Mehr Schein als Sein? Das kenne ich schon aus Deutschland so.
Ich bin überzeugt davon, dass man in Kroatien alles dafür tut, um in gut frequentierten Orten des Tourismus eine vorbildliche Anbindung an das Internet anbieten zu können. Dazu gehört ganz sicher auch die Hauptstadt Zagreb. Doch wie sieht es im Land sonst so mit den heute doch so wichtigen Verbindungen in das weltweite Kommunikationsnetz aus?
Aus meiner Sicht ähnlich bescheiden wie ich es aus Deutschland kenne.
Die Werbung der Anbieter verspricht gigantisch gute Anbindungen die den technischen Fortschritt suggerieren.
Dazu gibt’s eine nahezu unüberschaubare Fülle von Angeboten für scheinbar jeden Bedarf.
So viel vorab: die Anbieter wollen verständlicherweise Geld verdienen und lassen sich allerlei einfallen, um die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden auf sich zu lenken. Ganz so wie ich es aus Deutschland schon kenne, erzählt einem der freundliche Verkäufer im jeweiligen Teledingens-Shop nur auf hartnäckige Nachfrage, dass sein Highspeed-Angebot am Rande der Stadt gar nicht verfügbar ist. Verkaufen würde er es aber trotzdem. Fakt ist, dass man sich leider selbst schlau googeln muss, sofern einem nicht ein technisch affiner Freund zur Seite steht.
DSL in der Pampa lahm und störungsanfällig
Luftlinie in die nächste Provinzstadt sind es allenfalls 15 Kilometer. Und doch fühle ich mich – sehr gerne übrigens – in unserem Dorf – überspitzt ausgedrückt: fernab jeder Zivilisation. Nach unserer Einwanderung 2015 vermutete ich noch, dass hier die Landflucht bald eine Umkehr finden würde, doch in den letzten Jahren belehrte mich die Realität eines besseren. Über dieses Thema will ich mich hier und heute weiter nicht auslassen.
Jedenfalls hatten wir damals den alten analogen Telefonanschluss meiner Schwiegermutter übernommen, und einfach DSL für das Internet dazu gebucht. Das ist relativ preiswert. Irgend ein toller Tarif mit schnellem Internet würde hier sowieso keinen Sinn machen, weil technisch gar nicht machbar. Wie eingangs schon erwähnt, versuchte in unserem Fall der magenta Telekom-Laden in der Stadt uns ein ganzes Paket inkl. Handys und TV-Empfang anzudrehen. Auf unsere Nachfrage, wie denn mit lahmen DSL in unserem Nest der Empfang von Sat-TV möglich sein sollte, erzählte man uns etwas von der Montage einer Sat-Antenne durch die Telekom. Ach was ein lustiges Unternehmen hier, das seinen finanziell oft weniger gut ausgestatteten Bürgern quasi eine Sat-Antenne mit Ratenzahlung auf Lebenszeit aufs Auge drücken möchte.
Aus meiner Sicht: Sat-Antenne für den Fernsehempfang kaufen und selbst montieren. Fortan zahlt man keinen Cent für den Empfang von deutschsprachigen und vielen internationalen Fernsehsendern.
Die Kabel der Telekom sind alt und störungsanfällig.
Zu dem ohnehin meistens sehr lahmen Internet, häuften sich bei uns in den letzten beiden Jahren die Ausfälle. Neben mehrtägigen Unterbrechungen, um die sich nach Anruf bei der Störungsstelle die kroatische Telekom rührend kümmerte, nervten bis vor wenigen Tagen die unzähligen Neustarts des Routers.
Täglich versagte das Teil aus unerfindlichen Gründen – ähnlich den früheren Windows Betriebssystemen, nur leider ohne lustige Fehlermeldungen, -zigfach seinen Dienst. In meinem Fall erst das Speedport, dann das Speedport Plus der Telekom.
Beim Streaming-TV gucken, veranlassen mich solche Zwangspausen um den Vorteig ( Poolish ) und Sauerteig für den nächsten Brotback-Tag anzusetzen. Vielleicht auch ein weiteres mal Zähne putzen oder die vergessene Mundspülung durchführen. Doch so oft wie diese Neustarts stattfanden, können diese häufigen Pausen vermutlich nicht mal stark geplagte Prostata-Urinatoren nutzen.
