brandywine eingeholt. An der eintriebig gezogenen Pflanze bildeten sich nicht viele Blüten. Die wenigen Tomatenfrüchte, welche heran reiften, zeigten auch nicht mehr den Ehrgeiz aus ihren Babyjahren. Die Enttäuschung wegen ihrem so gelangweilten Weiterwuchs im Freiland, war zunächst groß. Irgendwann fiel mir aber auf, dass diese alte, kartoffelblättrige Sorte im Vergleich zu einigen anderen ihrer Freiland-Nachbarn, trotz der wüsten Wetterunbillen mit vielen Gewittern, Starkregen und heftigen Winden bestens klar kam. Weder am am Grün der Pflanze noch an den Früchten zeigten sich echte Schwachstellen. Erstaunlich auch deshalb, weil die gelbe Brandywine eine dünne Haut hat. Neben ihrem guten Freilandverhalten, überrascht diese Tomatensorte durch ihr göttliches Aroma.
Der 100% perfekte Tomatengeschmack der Gelben
Die erste Frucht von einer Sorte bekommen immer andere zu probieren. Ein netter Aberglaube, der mir aber gefällt. Es ist doch schön, jemand anderem eine Freude zu machen. So war es dann auch eine Nachbarin, die zufällig vorbei stapfte, und die erste Brandywine gelb probieren „musste“ 🙂
Sie nahm die Tomate mit nach Hause und am nächsten Tag wurde mir bekannt gegeben, dass diese Sorte so unglaublich toll schmecken würde. Naja, vor lauter übermäßiger Freundlichkeit übertreiben es manche Zeitgenossen ja gerne mal mit ihren Begeisterungsbekundungen. Die nächste reife Brandywine gepflückt, ein Achtel herausgeschnitten, rein gebissen und… wow, da war die Geschmacksexplosion.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nur schwerlich streiten, aber so viele – teilweise wildfremde – Münder um mich herum, beweisen mir mit ihrer Begeisterung, dass ich über kein sonderlich exotisches Geschmacksempfinden verfüge. Also liebe Tomaten-Interessenten, diese Tomatensorte empfehle ich für den Eigenanbau im Freien, und da ganz besonders für den Eigenverbrauch. Ich habe lange keine Fleischtomate mehr gegessen, die so tomatig schmeckt. Und noch viel wichtiger: sie ist nicht mehlig. Selbst überreif gepflückt, zerschmelzt sie äußerst saftig auf der Zunge. Aufgeschnitten vermittelt die Brandywine gelb für einen Moment den Eindruck, als würde es sich um eine Melone handeln. Aber schmecken tut sie einfach perfekt nach Tomate, ist sehr saftig, süß mit leicht säuerlichem Touch. In der totalen Endreife hat sie die Farbe wie eine Aprikose, aber mir persönlich ist sie dann zu weich. Am besten ernten, wenn sie noch gelb aussieht!
Verwendung/Weiterverarbeitung
Bei aller Begeisterung für die Brandywine gelb im Freiland, bleibt ein kleines Manko in meiner Bewertung deshalb, weil sie einfach nicht ertragreich genug ist. Aber wer oder was ist schon 100% perfekt? In der Verwendung für alle möglichen Gerichte vom schmackhaften Wurstsalat, Salat Nizzarda, Griechischem Bauernsalat über Caprese und als bester Geschmacksverstärker zusammen mit Rohmilch-Camembert gegessen, bis hin zu fruchtig-frischer, kurz gekochter Pasta-Sauce, ist diese Brandywine der Idealfall für alle Selbstversorger, die gerne gute Tomaten essen.
Leider kann man diese Tomate nicht so lange aufbewahren, sie muss nach der Ernte bald gegessen werden. Als Sorte zum Einkochen macht sie wegen ihrem schmalen Ertrag kaum Sinn; es sei denn, man hat so viel Platz, Zeit und Lust auf sie, und baut sehr viele davon an.
Esther K. meint
Michel ich danke Dir nochmal für denTip mit dieser gelben Brandywine. Ich bereue nur nicht mehr von dieser Sorte angebaut zu haben. Mann und Sohn putzen mir alle weg, so schnell kann ich gar nicht reagieren.
LG
Esther
ULF EHRIG meint
…lass sie doch mal gegen eine Kellogs Breakfest antreten!
Bei mir hat sie diese Schlacht verloren!
😉
Tomaten Michel meint
Ulf, von der Kellogs Breakfest habe ich noch nie gehört. Gerade gegoogelt…hat eine super Farbe. Schmeckt sie auch so?