Das Frühjahr 2020 zeigt sich in mehrfacher Hinsicht für uns desaströs. Erst sorgt eine schwere Erkrankung mit anschließender Behinderung bei mir für Seelenqualen, und radiert so manches Vorhaben aus meinem Konzept für das Rentenalter. Nach langer Leidenszeit gerade so wieder auf die Beine gekommen, erschwert mir diese neuartige Seuche namens Corona das Leben zusätzlich. Frei nach dem Motto „Schlimmer geht immer“, hängen nach Aussaat von Tomaten und Gurken, sämtliche Keimlinge schon nach wenigen Tagen in den Gefäßen herum, als hätte ich ihre Erde vergiftet. Sie gehen einfach ein, lediglich eine Gurke und zwei unterschiedliche Tomatensorten haben bis dato überlebt.
Was habe ich beim aussäen anders als sonst gemacht?
Spüren die Samen etwa, wie beschissen ich mich fühle?
Blödsinniger Gedanke, eher sorgen die Aussagen einiger Politiker und vermummter Demonstranten im Fernsehen dafür, dass die Tomaten sich in so frühem Stadium für den Suizid entscheiden.
Anders als sonst habe ich nämlich nichts bei der Aussaat gemacht. Nach nun doch etlichen Jahren Erfahrung mit dem Anbau von Obst und Gemüse – wobei ich persönlich mich besonders auf Tomaten spezialisiert habe, vermute ich einfach natürliche Einflüsse hinter dem seltsamen Verhalten meiner Zöglinge, die ich zum fressen gerne habe. Einflüsse, die der irdischen Wissenschaft unbekannt sind, so wie sehr viele andere Dinge ganz sicher den Gelehrten auf unserem Planeten noch unbekannt sind.
Ich bin ganz heiß auf meine Tomaten
Kurz kommt mit der Gedanke, dass ich womöglich so gut wie keine meiner alten Sorten dieses Jahr zu schmecken bekomme. Das wäre ein mittelschweres Desaster für mich. Zuletzt habe ich wieder so eine bei Kaufland erworbene Frucht gegessen, die man als Tomate nur mit nicht verbundenen Augen bezeichnen konnte. Klar, hierzulande ist jetzt keine Tomaten-Saison, doch diese Dinger schmecken auch im Spätsommer selten besser. Alleine aus diesem Grund bete ich still und heimlich die erst kürzlich geschlüpften Tomatenkeimlinge an. Sie mögen doch bitte durchhalten, besseres Wetter abwarten und dann vor allem so kräftig werden, dass sie als Setzlinge im Freien alle Wettereinflüsse überstehen und diese im besten Fall zu einem Aroma verwandeln, wie ich es von ihnen gewohnt bin.
Ja, ich bin heute schon ganz heiß auf all die Tomaten, die als zarte Pflänzchen auf dem Foto noch so einen empfindlichen und beschützenswerten Eindruck vermitteln. Ich hatte sie flugs nachgesät, nachdem so viele – ganz anders als all die Jahre zuvor – seltsamerweise schlapp gemacht hatten. Noch liege ich mit der Nachsaat in der Zeit, in der man sich Erfolg nach der Auspflanzung bei der Ernte erhoffen kann.
Den kleinen Pflanzen traut man eher weniger zu, dass sie den Vorsprung der aus gewerblicher Anzucht stammenden Setzlinge aufholen können.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sie es erstaunlich gut können!
Wird es viele Tomaten in diesem Jahr geben?
Ob wie so oft in den vergangenen Jahren die einzelnen Pflanzen mich so reich mit Früchten beschenken werden, wage ich nicht vorher zu sagen. Zu außergewöhnlich und „seltsam“ verlief das noch relativ junge Jahr bisher aus meiner Sicht. Wehren sich womöglich die unbekannten „Geister“ der Natur gerade gegen all den Mist und Müll, den die Menschen in ihrer scheinbar unendlichen Gier nach Wohlstand und Reichtum fabrizieren? Oder ist es einfach nur so, dass die augenscheinliche Abkehr des Menschen von einem realitätsnahen Zusammenleben hin zu virtuellen, aber auch nur vermeintlichen Phasen des Lebensglücks abgestraft werden?
Möglicherweise hat uns Corona vor weiter hysterisch bedingten Auswirkungen von Greta und Luisas Schulschwänzereien und Verwirrungs-Parolen bewahrt? Die vom jungen Leben verwöhnten aber gelangweilten Früchtchen und ihre Nutznießer haben gewaltige Konkurrenz bekommen. Ihnen wurde glatt einen Strich durch die Rechnung gemacht, so sie überhaupt eine hatten.
Ich vermag das nicht mit Sicherheit zu beurteilen, habe aber da so meine Vermutungen, die absolut nichts mit Verschwörungstheorien zu tun haben.
Einzig wichtig ist, dass meine Tomaten – ja, die alten, bewährten Sorten, die im Freien mit viel Geschmack heran wachsen – auch im Sommer 2020 frisch und für den nachfolgenden Winter den Gaumen von mir und allen meinen Lieben drumherum verwöhnen werden.
So viele werden es nicht wie einstmals werden, als ich weit über 60 verschiedene Sorten und etwas über 100 Pflanzen auf unseren Freiland-Äckern ausgepflanzt hatte. Das ist auch nicht mehr nötig.
