Nachgekocht und für gut befunden!
Dieses Rezept wurde von der lieben Draga Jovanovic, die (wieder?) in Serbien lebt, auf Facebook veröffentlicht. Ich liebe ja als Beilage Djuvecreis seit ich ihn als Jugendlicher erstmals in einem jugoslawischen Restaurant in Baden-Baden neben den Pommes als rotes Reis-Gemüsehäufchen wahrgenommen habe. Also vor gefühlt 120 Jahren so in etwa. Doch wenn Nase und Gaumen von einst als genial eingestuften Speisen umschmeichelt werden, erinnert man sich an solche Köstlichkeiten, als hätte man sie erst gestern entdeckt. So geht’s mir kleinem Leckerschmecker-Mäulchen jedenfalls, der in einem meiner nächsten Leben der erste Hausmannskost-Tester Europas werden will. Den Rest der Welt würde ich mir in einem anderen Leben vornehmen. Zuviel Arbeit und Stress geht bei solchen Jobs ja gar nicht. Zumal ich mich gerne auch mit den „Mamas“ während dem Kochen gerne ausführlicher über deren Kochkünste, Eigenheiten und privaten Nebeninteresseren unterhalte. Einen kleinen Anfang bezüglich meiner nächsten Berufswünsche habe ich in mehreren Jahrzehnten meines bislang bestehenden Lebens jedenfalls schon mal gemacht. Der menschliche Kontakt zu meiner heutigen Rezept-Empfehlung kam leider nur digital zustande. Umso erfreulicher ist das Nachkoch-Ergebnis in meiner eigenen Küche. Probiert es einfach selbst aus, liebe Leser. (*innen gibt’s bei mir keine)
Djuvec-Reis in Verbindung mit Cevapcici oder Ražnjići, Kalbsteak oder Veseli Bosanac (Rindersteak mit Käse und Schinken gefüllt) war auf den Balkan-Tellern und -Platten in den 1970/80-er Jahren nicht wegzudenken. Zusammen mit den Pommes, die ich bis heute besser als die holzigen Knabberfritten deutscher Lokalitäten halte, bleibt diese schmackhafte „Jugo-Kombination“ weiterhin bekannt und beliebt. Natürlich besteht die Jugo-Küche, wie sie der gemeine Restaurant-Besucher außerhalb Kroatiens kennt, aus viel viel mehr als „nur“ verschiedenen Grillplatten, Pommes und Djuvecreis. Wobei ich der Meinung bin, dass diese allseits bekannten Grillgerichte mit ihren leckeren Beilagen genau so ihre Berechtigung haben, wie zum Beispiel Pizza und Spaghetti beim Italiener. So einfach ist das nicht mit dem Herabwürdigen von „typischen“ Speisen, nur weil man nichts vermeintlich Besseres aus dem jeweils „ausländischen Restaurant“ in seiner Wohn-Region kennt. Wer mit offenen Augen nicht nur durchs Leben geht, sondern auch auf Reisen in fremden Ländern das dortige Leben außerhalb seines Pauschalurlaubs beobachtet, weiß was ich meine. So wie man eine gemeine Pizza Margherita ganz schön besch… serviert kriegen kann, so drittklassig kann einem „Pola Pola“ – 6 Cevapi und 1 Fleischspieß mit Beilagen – kredenzt werden. Selbst der aus einer türkischen Fleisch-Vermanschungs-Fabrik stammende Einheitsdöner unter deutsch-behördlicher Aufsicht, schmeckt nicht überall gleich. Im Türken-Imbiss kann er unangenehm riechen oder vom jeweiligen Budenbetreiber nicht gut zubereitet worden sein. Es gibt also auch auf dem unteren Level des modernisierten Nahrungsangebots Qualitäts-Unterschiede.
Aber kommen wir zurück zu unserem „Restaurant daheim“, in dem wir zum großen Teil selbst die Kontrolle über das, was wir unserem Leib antun, haben.
Ich persönlich stehe auf nationale Originalität
Den Erhalt von nationalen wie auch regionalen Eigenheiten in der Zubereitung von Speisen empfinde ich als wichtig. Bin ich jetzt ein “ Nadsi „? Hä?
