Der alte Hühnerstall wurde zuletzt nur für die vorübergehende Aufbewahrung von Unrat, Sperrmüll und Brennholz genutzt.
Rund um die Villa für Hühner, Enten und Gänse, war bis zur Aufgabe der Großmutter das Federvieh unterwegs gewesen. Als wir erstmals im Jahr 2016 hinter dem Hühnerstall in größerem Stil Gemüse angebaut hatten, trauten wir unseren Augen nicht; einige neidische Nachbarn allerdings auch nicht. Der Boden war durch Jahrzehnte natürlicher Haltung des Geflügels derart fruchtbar geworden, dass ohne weitere Düngung sämtliches Gemüse einzigartig prächtig heran wuchs. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf den rund 120 Tomatenpflanzen – über 60 verschiedene Sorten, die ich ausgesät und zu Setzlingen heran gezogen hatte, und dann nach der Auspflanzung hier tagtäglich in ihrer Entwicklung beobachten konnte. Nicht eine einzige ging damals ein, nur sehr wenige zeigten Schwächen oder Anzeichen von Krankheiten. Auch die bei Tomatengärtnern so gefürchteten Braunfäule blieb bei mir vollständig aus in den ersten drei Jahren. Lag das wirklich an der so fruchtbaren Erde, auf der über mehrere Jahrzehnte hinweg nur Enten und Gänse spazieren gegangen waren, sowie den nie geernteten Früchten, von den drei großen Sauerkirschbäumen, welche zusätzlich den Boden gedüngt hatten?
Ich vermute, dieses „kleine Naturwunder“ entstand aus mehreren Zufällen. Einerseits sicher aus dem unberührten, ständig durch Federvieh und Früchte gedüngten Boden. Andererseits aus drei hintereinander folgenden Jahren mit Sommertagen in denen es Regen nur ab und zu mal nachts gab. Und sicher kam dann auch wenig das typische Anfängerglück dazu. Wobei ich mich damals wochenlang zuvor durch all die im Internet gefundenen Weisheiten der Tomatenbauer, aber auch vermeintlichen Profi-Anbauer gelesen hatte, von denen es sogar „studierte“ gab, die zum Teil ihre Überheblichkeit nicht im Zaum halten konnten.
Heute ist mir bewusst, dass jeder dieser „Experten“ ein bisschen recht hatte, obwohl so viele auf ihre eigenen Rezepte schworen. Ich denke, es muss jeder für sich herausfinden, was seinen Tomaten in seiner Umgebung unter den Umständen in den sie dort aufwachsen, gut tut.
Es gibt nur wenige Grundregeln, die man beachten sollte. Eine der wichtigsten aus meiner Sicht ist, dass man öfter mal nach seinen Paradeisern sieht. Es tut ihnen nicht gut, sie über viele Tage einsam den Bienen und Hummeln zu überlassen.
Doch was haben meine bisherigen Ausführungen mit dem alten Hühnerstall zu tun?
Alles, was in der Gartenlandschaft herum steht, macht Sinn!
Heftige Winde, die manchmal auch zu richtigen Stürmen auswachsen, gibt es bei uns in Nordkroatien in jedem Jahr. Mehr oder weniger häufig damit einhergehend sind auch Gewitter.
Und ich habe selbst festgestellt – erst viel später habe ich im Internet dazu gegoogelt, dass jeder Baum und jeder Strauch in der freien Landschaft seine Vorteile für alles was lebt, hat. Ja, auch unser alter Hühnerstall hatte für Zerstreuung und dadurch auch örtliche Abschwächung der stürmischen Winde gesorgt. Selbst, wenn er nur auf einer Wandseite Wind und seitlichen Regen abhält, sind – wie in meinem Fall – die Tomatenpflanzen nicht völlig schutzlos der stürmischen Naturgewalt ausgesetzt. Ich bin von dem Nutzen von noch so alten und noch so kleinen Bauten und Büschen in der Landschaft überzeugt, weil ich quasi hautnah mit erleben durfte, wie es mit und ohne Hindernisse gegen den Wind, den Tomaten, Paprika und anderem Gemüse so erging.
Trotz dieser Erkenntnis, bin ich nach wie vor vom Freilandanbau überzeugt und bleibe auch dabei. Das Obst und Gemüse, das unter freiem Himmel heran wächst und einem mal mehr und mal weniger reich das Erntegut schenkt, schmeckt einfach besser, als das Zeugs aus Treibhäusern. Wobei ich nicht grundsätzlich etwas gegen die Häuschen aus Plastik und Glas habe. Sie machen für mich aber am meisten Sinn, um dort große Pflanzen zu überwintern, sowie seine selbst herangezogenen Setzlinge bis zu den Eisheiligen vor starken Kälteeinbrüchen zu schützen.
Wie auch immer, mir fehlt dieser alte, buckelige Hühnerstall, weil auf seiner Rückseite unzählige formidable Tomaten herangewachsen waren.
Heftige Gewitterstürme hat man den Pflanzen dort hinterher gar nicht angesehen; denen in ihrer direkten Nachbarschaft im übrigen auch nicht.
Und die einzelnen Tomatenfrüchte schmeckten nicht nur hocharomatisch, sondern sahen zum großen Teil wie gemalt aus, als kämen sie aus der holländischen Plastikanbau-Industrie, die es bekanntlich auch auf Kreta und in Spanien gibt. Für mich ganz klar ein weiterer Grund, auf den Anbau einer meiner Lieblings-Früchte im Freiland zu setzen.
Nur ist eben Freiland nicht gleich Freiland. Ich kann mir vorstellen, dass monoton angelegte Freiland-Plantagen ohne Büsche und Bäume, nicht im Sinne von EU-Richtlinien sind. Alleine schon, dass die Früchte aus dem Freiland kommen, kann gar nicht „passen“ im wahrsten Sinne dieses Wortes.
Also weiter geht es mit dem Freilandanbau, der mir eben Früchte schenkt, wie ich sie niemals im üblichen Handel kaufen kann. Allerdings müssen meine Tomaten auch nicht 500 Km und mehr durch die Landschaft zu Aldi, Lidl, Kaufland, Rewe&Co. gekarrt werden.
Bandit69 meint
Boah, ich hätte nicht gedacht, dass es in Kroatien so viel Schnee im Winter gibt. Bei euch scheint also nicht das ganze Jahr die Sonne. Warum wollen dann so viele in den Süden zu euch ziehen?
Grüssle von einem Schwaben den die Liebe nach Berlin verschlagen hat,
Tomaten Michel meint
Der südlichste Punkt Europas liegt auf Kreta, und selbst dort liegt auf den Bergen Schnee im Winter. Ich denke, dass es nur auf den kanarischen Inseln das Jahr hindurch einigermaßen „warm“ ist.
Ich glaube, man lässt sich als Urlauber da oft täuschen.