Ich sehe diese hübschen Wildtiere immer wieder bei uns ums Haus herum. Besonders früh morgens, wenn ich kurz den Duft des neuen Tages schnuppern möchte, begegnen mir diese netten Tierchen. Leider bin ich nicht so der Jäger mit der Kamera, und besitze auch keine mit Teleobjektiv. Manchmal hätte ich mir das schon gewünscht, denn so häufig wie ich in meiner geliebten, kroatischen Einöde zwischenzeitlich schon auf Tiere in freier Natur getroffen bin, war das mein gesamtes Vorleben nie der Fall gewesen. Im Zoo vielleicht mal, oder in einem eingezäunten, kleinen Wildgehege in Deutschland.
Diesem kleinen Reh hier kann ich natürlich nicht vermitteln, dass ich nicht zu den Gutmenschen, sondern nur zu den tierfreundlichen Menschen gehöre, die keinerlei Spaß daran empfinden, wenn jemand ein Tier tötet. Es ist auch gut so, dass es weiterhin und grundsätzlich argwöhnisch und scheu gegenüber Menschen bleibt.
Wer schon mal wie ich, neben einem Arschloch von Mensch auf dem Jägerstand saß, wird meine heute derbe Haltung diesen Leuten gegenüber besser verstehen. Ich war auf einer Jagd als Gast und Helferchen eingeladen gewesen. Ein lieber Freund von mir war bei dem „Jagdherrn“ – so nennt man diese Typen noch heute, schon länger als Hochsitzbauer und Tellerwäscher zugange. Man wollte, dass ich auch mal dabei bin, wenn der Jagdherr, seine Labertaschen-Jagdgsellschaft und sein Sohn, der mit der Flinte im Anschlag neben mir verweilte, tief im Schwarzwald Rehen und Hirschen auflauern.
Dem Sohn des neureichen Hotelerben, standen Schweißperlen auf der Stirn. Ich fragte ihn, was ihn was ihn bei der Jagd so sehr begeistert, denn ich hatte bis dahin auf das Einsetzen der Jagdfiebers bei mir vergeblich gewartet. Auch sonst schien mir die Nervosität der Jäger eher auf eine Krankheit, als auf die Freude einer Nachtwanderung hinzuweisen. Der Schnösel hatte mir übrigens nicht mir so etwas, wie „Regulierung des Wildbestands, um das Gleichgewicht der Natur zu erhalten“, geantwortet. Das hätte mich auch sehr gewundert, denn das konnte nicht die Ursache für diese Aufregung, die Schweißperlen und das ganze Gehabe am Fresstisch in der Jagdhütte sein.
Immerhin versuchte der junge Mann den Gefühlszustand ehrlich zu erklären, in dem er sich bei einer Jagd befindet. In meiner Erinnerung war dessen Antwort relativ knapp gewesen: „Dieses Warten auf das Tier ist so spannend…“ Wie auch immer, ich wünschte ihm ab da, dass er zu den weniger erfolgreichen Abknallern von Tieren gehören mag.
Das Motiv dieser Jäger ist die Lust am Töten und am Wettbewerb unter ihresgleichen. Wegen Hunger, wie einst die Indianer, geht keiner von den „scheinbar missratenen Kreaturen“ auf die Jagd. Mir kann jedenfalls keiner erzählen, dass Tiere jagen und töten auf diese Weise heutzutage noch nötig wäre. Tradition hin oder her, für mich ist auch diese kein Grund, Stierkämpfe in Spanien heute noch gut zu heißen. Das geschieht aus meiner Sicht wie die Jagd auf Wildtiere, zum großen Teil aus purer Langeweile, Spaß am Wettbewerb und der vermeintlichen Überlegenheit als Mensch über Tiere, die sich kaum wehren können gegen die Bestie Mensch.
Joschi meint
Ihr müsst in einer halbwilden Idylle wohnen, wie ich sie in Kroatien nie vermutet hatte. Neidische Grüße aus dem Ruhrpott
Joschi
Tomaten Michel meint
Vielen Dank für den netten Kommentar, Joschi. Bei uns hier ist es nur „halbwild“, aber so richtig wild sieht die Gegend aus, wo Karl Mays Winnetou eine Weile „gelebt“ hat 🙂
Nein, ist schon sehr idyllisch hier. Vermutlich sind die wilden Tiere mit uns hier nur so nah zusammen, weil eben nicht (mehr) soooo viele Menschen mit Maschinen und Autos die Ecke bevölkern.
LG Michel
Joschi meint
Wusste ich doch, dass ihr Indianer seid ????