Der Kraftprotz Honda GP 160 aus dem Pevec

Garten umstechen mit diesem Gerät leicht gemacht.

Die Motorhacke ist 57 Kg schwer und pflügt sich mit satten 3,4 KW, also so stark wie viereinhalb Pferde durch die schwere Erde unseres Nutzgarten. Das tut diese Pubert Vario 40H C3 die ich mir im Frühjahr des Jahres 2020 „erlaubt“ habe, ganz nach meiner persönlichen Vorstellung und Tagesform. Also so flott, dass ich eiligst hinter ihr her stapfen muss, oder eben schön langsam, so dass man nebenbei Nachrichten über WhatsApp austauschen könnte. Letzteres mache ich garantiert nicht, das ist mir zu langweilig und im Vergleich zu dem, was ich in meiner kleinen Freiheit draußen „atme erlebe“, fast schon unwichtig.

Knecht Joso guckt traurig über unseren Acker

Die Jahre zuvor hatte unser kräftiger Helfer bei uns eindeutig mehr zu tun gehabt. Alleine für das Umstechen unseres großen, rund 400 m² großen Haus-Gemüsegartens vor der Tür, benötigte Joso in der Vergangenheit jeweils zwei volle Arbeitstage. Angesichts des günstigen Tageslohns von 100 KN (14 €) plus 2 bis 3 Liter Bier, zwei, drei…Raki, 1 Schachtel Zigaretten, Mittag- und Abendessen, sowie 20 KN Trinkgeld, geht das für mich natürlich voll in Ordnung. Selbst Umstechen kam nie für mich in Frage. Wobei ich mich keineswegs vor körperlich mühseliger Arbeit scheue. In meinen ersten drei Jahren hier in Kroatien, habe ich – unbeabsichtigt! – mehr als einmal bewiesen, dass ich im großen Stil mir einen abrackern kann. Ob beim absägen und weg schleppen von dicken Ästen, die störend auf die Wald- und Feldwege ragen; der Bearbeitung von riesigen Wiesenflächen mit der Motorsense quasi in Lichtgeschwindigkeit, oder eben der Anzucht, Anpflanzung und Pflege von knapp 100 Tomatenpflanzen m i t einem sicht- und spürbarem Erfolg, mit dem ich damals als Newcomer-Bauer selbst niemals gerechnet hatte. Manch alt-eingesessener Kroate rieb sich verwundert die Augen wegen meiner auch in den Folgejahren erzielten Ergebnisse. Dazu gehörte auch die betagte Mutter meiner Frau, die mich anfangs wie ein Kindchen aus einem zubetonierten Land, in dem Tomaten und Paprika eh nur bei Aldi und Kaufland wachsen, behandelte.
Zugegeben, etliche Vorgänge wie z.B. beim Weinanbau, Keltern und Schnaps brennen, erlernte ich durch den damals schon 83 Jahre alten Onkel meiner … žena (Frau), was mein Wissen darüber beschleunigte.
Viele Stunden, Tage und Wochen studierte ich allerdings auf meine eigene Weise – oft über die Google-Suche – die Weisheiten anderer Menschen auf dieser Welt rund um die Anzucht, Anbau, Geschichte und Eigenheiten von Tomaten. Paradeiser gehören seit ich Denken kann zu meinen absoluten Lieblings-Früchten. Und nicht zuletzt machte ich meine eigenen Reime aus all den Beobachtungen und Lesereien im Internet.<<Es war vollbracht!>>

So, und warum sollte ich mich bei all dem Denken und anderweitigen Schuften auch noch im größeren Ausmaß um die – für mein Empfinden, mühevolle und so furchtbar langweilende Sklavenarbeit machen?

Der finanzielle Aufwand für die nicht gerade leichte Arbeit, mag meinen Lesern zurecht sehr gering erscheinen. Doch es gibt gleich mehrere Gründe dafür, dass ich diesen Tarif allenfalls durch gelegentlich materielle Zuwendungen sowie besondere Gastlichkeit etwas aufwerten kann/darf.
Leider muss man Menschen wie Joso die meiste Zeit beiseite stehen bzw. sie bei der Arbeit beobachten und gelegentlich Anweisungen geben. Beim Umstechen mag das zwar komisch klingen, weil so viel kann man da doch nicht falsch machen, aber da kennen Sie die „Experten“ hier auf dem kroatischen Land nicht. Abgesehen davon, dass je nach Tagesform eine Trödelei an den Tag gelegt wird, die anderswo als Arbeitsverweigerung gelten würde.

Bei den „üblichen Tarifen“ kann man sich bis zu gewissen Grenzen ja auch veräppeln lassen, ohne dass es wirklich weh tut. Anderseits zieht man den Zorn der Bewohner der Gegend auf sich, wenn man die Arbeitspreise versaut, weil man einen auf Krösus aus Deutschland macht. Unabhängig von dieser Feststellung beobachte ich, wie sehr die Prahlerei mit Geld und neuen Autos den Einheimischen, die selbst noch nie zum vermeintlich großen Geld verdienen in Ländern wie Deutschland oder Österreich waren, auf den Zeiger gehen. Darauf habe ich in meinem früheren Beitrag über die sch…Deutschen im Lidl auch schon mal hingewiesen.

Maschinen sorgen für Unabhängigkeit!

In Industrieländern wie Deutschland sorgt schon lange der Einsatz von Maschinen für Arbeitserleichterung und Arbeitslose. Am fairsten scheint der technische Fortschritt für Leute wie mich zu sein. Also Selbstversorger, die es eigentlich nicht (mehr) nötig haben, sich mit dem Anbau und die Weiterverarbeitung für die Bevorratung von Obst und Gemüse die Hände schmutzig zu machen. Durch die Anschaffung der Motorfräse erübrigt sich das alljährliche Umgraben des schweren Ackerbodens im Nutzgarten. Für diese Knochenarbeit finden sich auch bei uns immer weniger Helfer. Diese sind auch ziemlich „schleckig“ geworden. Die kräftige Honda GP 160 lässt mich ihnen gegenüber selbstbewusster auftreten. Wozu Knecht Joso gut zwei Arbeitstage und etliche Liter Bier brauchte, erledige ich dasselbe mit der Motorfräse in rund zwei Stunden. Dennoch darf er uns weiter behilflich sein, nur dass Zuverlässigkeit und korrekte Arbeit heute nicht mehr so wichtig sind für mich. Wer blöd macht, kriegt nix.
Ich mochte schon immer das Gefühl der Unabhängigkeit, so dass ich mir auch früher schon eigenes Werkzeug anschaffte, selbst, wenn ich dieses nur vorübergehend benötigte. Sich am besten auf sich selbst zu verlassen, scheint mir in Kroatien noch wichtiger als in Deutschland zu sein. Eigenes Werkzeug und Maschinen, die einem die Arbeit so deutlich erleichtern, wie eben meine letzte Neuanschaffung, unterstützen mich dabei.

Gut ein halbes Jahr nicht im Einsatz gewesen, startete der Motor schon mit dem ersten Zug am Seil. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet, zumal die Honda GP 160 doch im alten, zugigen Stadl ohne zusätzliche Abdeckung überwintert hatte. Das erste Mal noch vor dem nächsten Frost im Februar den Boden mit der Maschinen durchgeackert, was früher alles per Hand umgegraben worden war, muss ich bald einen kompletten Ölwechsel machen. Für Neugeräte ist das von Honda so vorgeschrieben.
Vorher werde ich mich aber an das Aufstellen eines Folien-Gewächshaus machen. Doch darüber werde ich in einem nächsten Blog demnächst berichten.