Brin de Muguet lecker, aber im Freilandtest durchgefallen.
Vom ersten Tag an im Freiland, zeigte sich die Tomatensorte mit dem Namen Maiglöckchen bzw. Brin de Muguet ziemlich unglücklich. Zugegeben, wer bei uns im Freiland bestehen will, wird nicht gehätschelt und getätschelt. Alle unsere Keimlinge kommen früh in ungeheizte Folienhäuser, um sie dort schon auf die Härten ihres künftigen Freiland-Lebens vorzubereiten. Bis zu den ersten zwei drei Wochen nach Aussetzung ins ungeschützte Freiland, werden unsere Tomaten täglich beobachtet, nachgebunden und regelmäßig gewässert. Danach ist Schluss mit Lustig, und die Kontrollgänge werden immer seltener. Selbstverständlich wird grundsätzlich nach Stürmen, Starkregen oder Hagel alles auf Schäden kontrolliert, eventuell Fruchtstände verstärkt und so weiter.
So geschehen also auch bei der Brin de Muguet, die wir in zweifacher Ausfertigung bei uns im Freiland-Test an zwei verschiedenen Orten ausgepflanzt hatten. Beide Tomatenpflanzen reagieren daraufhin zunächst etwas schwächelnd; mit ihren Haupttrieben hängen sie früh in den Seilen. Etwas später scheinen sie sich zu besinnen, und wirken etwas gesünder auf den Betrachter. Relativ viele Blüten bringen rasch kleine, eierförmige Früchte hervor. Beschrieben wird sie häufig herzförmig, was ich mit einigem gutem Willen nur bei wenigen Früchte sagen würde. Die Eiform überwiegt deutlich, ganz ohne kleine Spitze am Ende der Frucht. Hochgewachsen ist sie auch nicht, wie sie ebenfalls anderswo beschrieben wird. Mir scheint, dass die Samen meiner Brin de Muguet aus Topf- bzw. Balkon-Pflanzung stammen. Soll nicht heißen, dass sie deshalb grundsätzlich kleinwüchsiger bleibt, aber bei uns hege ich diesen Verdacht. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb die beiden Maiglöckchen bei uns nicht gen Himmel wachsen wollen.
Die einzelnen Äste dieser Tomate scheinen für die kriechende Gangart gedacht zu sein. Es gibt ja Freunde liegend wachsender Tomaten-Aufzucht. Wir sind es nicht, obwohl wir mit unserer Art die Tomaten allen Wetterkapriolen auszusetzen, ohne Rücksicht auf angebliche Vorlieben einzelner Sorten, heutzutage zu den selten gewordenen Anbauern gehören. Die Brin de Muguet lässt sich bei uns viel schwerlicher als andere an Stäben oder Seilen wachsend nach oben binden. Immer wieder sucht sie den Weg nach unten oder zur Seite, so dass man die Äste an denen die Triebe sich fortbilden, quasi alle paar Zentimeter irgendwo anbinden müsste, um sie in die gewünschte Richtung zu führen. Nein, das tun wir dann doch nicht, sondern beobachten unsere Früchtchen weiter.
Die Maiglöckchen-Tomaten, welche ich aufgrund ihrer Größe und Form zu den Cocktailtomaten einordne, reifen erstaunlich früh, also schon kurz nach den kleineren Kirschtomaten auf unserem Tomaten-Acker. Mitte Juli kann ich den ersten Geschmacks-Test machen.
Das Maiglöckchen schmeckt hervorragend
Meine Erstkoster und ich sind begeistert von ihrem süß-fruchtig-herben Aroma. wie auch dem knackig-saftigen Biss, der sogar noch nach fünf Tagen Lagerung auf der „Nasch-Kommode“ vorhanden ist. Mehr Biss und Süße hätte ich eher der kleinen Cocktailtomate zugetraut, den die Pomidor Koktail leider absolut nicht hat. Schon gar nicht kann diese mit der langen „Frische“ der Brin de Muguet, also dieser Maiglöckchen-Tomate mithalten. Und doch frage ich mich, wieso sie bei mir so herum hängt. Vielleicht mache ich doch noch mal einen weiteren Test mir ihr bei uns im Freiland, aber bis dahin gibt es noch viele andere Sorten, die ich ausprobieren will. Geschmacklich ist sie also 1 A, zumal sie früh anfängt zu reifen.
Verwendung/Weiterverarbeitung
Da diese Sorte sehr früh reift, und dazu noch prima schmeckt, eignet sie sich bestens für die allerersten frisch-fruchtigen Salate eines noch jungen Sommers. Man lechzt um diese Zeit ja förmlich nach Salaten mit saftigen Tomaten oder auch nur nach einem würzig-aromatischen Tomatensalat mit Zwiebel, Essig und Öl. Das Maiglöckchen vom Freiland liefert ihre leckeren Beeren dafür recht früh, und ist deshalb besonders interessant, weil es sich eben schon um eine etwas größere, als nur um eine Kirschtomate handelt, die fast das ganze Jahr über sogar im tiefsten Winter für zu viel Geld im Handel erhältlich ist.
Das Maiglöckchen passt als eine der ersten frühen Tomaten im Jahr, die wie Tomate aussehen und tatsächlich auch so schmecken, am besten pur zwischen die Zähne. Warme Fleischwurst und so zwei, drei, vier… von diesen Tomaten dazu, was gibt es Würzigeres zu Schmecken ganz früh zu Beginn einer Tomaten-Saison? Aber auch Freunde des einfachen Mozarella-Käses werden sich freuen, dass endlich wieder eine gscheid‘ schmeckende Paradeis loslegt, und als natürlicher Aromaverstärker auch fade Käsesorten aufpeppt.
Selbst dem Treibhaus-Basilikum schenkt die Brin de Muguet sehr früh im Verbund mit Mozarella und Emmentaler überbacken, einen Sondergeschmack, der Lust auf Sommer, Sonne und Urlaub macht. Im Grunde kann man die Maiglöckchen-Tomate für fast alle Gerichte verwenden, bei denen schmackhafte Tomaten eine Rolle spielen. Als Früh-Tomate gehört sie zu den knackigen Aroma-Siegern, aber es handelt sich bestimmt nicht um eine Sorte, die bis in den späten Sommer das liefern kann, was zum Einkochen von Suppen und Soßen gedacht ist.
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