Wir haben am Anbau von Obst und Gemüse zwar auch unseren Spaß, aber als Hobbygärtner würden wir uns nicht bezeichnen. Vor unserer Auswanderung, die – wie schon in anderen Berichten mehrfach erwähnt, auch ein bisschen ein Ausstieg aus unserem früheren Leben war, stand fest, dass wir gleich aus zwei Gründen Obst und Gemüse anbauen müssen. Etwas ausführlicher werde ich an anderer Stelle in einem dafür passendere Beitrag darauf eingehen. Hier und heute geht’s um die Gurke!
Die Dame vom Himalaya wird durch gerüttelt
Den Samen für diese Gurke vom Himalaya habe ich von einer sehr netten Freundin aus Österreich zugeschickt bekommen. Seit 2016 vermehre ich sie selbst mit gleichbleibend gutem Erfolg. Ausgesät im Wohnzimmer, und schon Ende März als Keimlinge im ungeheizten Folien-Haus auf der Veranda Wind und kalten Nächten preisgegeben, wollte sie erst nicht so recht weiter wachsen. Kein Wunder, die Nächte waren noch recht kalt und viele Tage so stürmisch, dass auch das Folienhaus an der Wand unserer überdachten Veranda stundenlang hin- und her wackelte. Aber wer weiß, vielleicht gefiel der Salatgurke vom Himalaya dieses für sie ungewohnte Rüttel-Karussell? Sie überholte im Wuchs bald die ersten Tomaten-Keimlinge, zeigte Saft und Kraft, so dass ich mir Sorgen machte, dass es ihr mit den anderen Pflanzen im Folienhaus bald zu eng werden wird.
Vor den Eisheiligen Mitte Mai, kommen mir weder Gurken- noch Tomaten-Setzlinge ins Freie. Und sollte mir nicht irgend wann eine verrückte Idee kommen, bleibt es bei reinem Freiland-Anbau, so wie in den vergangenen Jahren. Ob die Dame aus subtropischem Klima in Indien stammt, oder eher aus dem tibetischen Hochland im Norden, dass weiß niemand von uns. Sicher ist, dass die Vorfahren unserer heutigen Gurken vom Südrand des Himalaya Gebirges stammen.
Macht die „dumme Gurke“ schlapp im Freiland?
Die Heilige Sophie ist die letzte der Eisheiligen Mitte Mai, die ich immer abwarte. Bevor ihre Gedenktag nicht vorbei ist, entlasse ich meine Nachtschattengewächse nicht aus ihren Zellen. Es gibt Gärtner, die es nicht abwarten können, wenn schon vor Mitte Mai so schönes, warmes Wetter vorherrscht. Schon zwei Mal kam es in den wenigen Jahren meines Daseins in Kroatien vor, dass ich diesen Experten Setzlinge aus meinem Bestand aus Mitleid schenkte; Sehr gerne übrigens, weil ich die Typen mag. Ihnen waren in zwei eiskalten Nächten sämtliche Tomatenpflanzen eingegangen. Für sie ist das noch ein Quentchen „tragischer“, weil sie ihre Setzlinge nicht selbst heran ziehen, sondern auf dem Bauernmarkt kaufen. Tomaten- oder Gurken-setzlinge kaufe ich nie, weil mir a) das Lotteriespiel um die übertriebene Korrektheit der Verkäufer zu anstrengend ist, und b) – noch viel wichtiger – die Auswahl richtig guter Sorten mir zu gering scheint. Hybride, die manche Verkäufer ganz stolz als solche kennzeichnen, kommen für mich auf gar keinen Fall in die Tüte beziehungsweise den Nutzgarten.
Mit den Eisheiligen hat es aber nichts zu tun, dass kurz nach dem Auspflanzen ins Freiland, meine Pflänzchen aus dem Himalaya schlapp zu machen scheinen. Sie wachsen überhaupt nicht weiter, lassen die Löffel (Blätter) leicht hängen. Sie sehen einfach kümmerlich aus.
Was ist los mit ihnen, sind Gurken in unseren Gefilden doch nicht für den Anbau im Freiland geeignet; haben deshalb alle Gärtner, die ich aus Deutschland kenne, ihre Gurken grundsätzlich im Treibhaus? Zwei, drei Wochen scheint keine Besserung in Sicht. Von sechs Setzlingen sind schon zwei eingegangen. Ich überlege mir, ob ich die vier noch Lebenden ausbuddle und im Folienhäuschen weiter wachsen lasse. Während ich die Tage „überlege“, rappeln sich die Gurken auf.
Ich weiß nicht warum, aber das tun diese Gurken mir jedes Jahr an. Am Wetter kann es eigentlich nicht liegen, weil das mal so, mal so ist.
Wie auch immer, es lohnt sich jedenfalls sich von ihnen foppen zu lassen. So viel kann ich vorab schon mal versichern!
