Wen wundert’s, dass so viele kroatische Staatsbürger verschuldet sind? Mich nicht! Als es nach dem Jugoslawien-Krieg los ging mit der neuen Freiheit, ahnte ich die weitere Entwicklung vorab. Diese „Besserwessirei“ klingt jetzt wenig sympathisch von mir, ich weiß. Dennoch lag ich, wie sich anhand von staatlicherseits belegbaren Zahlen auch nachweisen lässt, mit meiner „Weissagung“ richtig. Wie Pilze schossen im Städtchen die ersten Cafés und Bistros nach westlichem Vorbild aus dem Boden.
Eine rege Bautätigkeit an Häusern war zu beobachten. Es entstanden wuchtige Neubauten, die heute noch als Rohbau von einer Zeit erzählen, in der mancher gemeine Kroate scheinbar komplett durchdrehte. Dabei hätten die Kroaten besser als ihre „Kollegen“ aus der ehemaligen DDR wissen sollen, dass man auch im Kapitalismus nichts geschenkt bekommt. Ihre Reisefreiheit war ja nicht so eingeschränkt gewesen, wie die ihrer Genossen in Ostdeutschland. Als (ehemaliger) Gastarbeiter in Deutschland hätte man eigentlich seinen Landsleuten daheim gut erklären können, dass man Kredite zurück zahlen muss, und das Geld dafür teilweise ganz schön sauer verdient werden muss. Tun aber bis heute die wenigsten!
Wenn man es ganz böse betrachten will, haben die in Deutschland arbeitenden Kroaten ihre in der Heimat gebliebenen Verwandten und Bekannten rein gelegt. Wie die „Negerkinder“ aus dem Urwald, ließ man die Landsleute im Glauben, das Geld wachse in Deutschland auf den Bäumen.
Kaum einer erzählte von der Schufterei im Straßenbau Tag für Tag mindestens 8 Stunden, und das 5 bis 6 Tage die Woche. Keiner berichtete von der 2-3 Zimmer-Altbauwohnung, die er sich mit drei, vier, fünf anderen Gastarbeitern teilt. Manch einer bezeichnet diese Übernachtungsstätten als Löcher in denen man zusammen mit anderen Leuten haust, nur um am Ende des Monats noch etwas von seinem Lohn übrig zu haben.
Und der vermeintlich gelernte Handwerker aus dem Sanitärbereich, ist in Deutschland kein gefragter „Majstor“, sondern putzt dort nicht selten Klos in öffentlichen Einrichtungen. Arbeiten, für die man im Land nur schwer Personal findet.
Natürlich erzählt der vermeintlich gut verdienende Glücksritter seinen Leuten im Dorf nichts von der Drecksarbeit, sondern fährt mit einem geleasten VW oder auch Renault Megane vor. Neu oder ziemlich „neu“ versteht sich.
Immerhin hat der in Deutschland, Austria oder in der Schweiz schaffende Kroate Einnahmen von denen seine Landsleute daheim nur träumen können. Aber die daheim haben Land und manchmal sogar auch Häuser darauf, die einen Wert darstellen für die Banken.
Verschuldung, so gehts:
Schuldner kriegt locker Betrag X von der Bank für neues Auto, Hausbau oder Hausmodernisierung, Er ist ja Eigentümer – oder war es bis zur Kreditaufnahme. Ab sofort gehört ihm gar nichts mehr, sondern alles der Bank. Er darf, selbst wenn er sehr bald seinen monatlichen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, eine ganze Weile in dem Haus wohnen, das sein Eigentum längst nicht mehr ist. Nur auf dem Papier…
Eventuell besitzt der arme Irre noch ein paar Felder, die von der Bank dann auch noch als Pfand genommen werden. Es zieht sich also schon noch ein wenig bis zur Zwangsversteigerung, aber sie wird kommen.
