Ein Gericht gekocht, zwei daraus gemacht. Drei Tage lang fein gegessen.
Kurz habe ich überlegt, ob ich diese Spaghetti-Gericht als ein Kochrezept aus der Abteilung „Resteverwertung“ benennen soll. Das würde aber dem zwar schnell und einfach herzustellenden, aber sehr feinen Gericht nicht gerecht werden. Selbstverständlich stammt die Hauptzutat dafür, nämlich die Paprikasoße, aus den „gefüllten Paprika“ vom Vor-Vortag. Doch ist es nicht so, dass quasi jedes Profi-Restaurant – erst recht die preiswerten, aber schick dargestellten Buffet-Küchen vieler Urlaubsländer – mit fertigen oder zumindest vorbereiteten Zutaten aus anderen Gerichten eine ganze Woche verschiedene Speise-Kreationen in ihr Angebot bringt.
Ich habe übrigens nicht den Eindruck, dass sehr viele – meist gut gelaunte – Urlauber bemerken, dass das Fleisch für das Geflügel-Frikassee von heute, sich gestern noch angebraten auf Salatvariationen der Saison befand. Möglicherweise verstecken sich Teile des Frikassee’s morgen dann in den überbackenen Makkaroni. Übermorgen gibt’s dann durchaus wohlschmeckende, angetoastete Sandwiches mit Geflügelcreme und ein paar Champignon-Scheibchen mit frischer Petersilie drüber, und einem Salatblatt unterlegt an der Frühstücks-Bar für Spätaufsteher.
Warum auch nicht, es spricht nichts gegen sinnvolle Verwertung von Lebensmitteln, um möglichst wenig an Resten wegwerfen zu müssen. Erst recht nicht, wenn man zu Hause selbst den Überblick über sein Eingekauftes hat. Allerdings kann man halt in fremden Ländern nur darauf vertrauen, dass einem kein „Müll“ untergeschoben wird. Wie sonst soll man kontrollieren, was die Herr- und Frauschaften hinter den Kulissen so alles für den Gast zurecht machen.
Nun könnte ich noch viele Beispiele nennen, wo man beim Einkauf oder Restaurant-Besuch mal ein wachsames Auge drauf werfen sollte. Das fängt beim Metzger an, der auffällig viele, stark gewürzte Fleischteile unter allerlei Phantasienamen in viel Öl (sicher kein wertvolles Pflanzenöl!) eingelegt fast ganzjährig zum Grillen anbietet, und hört mit dem Pseudo-Italiener noch lange nicht auf, der im Gastro-Großhandel 12-Liter-Eimer mit Tomatensoße erwirbt, um daraus 15 verschiedene, italienische Gerichte zu „zaubern“. Nun ja, die einen können es sogar ganz gut, weil sie nicht einfach nur ein paar Champignonscheiben in die Soße werfen, oder aufgetaute Garnelen mit bisschen Knoblauchpulver „verfeinert“ in die gleiche Eimersoße tun, und das Zeug dann ahnungslosen Gästen als mediterrane Spezialität anzudrehen. Es gibt durchaus bemühtere Italiener, die ihren preiswerten Küchenmitarbeitern aus dem neapolitanischen Hinterland zeigen, wie man „kocht“.
Lassen wir es, ich könnte mich heute noch in Erinnerung an Gespräche mit einstigen „Freunden“ aus der italienischen „Edel-Wirte“-Szene, sowie allerlei Beobachtungen hinter den Kulissen vor Lachen kringeln.
Gekochte Paprika verströmen einen einzigartigen Duft.
Ob nun als Schoten gefüllt oder für Grillereien angebraten, macht keinen großen Unterschied. Ich weiß nicht wie es Ihnen, liebe Leser, geht, aber ich entdecke sofort, wenn irgendwo im größeren Umfeld jemand so etwas kocht. Doch auch auf der Zunge verbreitet diese köstliche Frucht noch einen beachtliches Eigenaroma. Selbst mit den außerhalb der Ernte-Saison erworbenen Paprika’s lässt sich im Gegensatz zu vielen anderen Früchten, wie zum Beispiel Tomaten, noch etwas Schmackhaftes zubereiten. Gefüllte Paprika eigentlich immer, wenn sicher nicht soooo einzigartig toll wie in der Saison. Leicht gekocht oder angegrillt, umschmeicheln sie im tiefsten Winter noch die Nasen ihrer Fans. Das kriegt zur Weihnachtszeit in unseren Gefilden weder eine Tomate hin, noch ein nach Kacke riechender Rettich, der zugegeben im Winter wenigstens besser schmeckt als er riecht.
Haben Sie das Original schon gekocht?
Falls Ja, dann können Sie in wenigen Minuten ja schon etwas Leckeres essen. Andernfalls denken Sie einfach an die von mir hier und heute vorgestellten Paprika-Spaghetti, wenn sie gefüllte Paprika wie ich sie als Rezept hier vorgestellt habe, auf Ihrem Kochplan haben.