Ein Virus verändert meine Tomatenwelt
Wäre ich nicht ein Jahr früher als geplant aus gesundheitlichen Gründen in meine Altersrente „gezwungen“ worden, müsste ich noch ein Weilchen von der Hand in den Mund leben. Mein Plan, zumindest bis zum regulären Rentenbeginn mein Selbstversorger-Dasein „in der Fremde“ durch den Verkauf von Ernteüberschüssen am hiesigen Bauernmarkt aufzubessern, wäre ganz schön in die Hose gegangen. Wegen der Corona – Pandemie sind auch hier im nordwestlichen Hinterland von Kroatien alle Lokalitäten dicht. Zwischenzeitlich können Besucher wieder auf den großen Bauernmarkt unter besonderen Schutzmaßnahmen. Die Besucher bleiben ebenso aus wie die Anbieter von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Unter diesen Umständen hätte ich mit unseren Produkten noch älter ausgesehen, als ich mit jetzt 63 angeblich jungen Jahren sowieso schon bin.
Glücklich ausgewandert stelle ich mir anders vor
Nein, jetzt wird meinerseits nicht gejammert, keine Sorge. Mir geht es vergleichsweise ja noch „gut“ hier in diesem Land in „meiner Pampa“ tief in der Natur und weitab vom Meer und Touri-Rummel in Kroatien. Ich bin seit 01.01.2020 Rentner (kein Frührentner!), und erhalte trotz meinem Ausstieg und der Weigerung in den letzten Jahren einer üblichen Arbeit nachzugehen, eine Rentenzahlung die etwas über dem Schnitt liegt. Und doch ist sie zu niedrig (aus meiner Sicht und für meinen Bedarf!) für ein Leben in Deutschland, so wie ich es mir vorstelle.
Weil mir ein paar Monate in der zweiten Hälfte des Arbeitslebens in Deutschland fehlen, um dieser merkwürdigen 90%-Regelung zu entsprechen, damit ich der Krankenkasse der Rentner in der GKV angehören kann, werde ich als Freiwilliges Mitglied eingestuft. Und genau davor kann ich nur warnen. Einerseits steht mir aufgrund meiner weit über 35 Jahre tätigen Arbeit als Angestellter – 10 Jahre davon überdurchschnittlich gut verdienend – eine Rente plus einer Zusatz-Rente (202 € p. Monat) aus einstiger Zugehörigkeit im öffentlichen Dienst zu. Darüber hinaus erhielt ich aus meinen Direktversicherungen – diese werden auch Betriebsversicherungen genannt – insgesamt rund 18.000 Euro ausbezahlt.
Und jetzt wollen Sie noch wissen, was ich außerdem von der Rentenversicherung ausbezahlt bekomme, nicht wahr?
Das muss hier und heute nicht sein, aber die ganz „cleveren“ und neugierigen Zeitgenossen unter Ihnen werden sicherlich recherchieren können, aus welchen weiteren Gründen auch immer ich eine ansonsten bescheidene Rentenzahlung erhalte. Im Vergleich zu all den jetzigen und künftigen Zahlungen, die neue Mitbürger ohne jegliche Gegenleistung erhalten, kann man diese als erbärmlich einstufen.
FAKT ist, dass ich als Rentner und freiwilliges (lustig, weil freiwillig bin ich das gar nicht!) Mitglied in der gesetzliches Krankenkasse, derzeit monatlich über 370 € an die AOK überweise. Oh ja, ich kriege wie einst vom Arbeitgeber einen Zuschuss in Höhe von 101 € dafür von der Rentenversicherung. Ist das nicht nett?
Für einige Mitmenschen – es handelt sich vermutlich fast nur um Bürger die in Deutschland leben! – klage ich auf hohem Niveau. Denn es gibt ja viele Leute, die in Deutschland bei der Tafel Lebensmittel für ein paar Euro für ihr Überleben kaufen müssen. Außerdem all die FlaschensammlerInnen und darüber hinaus die armen Kinder aus Griechenlands Flüchtlingslagern und die Leute, die im Mittelmeer kurz vor dem Ertrinken waren. Ja klar, die sind im Vergleich zu mir wahre Glückspilze. Zumindest das letzt genannte Klientel, welches Klamotten trägt, die ich mir nicht leisten kann oder will. Über deren Smartphone-Marken will ich hier mal gar nicht weiter reden.
Nein, ich bin nicht neidisch auf Menschen, die sich bald „Deutsche“ nennen können. Ich will zu solchen nicht mehr zählen. Meine Einbürgerungsurkunden werde ich in Kürze vernichten. Wozu braucht man die, von mir wurde nie eine verlangt.
Ich fürchte, dass man mich in Kroatien nicht einbürgern wird, weil ich die Sprache relativ schlecht beherrsche. Also muss ich wohl versuchen mit Geld die letzten Jahres meines Lebens in netter Form zu überstehen. Das wird gehen, da bin ich mir sicher.
Sicher bin ich auch, was mein Leben in den Tomaten betrifft. Sie werden ebenso wie ich in diesem Jahr vom Feinsten sein. Jeder Wette 😉
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