Dabei stehe ich doch total auf die Unterschiede bezüglich der Eigenheiten, Traditionen und Essensgewohnheiten der Menschen. Aber auch deshalb habe ich so meine Bedenken, was den Einfluss geschäftstüchtiger Lebensmittel-Versorger aus Deutschland betrifft. Werden die Bürger Europas dauerhaft Deutschlands wirtschaftliche Führungsgeilheit in der EU auch dann noch klaglos hinnehmen, wenn sie eines Tages bemerken, dass Geld und unsinnige Einkäufe so wichtig doch nicht sind?
Ich denke gerade an meine Reiseerlebnisse in Griechenland, Frankreich und Italien. Was soll ich sagen, die Leute dort sind auch empfänglich für relativ unwichtige Dinge, die es so bei Lidl, Kaufland und Co. zu kaufen gibt. So perfekt durch getaktet wie in Deutschland oder Österreich, sind Online-Verkaufsgrößen wie Amazon in diesen Ländern (noch) nicht. Nein, alles gleich „geil“ Essbares im Stil von McDonalds oder – noch schlimmer – Pizza Hut und Subway, mag ich nicht auf dieser Welt erleben. Kocht lieber selbst!!!
Liebe Leser!
Wenn Sie nur ein einziges Mal – versehentlich, gezielt, zufällig – einmal auf einer Festivität in einem winzigen Dorf in Frankreich zu Gast waren, wollen Sie keine „Vereinigten Staaten von Europa“ mehr fordern. Die Menschen in Europa sind sich längst einig. Diese Menschen sitzen mit Ihnen und allen Dorfeinwohnern zusammen an einem riesigen Tisch. Sie werden alle gleich gut bedient und mit wunderbaren Speisen und Getränken verwöhnt. Das ist nicht nur im ländlichen Bereich von Bordeaux so üblich. Und auch nicht erst seit heute, denn es war schon immer so in Frankreich. Also wozu braucht es ein Europa Brüsseler Art. Die Menschen der verschiedenen Länder scheinen sich ganz gut zu verstehen, lässt man ihnen ihre Identität, ihre Freiheit, ihre Eigenheiten quer durch die doch oft so liebenswürdigen Gegenden. Die Länder innerhalb Deutschlands sind schon wunderbar unterschiedlich und bunt. Warum sollten die Menschen dort nicht auf den Erhalt ihrer Traditionen und regional typischen Eigenheiten bestehen?
Aus meiner Sicht haben die aktuell im politischen Berlin herum hüpfenden Grünen und Roten eine entgegen international real bestehender Lebens- und Lebenslustwerte abartige Haltung. Das ist nicht gut und wird auch nicht gut ausgehen. Wetten?
Serbien schmeckt mir gut
In diesem Fall das Winter-Djuvec von dem ich bis vor kurzem noch nichts gehört hatte. In der Facebook-Gruppe „Omas 1 Euro Rezepte“ entdeckte ich dieses einfach zu kochende Rezept von Draga Jovanovic, das ich umgehend kochen musste. Am nächsten Tag war es dann soweit, ich lieferte auch ein angekündigtes Beweisfoto mit meinem begeisterten Kommentar mit. Zwischenzeitlich bekam ich auch heraus, dass Djuvec in vielen verschiedenen Varianten in den Haushalten von Serbien zubereitet wird. Es gibt also nicht „das“ eine einzig echte und original Djuvec. Aus den „Jugo-Restaurants“ damals in Deutschland kannte ich allerdings nur den immer gleichartigen Djuvec-Reis. In der Baden-Badner Imbissbude “ Rigri „ gab es diesen Reis nicht. Dafür aber jede Menge andere, äußerst leckere Gerichte vom Balkan. Meines Wissens wurde die serbische Familie richtig reich mit dieser gut florierenden Imbissbude. Heute wäre man nicht nur in Baden-Baden glücklich darüber, nochmal eine derart gute Qualität in einem Balkan-Restaurant angeboten zu bekommen. Ähnliches gilt aus meiner Sicht für Italienische Restaurants. Von den Speisen der früheren Pizzerias, kann man heute nur noch träumen. Preis-Leistung war damals schon unschlagbar. Heute finden manche Betreiber von „Ristorante’s“ Italien nicht mal mit dem Finger auf der Landkarte.
