Nicht nur bei uns im nordkroatischen Hinterland muss das Jahr 2019 für die Ergebnisse in Bezug auf Qualität und Quantität schlecht gewesen sein. Dass merke ich an den Preisen für Tomaten in den Supermärkten und Discountern wie Lidl. Bald August, kriegt man regulär kein Kilo Tomaten für unter (umgerechnet) 2 Euro. Das ist für die die Zeit vergleichsweise viel, aber für mich ein Zeichen, dass das Tomatenjahr in einigen Ländern EU-Europas nicht gut sein kann. Die Treibhaus-Tomaten aus Spanien und von der griechischen Insel Kreta, die ich alle schon mal persönlich besucht habe, dürften also auch in der Sommersaison nicht preiswerter zu erhalten sein. Man darf sich dennoch manchmal darüber wundern, wenn Tomaten in den Geschäften im Sommer so viel kosten wie im Winter. Verrückte Welt, wie ich finde, aber so ist es heute mit dem globalen Handel und den industrialisierten Anbaumethoden. Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Modernisierung und Verbesserung, was den Anbau von Obst und Gemüse für die Menschheit betrifft. Nur wenn das auf Kosten von Umwelt/Geschmack und zu Lasten von mies bezahlten Arbeitskräften geht, dann schmeckt mir die Sache überhaupt nicht. Letztlich geht es doch um die endlose Gier einzelner Menschen und Konzerne, die nicht kapieren, dass das letzte Hemd bei keinem einzigen Menschen Taschen hat.
Freiland-Anbau bedeutet hohes Risiko für Kleinbauern.
Ich fühle mich (fast) wie ein Kleinbauer, bin aber nur einer im Sinne der Selbstversorgung. Jeder Jeck hat seine eigene Ideologie, könnte man auch über mich sagen. Für mich hat das Anbauen von Obst und Gemüse im Freiland Priorität, weil ich der Meinung bin, dass die freie Natur mir die bestmöglichsten Früchte schenkt. Also ganz so wie es eigentlich jeder etwas ältere Mensch – jüngere evtl. aus Filmen und Erzählungen, noch von früher kennt. Nein, „früher“ war nicht alles besser, aber manches schon 😉
Von der Erträgen, die ja manchmal auch bei uns schon riesig waren, müssen wir nicht (mehr) leben. Nicht, weil wir von Haus aus gut betucht wären, sondern weil uns bis dato glücklicherweise minimale Einnahmen aus früheren Tätigkeiten (Folgeprovisionen) halfen, uns in der selbst gewählten Einsamkeit in der Fremde existenziell über Wasser zu halten. Nichts mit Hartz4 und anderen demütigenden „Hilfen“, wir verbrauchten zudem vorzeitig die Guthaben aus unseren einst als Altersvorsorge gedachten Lebensversicherungen. Und nun sehe ich der wegen meiner Erkrankung, um ein Jahr früher als geplant meinem Rentenbeginn mit dem Start in das Jahr 2020 entgegen. Gut oder schlecht, jedenfalls weicht der finanzielle Druck der letzten Jahre dadurch ganz eindeutig.
Ich schreibe hier natürlich vorwiegend über meiner persönlichen Eindrücke und Erlebnisse. Also nicht als Reporter oder Journalist mit dem Anspruch auf 100%-tige Sicherheit aller meiner Aussagen. Man kann mir glauben oder auch nicht, das ist mir relativ egal. Ich schreibe trotzdem, was ich sehe, fühle und denke, und zwar vollkommen frei von irgend welchen Zwängen. Ich benötige keine Anzeigenkunden, keine wohlwollenden Politiker und auch sonst keine Institutionen, auf die ich mit meinem Geschriebenem Rücksicht nehmen muss. Ich hatte diesen „Druck“ übrigens satt, was vor einigen Jahren für mich der Grund war, auszusteigen. Ja, aussteigen und nicht nur auswandern oder meine Weltreisen als Ausstieg bezeichnen, dann aber als „Inkontinenter“ auf Youtube mich wieder dem alten, wenn auch anderen Erfolgsdruck zu unterwerfen, weil mein BlaBla im Internet auch ankommen und „abgekauft“ werden muss. Am Arsch, nicht mehr mit mir! 🙂
Als Kleinbauer, der auf Freiland setzt u n d davon leben will, hast keine Chance. Nicht hier und vermutlich auch anderswo in der EU nicht.
