Abwassergraben mähen ist bei der Hitze eine Tortur.
In unserem Ort ist es üblich, dass man entlang seines Grundstücks den Abwassergraben selbst sauber hält. Sporadisch fährt zwar schon mal ein richtig moderner Mähwagen durch das Dorf, der aber rasiert nur das Gras direkt am Fahrbahnrand ab. Das Fahrzeug kommt mir vor wie eine jährliche Erinnerung an die Grabensäuberungspflicht, denn der Wagen erscheint nur zwei bis drei Mal in den ersten Wochen der Rasenmäh-Saison. So wirklich viel nimmt er einem ohnehin nicht an Arbeit ab, daher ist es mir egal, wie häufig die Mähmaschine die Dorfstraße entlang fährt. Hinzu kommt, dass ich für mein Leben gerne mit der Motorsense bei der Arbeit bin. Ich liebe diese Abwechslung, ja, und sogar das Schwitzen dabei gefällt mir. Jedenfalls empfinde ich es als gesünder, als zum Beispiel Joggen aus Fitness-Gründen. Hinterher raus aus den klatschnassen Klamotten und rein in die lauwarme Dusche mit kaltem Abschluss. Ein tolles Gefühl immer wieder.
Neuerdings werde ich leider von juckenden Hautauschlägen im Zusammenhang mit dem Gras mähen geplagt. Die ätherischen Öle des mit dem Trimmer bzw. der Motorsense weg gehauenen Grases mit all seinen Kräutern, belegen meine Stimme für ein paar Stunden, als hätte ich die Nacht zur Livemusik von ACDC durch geschrien. Alle möglichen Versuche habe ich unternommen, um mich vor dem umher fliegenden Grasschnitt mit Klamotten zu schützen. Nichts half so wirklich, oder eben nur ein kleines bisschen. Ich vermute mittlerweile, dass diese Allergie über die Atemwege dieses elendige Jucken der Haut noch Tage nach der Grasschnitt-Arbeiten verursacht; zumindest zum Teil. Ein Schutzschild trage ich vor dem Gesicht, und dennoch fliegen die teils unsichtbaren Bestandteile von Grashalmen und Kräutern anscheinend durch alle Ritzen, die sie finden können. Egal, ich will hier und heute nicht jammern, denn so ein bisschen fühle ich mich dann doch auch wie ein Held, wenn ich gegen alle Widrigkeiten mich mutig den Wucherungen der Natur entgegen stelle. Und jetzt erst recht, in direkter Nachbarschaft säble ich das grüne Zeugs ebenso weg, wie schräg gegenüber beim alten Onkel, der selber nimmer kann.
Heute fühle ich mich wie ein Zuckerwürfel, der nicht mit Schnaps beträufelt, sondern beständig übergossen wird. Ich scheine auszulaufen und mich in meine Bestandteile auflösen zu wollen. Der Mensch besteht doch fast nur aus Wasser, denke ich für einen Moment. Das Sommerwetter in diesem Jahr gefällt mir überhaupt nicht. Ich wünsche mir den Winter zurück, und zwar ganz ohne wochenlange Gewitter oder zumindest Gewitterhimmel, welche die Nächte über meinen Tomaten so furchtbar nass werden lassen. 33 Grad hier im Hinterland von Kroatien fühlen sich an wie 38 in Deutschland. Ziemlich fertig macht mich heuer die Arbeit am und im Gras. Ich mache aber trotzdem weiter, so grausam wie die Juckanfälle am Kinn im Gesicht des nachts manchmal sind. Die Abkühlung unter der Dusche ist und bleibt eine wohltuende Belohnung. Und eben das Wohlgefühl sich körperlich betätigt zu haben, auch wenn ich gerne auf die zusätzlichen Nebeneffekte verzichten würde.
Schreibe einen Kommentar