Dass Draga zu den „echten“ Kochmamas in der Leckerschmecker-Szene gehört, hatte ich beim Anblick ihrer veröffentlichten Fotos schon geahnt. Und so kam es dann auch, dass ich schon tags darauf loskochte.
Ich kann euch sagen, es lohnt sich…
Zutaten: (Mise en Place)
- 500 G Kalbfleisch in Streifen (ich hatte nur 400 G Kalbschnitzel)
- je 2 grüne, rote und gelbe Paprikaschoten (gibt’s bei Lidl im 3er-Pack)
halbieren, Strunk und Kerne entfernen, waschen und in Streifen schneiden. - 400 G Mischpilze (frisch oder TK, egal)
- 3 EL Tomatenmark
- 100 Ml Rotwein
- 2 bis 3 TL Vegeta (oder mehr nach Lust und Laune)
- 3 Zwiebel in mittelgroße Stücke geschnitten
- 3 Knoblauchzehen in Scheibchen geschnitten
- Salz, schwarzer Pfeffer
- klein geschnittene Petersilie nach Belieben
- Schweineschmalz (Ich habe Olivenöl und Butter genommen)
Zubereitung:
Wie oben beschrieben, als erstes die Zutaten vorbereiten bzw. zurecht schneiden.
Das Kalbfleisch salzen. Bratfett in einer großen Pfanne erhitzen. Darin die auf drei oder vier Portionen aufgeteilte Kalbfleischstreifen von allen Seiten scharf anbraten, und in einem Gefäß beiseite stellen. Wenn alles Fleisch gebraten ist, dasselbe mit schwarzem Pfeffer nach Belieben würzen, durchmischen und abdecken.
Dem mit Fleischsaft vermengten Bratfett in der Pfanne ein Stückchen *Schweineschmalz zugeben, und bei niederer Hitze darin die geschnittenen Zwiebel und Knoblauch anbraten, das Tomatenmark zugeben, und unter rühren rund 5 Minuten glasig dünsten. Immer wieder umrühren, damit vor allem der Knobi nicht schwarz wird.
Dann den Paprika dazu geben, kurz danach die Pilze und alles weiter 5 Minuten zusammen köcheln lassen. Den Wein sowie das Kalbfleisch dazu geben, Vegeta zugeben, aufkochen, abschmecken und bei niederer Temperatur gut eine Stunde köcheln. Am Ende Petersilie einrühren. Fertig!
Meiner Frau zuliebe gab es dieses Djuvec auf Reis. Ich werde es beim nächsten Mal zusammen mit Baguette essen. Ich kann mir anstelle von Kalbfleisch auch gut Geschnetzeltes vom Lamm oder Schwein vorstellen. Geflügel eher nicht, weil das Gericht scheint mir doch eher was für echte Fleischliebhaber zu sein, die es kernig-würzig mögen. Aus diesem genialen Winter-Djuvec vom Balkan wollen wir doch kein chinesisches Einerlei werden lassen.
Das Winter-Djuvec wird es nicht nur in den Wintermonaten fortan öfter mal bei uns geben. Einfach zuzubereiten, aber wegen der Zubereitungs- und Kochzeit von nahezu zwei Stunden, ist es halt nichts für hungrige Hektiker. Es lässt sich aber gut vorkochen und aufwärmen, was der Verstärkung des Aromas nur gut tun kann. Also bitte keine Ausreden.
Ohne viele Worte und Grafiken dieses Rezept ausdrucken? >Hier entlang<
Und weil Heiligabend 2021 vor der Tür steht, wünsche ich allen Besuchern meines Blogs besinnliche und wunderschöne Feiertage. Habt euch lieb – auch euch selbst – und trinkt auf mich einen mit.
Ich tu es ebenso auf euch.
Sonja meint
Hallo Michel,
das sieht gut aus, und ich muss es demnächst unbedingt nachkochen.
Eine ketzerische Frage sei mir gestattet: warum nimmst du einen italienischen Primitivo und keinen guten kroatischen Roten? Einen Mali Plavac zum Beispiel?
Viele Grüße aus dem nebligen Kvarner.
Sonja
Tomaten Michel meint
Hallo Sonja,
es schmeckt auch so wie es aussieht. Tatsächlich.
