Heute gingen mir die „Deutschen“ im Lidl in Kroatien auf die Nüsse. Ich bin nicht sicher, aus welchem Grund sie gerade hier wieder verstärkt unterwegs sind. Abschluss-Treffen nach den Sommerferien in der einstigen Heimat? Aufgrund der heranwachsenden Mädels und Jungs mit Tattoos oberhalb der Knöchel, welche die Erwachsenen mit sich herum ziehen lassen, liege ich mit meiner Vermutung wahrscheinlich ganz gut. Sie sprechen vorwiegend Deutsch.
Und wenn die bei uns einfallen, wird alles gleich hektischer. Auch im Lidl zappeln sie teilweise mit diesen rollenden Kleinkörben hinter sich her ziehend, kreuz und quer durch die Regal-Gänge.
Sie kaufen eiligst ein, was sie in Deutschland nicht kriegen. An der Kasse beharren sie dann auf ihren Platz in der Warteschlange. Immer dicht zum Vordermann aufschließend, damit keine Maus mehr dazuwischen passt. Natürlich kommt ihnen nicht in den Sinn, dass sich nicht jeder der ihnen nahe kommt, dazwischen drängeln will. Ich will jedenfalls nur durch eine Lücke auf die andere Seite gelangen. Nichts zu machen, die tun alle so, als würden sie mich gar nicht bemerken. „Scheiß Deutsche“ sage ich, und nehme lieber einen Umweg, bevor sich meine Frau doch noch für mein Benehmen schämen muss. Diesmal gibt sie mir sogar Recht. Aber vielleicht auch nur deshalb, damit ich nicht neben jemand anderem explodiere, der es nicht verdient hat.
Beliebt ist diese Sorte von Deutschen hierzulande nur in Ausnahmefällen. Zum Beispiel, wenn sie Bargeld, egal ob Euro oder Kuna, als Geschenk mitbringen. Seltener erkauft man sich heutzutage mit Shirts von Kik oder Socken vom Jahrmarkt in Mannheim oder Ludwigsburg das Lächeln der Verwandten und Bekannten im kroatischen Hinterwäldler-Dorf. Fast alles an billigen Klamotten aus ekligem Kunststoff gibts längst auch hier für ein Apfel und ein Ei zu kaufen.
„Das können nur Deutsche sein“, sagte unser Taxifahrer kürzlich, mit dem wir insgesamt 160 Km nach Zagreb und zurück inklusive 4 Stunden Wartezeit für 500 Kuna, also rund 70 € unterwegs waren.
Er meinte damit zwei junge Männer, die ihr halbwegs neues Auto in der Hofeinfahrt nahe der Landstraße begutachteten. Ich wusste aber selbst schon, wie man diese „Deutschen“ erkennt. In diesem Fall eben an der auffälligen Art sein Fahrzeug möglichst unübersehbar zu parken. Alle im Dorf und der Umgebung sollen wissen, wie gut es der Familie XY in Deutschland, Österreich oder der Schweiz geht. Ein schönes, neues Auto beweist das, denken diese Ex-Jugos, zwischenzeitlich Ex-Kroaten. In den Augen vieler hier sind sie Deutsche.
Es ist glaube ich weniger der Neid über den vermeintlichen Reichtum dieser Deutschen, sondern viel mehr der Ärger über die Art, wie viele damit protzen. Deutsche oder „Schwabos“ sind sie alle, auch die, die in der Schweiz oder in Österreich arbeiten.
Mich nerven sie manchmal nur beim Einkauf, wenn sie um Weihnachten oder im Sommer hier in großer Zahl die Sau raus lassen bzw. eines der vielen armen Schweine bezahlen, die aus traditionellen Gründen ihr Leben lassen müssen.
Und was sind meine Frau und ich? – Wir sind nicht normal!
Auch nach vier Jahren hier, treffen wir immer wieder auf Leute, die nicht verstehen können, weshalb wir Deutschland – oder Neu-Afrika – mit der Tristesse im armen Hinterland von Kroatien ausgetauscht haben.
Wir sind keine Deutschen, aber auch keine Kroaten. Eher bisschen eigentümliche Exoten. Interessant ist, dass uns noch am besten die Bauern hier verstehen. Die meisten jedenfalls…
Joschi meint
Alles richtig aber kleiner Einwand.
Die Einwohner die in Kroatien einkaufen, sind noch schlimmer am draengeln.
MissElli meint
Hahaha ha, mit den Kik-Geschenken habt ihr so recht. Darüber freut sich keine Baka mehr. Die wollen bares sehen. Hinterm Mond leben die in Deutschland, die sowas mitbringen. LG Missi aus Rijeka
Jerko Usmiani meint
Hier in Mali Lošinj sind die schlimmsten Kassendrängler im Lidl die Slowenen, allerdings dicht gefolgt von den echten Deutschen.
Was das Parken betrifft, so kann ich mich auch nicht davon freisprechen immer in der ersten Reihe zu stehen. Aber das weniger aus Protzgründen, sondern weil ich einfach lauffaul bin.
Tomaten Michel meint
Stimmt schon, man kann nicht alles alleine an der Herkunft der Leute festmachen, wie das in manchen emotional gepuschten Berichten von mir rüber kommt. Klar, dass es in Deutschland auch die typischen Deppen-Drängler gibt. Und doch unterscheidet sich das Verhalten in den Warteschlangen schon „merklich“ zwischen den verschiedenen Menschengruppen, die man in Nation oder auch Volksgruppen unterteilen kann. In den Schlangen in der Apotheke oder Anmelde-Stellen beim Arzt, musste ich erst die seltsame „Logik“ einheimischer Patienten durchschauen, um später dann Paroli zu bieten, was deren unverschämtes Vordrängeln betrifft. Sind echt keine Einzelfälle. Die einen sich buckeln gewohnt, die anderen nutzen die Buckelnden aus.
Harry meint
Du Dammhirsch warsch scho immer so druff :-)))
Ich verstehe, dass Du heute fast wie ein Einsiedler lebst oder das so willst.
Aber bist jetzt Veganer geworden, die armen Schweine knusprig gegrillt, waren doch genau das, was wir beide und alle anderen besonders gut fanden. Hey, was isch los mit dem Lapetuddel von Stoibach?
Ruf doch mal an!
Harry
Tomaten Michel meint
Mensch…Du Säggl, ich erkläre Dir das über Mail. Wer uns nicht kennt, der könnte das falsch verstehen. Wir sind nicht allein hier. Lach.
Aber eines darf jeder wissen: Ich bin Tierfreund, aber trotzdem kein Veganer.
Und tschüss.
Wianer meint
Die Drängelei der Leut geht auch mir auf die Nerven. Es gibt scho ganz freche Deppn. Die gibts aber überall. auch in Wien. Liebe Grüße