Am zweiten Tag schmecken „Gefüllte Paprika“ noch einen Ticken besser. Ich kenne keinen einzigen Mensch, der diese Erkenntnis in Zweifel zieht. Nun ja, alleine von der Dauer des Kochens z.B. von Bolognese oder Gulasch ist bekannt, dass sich all die Zutaten zu einer irre aromatischen Komposition entwickeln, umso länger sie sanft vor sich hin geköchelt haben. In Italien und Frankreich habe ich dies als junger Mensch, der nicht nur gerne isst, sondern auch Interesse an der Entstehung guten Essens hat, schon früh festgestellt.
Eines ist für mich absolut sicher: die Qualität der Zutaten sind schon der halbe Erfolg für höchsten Gaumen-Genuss.
Mit meinem Essens-Tipp in heimischer Küche hergestellt gehe ich davon aus, dass die gefüllten Paprika fertig gekocht sind. Ob aufgetaut aus dem Tiefkühlschrank, aus Resten von gestern aufgewärmt oder eben erst zubereitet, spielt kaum eine Rolle. Man braucht vor allem die Soße die aus dem Sud entstanden ist, in dem die gefüllten Paprika gekocht worden sind.
Spaghetti kochen, Paprikasoße drüber und fertig?
Ja klar, genau so!
Der einzig große „Aufwand“ ist, die Spaghettis – ich bevorzuge nach wie vor die von Barilla – al dente zu kochen, das Kochwasser abzugießen, und danach die gesamte aufgewärmte Soße der gefüllten Paprikas in den Topf zu den Spaghettis zu schütten. Drei Minuten weiter sanft köcheln lassen, immer mal durchmischeln, und fertig sind die Paprika-Spaghetti. Machen Sie es wie Sie wollen, wie es Ihnen gerade am besten gefällt! Die „Deko“ sorgt für Glanz und Gloria 🙂
Nachwürzen etc. würde ich sein lassen, weil das nicht wirklich was besser macht. Aber gut, auch das ist Geschmacksache. Ich persönliche ziehe den Geschmack der Natur irgend welchen besonderen „Schärfen“ vor. Es sei denn, eine außergewöhnlich derbe Schärfe gehört tatsächlich zu der Kultur des Landes, in dem das Speisegericht entstanden ist. Ausprobieren tu auch ich vieles gerne. Schärfe die bisweilen Schmerzen verursacht, hat für mich allerdings nichts mit einer Essenskultur zu tun, wie ich sie aus Europas Ländern gewohnt bin. Es scheint mir blödsinnig, mich hier ohne wirklichen Sinn anderen „Gewohnheiten“ anzupassen, die nicht mal von unserem Kontinent stammen. Warum auch?! Einen wichtigen Grund dafür, sehe ich jedenfalls bis heute nicht.
Lasst es euch schmecken, dieses multikulti-leckere SCHNELL-Spaghetti-Gericht aus Kroatien.
Sonja meint
Hallo Michel, auch bei uns wird Resteverwertung groß geschrieben.
Gestern gab es bei uns die gefüllten Paprika nach deinem Rezept. Danke nochmals dafür! Die übrig gebliebene Soße verwende ich heute für meinen Đuvečreis. Dazu gibt es Lignje (Tintenfische) vom Grill.
Herzliche Grüße aus der Kvarner Bucht
Sonja
Tomaten Michel meint
Hallo Sonja,
Deine Rückmeldung freut mich sehr. Auch die Weiterverwendung für den Đuvečreis finde ich eine super Idee. Hmmm….ich mag Lignje vom Grill sehr.
Herzliche Grüße an die Küste zu Dir aus meinem kahlen Tomatendorf 🙂
Bis bald
Michel
Drago meint
Hey ihr Schleckerschmecker,
ihr habt mir eben Hunger gemacht. Die Nudeln kochen schon 🙂
@Sonja, was machst Du außer der Restsosse in den Duvecreis? Kochst Du den Reis in der Sosse?
Bye Drago
Sonja meint
Hallo Drago, normalerweise koche ich meinen Đuveć-Reis in etwa nach diesem Rezept:
https://www.chefkoch.de/rezepte/3005241453387892/Duvecreis-nach-Art-der-Blauen-Katze.html
Den Reis koche ich immer vor (Dämpfmethode) und mische ihn, wenn er fast gar ist, unter die Sauce.
Dieses Mal habe ich die restliche Sauce von den gefüllten Paprika mit einer Handvoll Paprikawürfel, die ich noch im Gefrierschrank hatte, sowie etwas Chili aufgepeppt. Dann habe ich den Reis hinzugegeben und ihn gar gekocht. Ajvar habe ich dieses Mal nicht rein, weil ich fand, dass die Sauce schon genügend Säure hatte, stattdessen eben Chili.
Guten Appetit!
Sonja