Es duftet so, als wäre ich in einem Lokal am Meer. Eine leichte Brise weht mir auf der Veranda um die Nase. Vor mir hängen am Holzbalken Muschelketten, durch die ich einen Teil von meinem Tomaten-Garten sehe. Die Luft ist trocken, das Hygrometer zeigt 45% Luftfeuchte an, das Thermometer 24 Grad. Die sehr saubere, staubfreie Luft, die ich hier im Norden von Kroatien gewohnt bin, vermischt sich ab und zu mit den Koch-Düften, die aus unserer Küche aus einem der zwei weit geöffneten Fenster entweichen. Urlaubs-Feeling kommt auf, obwohl ich mich gar nicht auf einer Urlaubsreise befinde, sondern hier lebe; voraussichtlich für immer.
Für meine Frau und mich gehören die Herbst- und Frühlings-Monate zu den schönsten Zeitabschnitten. Im Sommer ist es nämlich auch hier nahezu so heiß wie an der kroatischen Küste. Die haben immerhin das erfrischende Meer vor der Tür, wenn es draußen vor Hitze kaum auszuhalten ist. Dafür haben wir im Norden den schöneren Winter. Manchmal auch sehr sonnig und warm, wogegen keiner von uns was hat. Dann aber auch schön weiß bedeckt mit tagelangen Schneefällen. Logisch, da kommen dann Kerzen, Lichtlein, Kaminfeuer und Tannenbaum besonders gut zur Geltung.
All das fällt mir gerade mal wieder so ein, wenn ich an meine Wahlheimat hier denke, die meine Sinne heute mal wieder besonders mit so glasklaren Ausblicken, reiner Luft und einem gelegentlichen Schwall von gegrillten Hühnchen, mit angerösteten Zwiebeln und Paprikapulver vermischtem Kartoffelstampf betören. Logisch, das Grill-Aroma einer Dorade oder Lignje (Calamari) würde jetzt besser in mein traumhaftes Kopfkino passen. Aber auch am Meer gibt es das, was ich genau heute rieche: Grill-Hühnchen, fein mit Paprikapulver und Kräutern gewürzt. Manchmal benutzen wir auch Vegeta zum würzen. Noch genialer als Maggi für meinen Geschmack.
Nebenbei angemerkt: Eine bessere Qualität an Hühnchen-Fleisch als hier in Kroatien, gibt es nirgendwo auf der Welt. Schlechtere überall, insbesondere in Deutschland.
Als Selbstversorger, der gerne gut isst, mag ich es aber auch, wenn meine Augen verwöhnt werden. Und dabei muss es nicht immer nur ums Essen gehen. Was wäre unser Leben trist und eintönig, gäbe es nicht die wundervollen Gewächse, die uns die Natur einfach so schenkt; egal ob essbar oder nicht. Wunderbar auch die total unterschiedlichen (Zier-)Kürbisse, die derzeit überall bei uns wachsen. Wir benutzen sie als Deko vor allem draußen, damit die Nachbarn, vorbei laufende Menschen (viele sind es ja nicht), und wir selbst uns an den bunten Kreationen der Natur erfreuen können. Die auf den Bildern werden Bischofsmützen genannt. Andere nennen sie Türkenturban oder Kardinalshut. Sollen die Sekten sich weiter um die richtige Bezeichnung streiten, diese auf unserem Land haben wir selbst gezogen und ausgepflanzt. Mir gehts am Popo vorbei, wie man diese hübschen Teile nennen will.
Für mich ist das hier eben „meine“ kleine Freiheit. Ich bestimme ganz alleine, was ich anbaue, was ich esse, was mir gefällt und was mir gut tut.
Ich schreibe was ich denke, und lebe, wie ich es für angenehm halte. Das wäre mir aus finanziellen Gründen in Deutschland in so großzügigem Ausmaß (Land/Wald/Ruhe) nicht (mehr) möglich gewesen. Und heute müsste ich mich auch noch mit Leuten dort auseinander setzen, die meine kleine Freiheit nicht verstehen oder verstehen wollen. Habe mich lange genug gebeugt…jetzt ist gut! 😉
Elli und Max meint
Schön geschrieben. Wir können euch nur zu gut verstehen.
Auf die Freiheit – À votre santé !