Salatgurken nenne ich die Dicken
Landgurken, wie sie vom Wochenmarkt und aus dem Supermarkt kenne, sind einen Ticken kleiner. Schlangengurken kenne ich etwas dünner, als meine Himalayas, von denen ich mehrere Tage hintereinander mit massenhaft Früchten beschenkt werde. Außerdem schlängeln sie nicht mal ansatzweise, nicht eine einzige. Gut, dann nenne ich die Dicke eben Salatgurke. Nach einigen Tagen riesigen Ernteertrags, folgen mehrere Wochen mit weiteren reifen Gurken.
Allesamt, inklusive der Pflanzen an denen sie wachsen, sehen sehr gesund aus. Das Aussehen ist die eine Sache, der Geschmack die andere. Wie steht es damit?
Purer, typischer Gurkengeschmack umschmeichelt die Nase und verwöhnt den Gaumen. Fruchtig-frischer Gurkensalat mit einer Knoblauch-Vinaigrette ist mein Favorit. Der Rest der Verwandschaft steht mehr auf Sahne- oder Sauerrahm-Dressing. Ab und zu mag ich auch die Variante mit den dicker geschnittenen Gurkenscheiben z.B. im Griechischen Bauernsalat oder Salade niçoise. Diesen süd-französischen Salat mit Sardellen, Eivierteln, Kopfsalat, Tomaten, Oliven, Zwiebeln und eben Gurkenscheiben mag ich sehr. Die „Himalayas“ passen dazu bestens. Ihre Kerne sind klein und wenig auffällig, wenn man sie rechtzeitig erntet. Wenn man Kernchen nicht so mag, schabt man sie mit einem Löffel einfach aus der halbierten Frucht. Für die Samenentnahme lasse ich sie natürlich sehr lange reifen, richtig dick und fett werden, bis sie zuletzt als gelbes Exemplar eher einer Zucchini ähnelt.
Bei meiner Version des Ratatouille koche ich übrigens als letztes auch größere Stücke von Salatgurken mit. Manchmal kommen Gurkenstücke auch einfach in eine Soße mit Tomaten, Paprika und Knoblauch, schön gewürzt mit mediterranen Kräutern und mit fertig gekochten Spaghetti in der Pfanne oder einem großen Topf vermischt. Ich merke gerade, dass ich wieder Hunger kriege. Ich sollte doch nicht so viel über’s Kochen schreiben.
Und weil sie mir so gut munden, verwende ich diese Sorte auch zum Einmachen als „Senf-Gurke“. So habe ich noch ein paar Monate länger etwas von der leckeren Gurke, die mit mir in die kroatische Einöde eingewandert ist.
Nur noch Himalaya will ich im Garten haben
Diese Sorte meiner großzügigen „Mäzenin“ aus Austria wird nur noch in unserem Nutzgarten angebaut. Ihre anfängliche „Zicken“ (die der Gurke, nicht der Mäzenin) jedes Jahr sind fast schon Tradition für mich. Sie eignet sich fürs ungeschützte Freiland, und schmeckt vielleicht deshalb besonders gut. Über Erfahrungen im Treibhaus verfüge ich keine.
Ganz im Gegensatz zu den Gurken, die ich im Handel schon gekauft habe, kam keinem einzigen Esser bei uns auch nur eine einzige der von mir heute beschriebene Gurke unter, die bitter geschmeckt hätte.
Warum ich solche Gurken nicht im Dorfladen, und schon gar nicht im Supermarkt oder beim Discounter kriege, weiß ich nicht. Vermutlich geht es um EU-Vorschriften, die sicher ihre Berechtigung haben, aber eben auch nicht in allen Fällen Sinn machen für den Mensch und Genießer am Ende der industrialisierten Nahrungskette.
Harry meint
Ich glaubs nicht, Du Sack bist Bauer und Mensch geworden :-)))
Habe gerade Deine Seite durch Zufall entdeckt. Hast gedacht, die bleibt geheim? Kennst mich doch 🙂
Aber warum denn in Kroatien. An Deiner Stelle wäre ich in Baden-Baden geblieben, statt auf der Welt herum zu pfurzen. Solche Leute wie Du sind rar geworden in Steinbach. Alles Arschlöcher die nichts drauf haben. Baby come back 🙁
Harry from Affedal
Tomaten Michel meint
Ich glaubs noch weniger, lieber Harry. Wie kommst ausgerechnet Du über meinen Gurken-Artikel auf mich?
Danke ansonsten für die Schmeicheleinheiten. Denke schon ab und zu gerne an die Zeit zurück. Aber nichts ist für die Ewigkeit; ich bin ja auch nicht der einzige, der bei euch in der Sammlung längst fehlt. Was geht denn heute ab in Steinbach, komm, erzähle! Ich bin zu weit weg, habe null Ahnung, was heute bei euch so abgeht.
Aber habe Dir soeben eine E-Mail geschrieben und hoffe, dass Du keine Fake-Addi angegeben hast 😉
Servus