Wegen dem Wein ist das echt reine Geschmacksache. Und wegen Preis-Leistung überzeugen mich da mehr die Italiener. Wenn ich einen richtig guten will, finde ich die kroatischen Angebote vergleichsweise teuer. Wobei mir wenig an den preislich aufgemotzten Flaschenweinen liegt, egal in welchem Land. Winzer, Wirte und sogar eine bekannte deutsche Sommelier haben mir im „sehr privaten“ Gespräch schon bestätigt, dass man eigentlich überall ganz gut mit dem Hauswein vom Faß klar kommt. Offiziell ist aber auch das Faß für den Ausschank in Lokalitäten in der EU zwischenzeitlich nicht mehr erlaubt. Was für ein Drama… schmunzel. Was die Bauern in unserer Region so für den Hausgebrauch zusammen panschen, ist allerdings auch mal mehr, mal weniger gut trinkbar. Ganze Paletten Zucker kaufen die als für ihr Gebräu ein. Und dann noch die Pülverchen…fürs Gären.
Bin als Kroatien-Bewohner manchmal ein bisschen Nestbeschmutzer, wie man liest. Wie fast alles auf meiner Webseite, ist aber das mit dem Wein meine rein private Meinung. Vielleicht muss ich mich doch endlich mal aufraffen und Freunde in Slawonien besuchen, die mich wieder auf dem Geschmack bringen.
Servus aus der Pampa
Michel
Sonja meint
Hallo Michel,
mein Kommentar war auch nicht unbedingt ernst gemeint. Wir trinken auch nicht ausschließlich kroatische Weine, sondern schlagen, wenn Lidl Aktionswochen hat, bei französischen und italienischen Rotweinen zu. Du hast natürlich Recht: wirklich gute kroatische Rotweine wie Teran, Dingač, usw. sind relativ teuer, und für dasselbe Geld bekomme ich schon einen trinkbaren Chianti, Barbera, oder eben auch einen Primitivo.
Leider vertrage ich persönlich Rotwein nicht so gut. Deshalb trinken wir auch gerne Rosé, da gibt es in der Gegend von Zadar, aber auch in Istrien ein paar gute. Als ich noch in Italien lebte, habe ich gerne Chiaretto vom Gardasee getrunken, aber den bekomme ich hier nicht.
Aber hauptsächlich trinken wir Weißwein, und den weitestgehend aus kroatischem Anbau; sei es Graševina, meist als „gemišt“ und seltener pur oder Malvazija und am liebsten Žlahtina. Der wird nicht weit von uns in Novi Vinodolski angebaut, und wir kaufen ihn direkt vom Winzer. Unser Lieblingslokal ist gleich daneben, und auch dort wird er als Hauswein ausgeschenkt.
Einmal im Jahr fahren wir auf Beutezug nach Triest, um all das zu kaufen, was wir hier gar nicht oder nur überteuert bekommen, wie Lambrusco secco, Campari, Cantuccini…… Man gönnt sich ja sonst nichts!
Servus zurück!
Sonja
Tomaten Michel meint
Huhu Sonja,
nein, nein, so „weinernst“ meine ich es mit meinen Sätzen zu unserem Weinthema ja auch gar nicht. Trotzdem finde ich den Austausch dazu auch interessant. Manchmal helfen einem die Erkenntnisse anderer auf die Sprünge. Letztlich soll natürlich jeder trinken, wonach ihm gerade ist.
Im Grunde bevorzuge auch den Weißen mit Wasser gemischt. Früher konnten mir die Dinger nicht trocken genug sein. Manche nennen es auch sauer. Heute vertrage ich die Säure nicht mehr so gut. Leider gehört der Grasevina hier eher zu den Sauerampfern. Hab auch schon teure von der Sorte probiert, aber das machte vom Effekt keinen Unterschied. Hmmm…Gardasee Weine…auch nicht übel. Wie kann man von dort bloß wegziehen 🙂
Ihr habts nach Italy näher. Irgendwann werde ich dorthin aber auch wieder eine längere Tour mit Zwischenstops machen. Sozusagen Urlaub vom Urlaub 🙂
Auf bald und herzliche Grüße
Michel