Schlimm für die Angeber wird es halt dann, wenn ihnen alles genommen wird. Zuvor noch mit dem Statussymbol Auto geprahlt, das in Kroatien anscheinend immer noch so furchtbar wichtig ist, sind eben ratzfatz Auto, Haus und vermeintliches Ansehen weg.
Andere Mitbürger verschulden sich wegen ihrem Kaufrausch, ausgelöst durch Werbegelaber im TV. Genau so beknackt wie in Deutschland, kaufen die Hühner in Kroatien in den Drogerieketten von Müller und DM regelmäßig Kram ein, den sie sich eigentlich gar nicht leisten können. Irgendwie „irre“ ist, dass sie diesen Kram zum Großteil zum Leben überhaupt nicht benötigen.
So, liebe Mitmenschen, beobachte ich seit einigen Jahren die Gesellschaft und das Leben um mich herum. Bisschen am Arsch vorbei geht mir das alles natürlich, aber ich will trotzdem nicht unerwähnt lassen, wie wenig doch die Leute dazu gelernt haben. Immer wieder werden die gleichen Fehler gemacht.
Nicht, dass ich selbst fehlerfrei wäre, aber es gibt Dinge, die ich schon kurz nach meiner Geburt nicht verstehen konnte. Bis heute nicht…
Wie die Nachrichten-Seite Bjelovar-live.hr eben erst veröffentlicht hat, ist die Verschuldung der Menschen im Raum Bjelovar schrecklich. An fünfter Stelle rangiert diese Region, was die Anzahl der Schuldner betrifft, die Insolvenz beantragt haben und deren Konten gesperrt wurden.
Jörg van Nahmen meint
Jeder sollte auf seine Weise das Glück suchen und das Leben leben. Leider machen Werbung und Fernsehfilme den Menschen eine völlig verdrehte Welt und Werte vor, die nicht nur junge Leute auf falsche Pfade lockt.
Übrigens ist das nicht nur in Kroatien so.
Du hast Dich losgesagt von dem System, aber ganz entfliehen wirst Du ihm nie können.
Tom Tomato meint
Nein, entfliehen kann keiner diesem System. Ich sag mal so: man kann einen Teil davon für sich zunutze machen, und trotzdem versuchen, sich eine eigene, kleine Freiheit darin zu schaffen Manche finden sie auch zufällig … 😉
Urs meint
Komplett aussteigen war auch mein Wunsch gar nicht. Eher bissel Leben wollen wie ein Mensch, dem es an nix fehlt. Mit dem Gehalt von mir, kann man weder in der Schweiz noch in Austria und schon gar nicht in Deutschland große Sprünge machen.
Stanko meint
Nicht alle meiner kroat. Kollegen hausen in Löchern aber auch ich mit Familie gehe wieder heim nach Slavonien, obwohl in Wien geboren. Ist hier nimmer schön. Scheiss aufs Geld.
LG
Stanko
Urs meint
Neulich auf der Post in Koprivnica war meine Frau zwei Briefe abgeben. Sie ist übrigens Kroatin und spricht die Sprache der Einheimischen akzentfrei. War also für die Frau am Schalter nicht erkennbar, dass sie mit mir, einem Schweizer, verheiratet ist.
Postmitarbeiterin: „Möchten Sie einen Kredit?“
Frau:“Nein danke, ich brauche keinen Kredit“
Postmitabeiterin:“Möchten Sie wenigstens eine Kreditkarte von uns?“
Frau:“Nein danke“
Ich will nicht sagen, dass Kroaten zu Kreditaufnahmen gezwungen werden, aber verführt vielleicht schon?
Ist richtig wie Tomato es sagt, Kredite werden jedem so lange gewährt wie eine Sicherheit noch da ist und verpfändet werden kann. Regelmäßige Einnahmen und sichere Einnahmen haben hier sowieso 50% der Kreditnehmer nicht.
So kommt es zu den verheerend vielen Schuldnern im Land.