Wenn einem etwas in Richtung Landwirtschaft vorschwebt, von dem man künftig leben will oder muss, dann muss man größer einsteigen u n d sich leider aber auch Vorgaben unterwerfen, die halt auch wieder nicht zu meinem Denken passen, was das Aussteigen betrifft. Mein Nachbar hier arbeitet tagsüber als LKW-Fahrer, und abends beackert er seine Felder. Gepflügt wird an Wochenenden manchmal die ganze Nacht hindurch. Er hat sich in Verbindung mit EU-Zuschüssen Ackerland angemietet und teils auch gekauft. Der Druck ist vorprogrammiert, die Gesundheit leidet. Auf Dauer kann das nicht wirklich gut gehen.
Paradeiser aus Kroatien sind gut
Sie sind aber nur gut, wenn auch nicht bestens, weil ich sie selbst angebaut habe. Dieses Jahr ist bisher nicht nur von den Witterungseinflüssen nicht so toll für meine Lieblinge, sondern auch nicht für mich.
Mit halber Kraft mich gerade noch so um die Paradeiser, wie sie so schön hier und in Österreich genannt werden, kümmern können. Die Setzlinge stammen vom Markt. Mal wieder beschissen worden, was die versprochene Qualität derselben betrifft, aber das zählt hier noch zu den Normalitäten, über die sich jeder aufregt, und keiner was dran zu ändern versucht.
Naja, diese Fleischtomaten sind durchgängig rot in ihrem Innern, das Fruchtfleisch ist weich und saftig. Ich mag sie schon, weil sie mich an Urlaube im Süden, z.B. auf Kreta, erinnern. Und doch, sie sind zwar wohlschmeckend tomatig, aber nicht so intensiv, wie ich sie in Erinnerung habe. Liegt auch das am miesen Tomatenjahr 2019 oder ist die Sorte eben nicht so der Kracher?
Mir soll es im nächsten Jahr egal sein, denn ich habe mir vorgenommen, einzig und alleine, und im großen Stil die Paradeiser-Setzlinge aus meiner gut behüteten Samen-Sammlung selbst heran wachsen zu lassen, und sie letztlich wieder bei uns im zu Freiland hegen und zu pflegen.
Ich halte jede Wetter, dass das Geschmackserlebnis im Sommer 2020 ein wunderbares sein wird 🙂
Wer Samen aus meiner Sammlung möchte, darf mich gerne anschreiben. Ich versende diese an Tomatenliebhaber in alle Welt. Allerdings nicht kommerziell und auch nur so lange ich sie entbehren kann.
Ein Paypal-Spendenkonto dafür will ich noch einrichten. Fragt einfach danach!
Herzliche Grüße aus meiner geliebten Einöde
Michel
Sven meint
Hi Michel,
Ich bin hin und her gerissen von dem was du über das Leben als Selbstversorger in hrvatskoj schreibst. Meine Freundin und ich stehen kurz davor unser Leben in der Nähe von Koprivnica neu einzurichten. Auch als Selbstversorger und mit dem Versandhandel von Aroniaprodukten. Denkst Du, dass wir damit nicht existieren können?
Sven mit Lara…. noch in Rosenheim
Tom Tomato meint
Hallo Sven und Lara,
ihr möchtet also selbst Obst und Gemüse anbauen, evtl. Tiere halten?
Meine Frau und ich betreiben übrigens nicht zu 100% Selbstversorgung, sondern kaufen schon Dinge für den Verzehr dazu. Nur leben wir durch Obst und Gemüseanbau eben günstiger. Sparen also schon einiges Geld und gewinnen meist auch an Geschmack.
Wie schon angedeutet, muss man m.E. schon in etwas größerem Stil im Anbau ran gehen, um letztlich davon leben zu können.
Betrifft sich auch eure Idee mit den Aroniabeeren. Habe schon gehört, dass da einige wohl relativ gut mit verdient haben. Bin da aber kein Experte und werde mich hüten, Ratschläge zu geben. Auf jeden Fall gehören die Aronia zu den Pflanzen, die gesundheitsbewusste Menschen mögen, und daher auch als Saft etc. gefragt sind.
Wann soll es denn soweit sein bei euch?
Könnt mir auch ne Mail schicken, wenn ihr möchtet.
LG
Michel