Anlässlich dem letzten mehrtägigen DSL-Blackout vor wenigen Wochen, wurden marode, alte Versorgungs-Kabel als dafür verantwortlich festgestellt. Notdürftig erneuert, unterbricht seither der Router die Verbindung nicht mehr. Eine kurze Audio-Nachricht über WhatsApp empfangen und gleichzeitig am PC eine E-Mail mit einer Foto-Datei zu versenden, ist nach wie vor eine minutenlang andauerndes Zuguck-Abenteuer. Einfaches im Internet surfen unterlasse ich zu solchen Anlässen tunlichst.
Online über das Handy-Netz
Wer nicht das Gefühl haben will, wie zu Zeiten von Windows 3.1 und BTX von T-Online sich durch das World Wide Web zu quälen, der muss sich mit den Möglichkeiten beschäftigen, die ihnen das mobile Funknetz bietet. Das klingt wie „zurück nach 1980“, ist aber angesichts des lahmarschigen DSL nicht nur für Vielsurfer eine erstaunlich gut funktionierende Alternative. Diese wird von den Anbietern nicht so auffällig beworben, weil man mit Festnetz-Angeboten einfach mehr spielen und verdienen kann. Hinzu kommt, dass zu viele mobile Internet-Verbindungen die Funknetze über Gebühr belasten. Somit zeitweise auch überlasten würden.
Seit ein paar Tagen versuche ich mich mit einem über Amazon gekauften LTE-Router und der Sim2Go Sim-Karte von Telemach (früher Tele2). Diese Sim Card für Touristen, zu denen meinen Frau und ich nicht gehören, habe ich in einem örtlichen Kiosk erworben. Für 9,95 € kann ich damit in 30 Tagen insgesamt 10 GB Datenaustausch im Internet verbrauchen, sowie 200 Minuten telefonieren. Ich muss zwar nie telefonieren – schon gar nicht, wenn die Karte im Router steckt, aber was solls.
Ratzfatz war ich mit dem mobilen Internet zu Hause verbunden, nachdem ich die Sim Card von Telemach in den Router gesteckt hatte. Download-Geschwindigkeit von 62.54 Mbps und – für mich noch wichtiger! – der Upload von Dateien mit rund 11 Mbps sind ein wahrer Traum. Darüber lachen natürlich all die verwöhnten Städter aus Nah und Fern. Für mich in meiner Pampa der absolute Knaller.
Das Internet-Leben könnte so schön sein, wäre da nicht die sehr spezielle Stromversorgung. Darüber gibt es gar nicht sooo viel zu berichten, weshalb ich mir es auch für die nächste Zeit gar nicht vornehmen möchte. So viel muss erstmal ausreichen an Info: Man bekommt von HEP, dem Stromlieferant in Kroatien, nicht automatisch angekündigt, wenn man wegen Arbeiten an der Leitung an einem oder mehreren Tagen folgend – meist von 9:00 bis 16:00 Uhr – ohne Strom bleibt. Auf deren Webseite muss man daher nachschauen, was es an Meldungen zu geplanten Stromausfällen gibt. Bei uns passiert das jedes Jahr mehrmals. Dazu gesellen sich hin und wieder kurze Ausfälle, die man meist nur deshalb mitkriegt, weil alle digitalen Uhren am Herd und der Mikrowelle nicht mehr stimmig sind.
Doof ist es, wenn man beruflich am PC zu tun hat. Dort schmiert dann die Kiste ab, ohne dass alle Daten zuvor aus der Festplatte gesichert sind.
In einigen Tagen will ich dann die SimCard von Bonbon testen. Bei Telemach wird mir bis zum nächsten Funkturm eine 75% Verbindung angezeigt. Wird mir über den gleichen Turm die der Telekom angehörigen Bonbon Prepaid-Verbindung womöglich eine noch rasantere Datenautobahn bieten?
Ich bin mal gespannt. 😉
Update 4.4.23: Bonbon Internet Sim mit TP-Link Router
Kati meint
Das Angebot regelt die Nachfrage. Wenn ich kein oder nur schlechtes Internet zu erwarten habe, werde ich niemals in den betreffenden Landstrich ziehen. An der Verwaisung vieler Dörfer ist die Kurzsichtigkeit ihrer Politiker schuld. Erst in Infrastruktur zu investieren, wenn genügend Interessenten vorhanden sind, ist der absolut falsche Weg, will man verlassene Gegenden beleben oder reaktivieren.
Gruß aus Ungarn von
Kati und Josch