Auswandern? Hintergründe und Hintergedanken.
Anlass für meinen heutigen Beitrag ist der letzte Kommentar von Jochen. Dem Kosmopolit, der andere Länder nicht nur von Urlauben kennt, sondern in sieben von ihnen auch schon selbst und nicht nur mit dem Finger auf der Landkarte, gelebt hat.
Aktuell wohnt er auch wieder in seiner Ruhe- und Entspannungs-Oase auf einer Insel in Kroatien.
Ich kann die verschiedenen, interessanten Kommentare von ihm nun nicht einfach kopieren und als Blog veröffentlichen. Das wäre wenig sinnvoll, zumal ich sie aus dem Kontext reißen würde. Eine Aneinanderreihung von allen Kommentaren ergibt ebenso wenig Sinn. Daher heute nur diesen einen von ihm, zu dem ich meine persönlichen Anmerkungen machen werde.
Aussteigen aus dem bewusstlosen Alltagsleben
So ganz unbewusst befand ich mich vor meiner Auswanderung keineswegs in besagtem Hamsterrad, aus dem ich wenigstens zeitweise immer mal wieder auf meine eigene Weise ausgebrochen bin. Nur konnte ich dadurch nicht mein ganzes Leben ändern und vollkommen anders gestalten. Ich schlug von meinen Ausflügen also immer wieder recht bequem in meiner Behausung nebst sicherem Lohn und Brot auf.
Die Blicke über dem eigenen Tellerrand nahmen jedoch von Jahr zu Jahr zu.
Jochen:
Hallo Alle,
habe im Internet nach Waschmaschinen geschaut und bin auf Michels WaMa-Reparatur gestossen, hab was ueber Tomaten gelernt und Informatives ueber Kroatien erfahren.
Was mich jedoch nach Lektuere Michels meisten Gedanken und Infos, seinen “Kolumnen”, in seinem Blog nachdenklich gemacht hat ist seine Aussteiger- und Auswandererphilosophie…… Aussteigen aus dem Hamsterrad des farblosen, “bewustlosen” Alltagslebens und Verlassen der sich beaengstigend veraendernden Welt.
Fuer die ohnehin abgeschriebene Rentnergeneration ist es zwar egal, ob die ihren Lebensabend daheim oder in der Fremde verbringt, in der Fremde weil billiger oder meteofreundlicher….. oder weil man in seine fruehere Heimat zurueckkehrt, vielleicht einen alten Elternteil zu pflegen.
Wie sieht das jedoch fuer die noch Werktaetigen aus oder erst recht fuer die juengste Generation, die das Leben noch erwartungsvoll vor sich sieht?
Alle Aussteigen kann ja nicht die Loesung sein!
Es ist schon eine besondere Herausforderung, will man dieses komplexe Thema des Auswanderns und/oder Aussteigen mit all seinen möglichen Hintergründen erschöpfend genug beschreiben.
Es gibt nur wenige Details, die man exemplarisch für alle Auswanderinteressenten darstellen könnte. Ich habe während der Auswanderung aus Deutschland und nach der Einwanderung in Kroatien bald feststellen dürfen, das fast nichts von dem in Internet-Foren und Facebook gelesenen, auf meine Frau und mich zutrifft. Ganz anders als es einige Hobby-Experten – solche scheint es aktuell mehr als Sand am Meer sogar im deutschen Fernsehen als Profi verkleidet, zu geben – behauptet hatten, verlief bei uns die Geschichte mit der Beantragung der Aufenthaltserlaubnis bei der Polizeibehörde. Von wegen als EU-Bürger wäre das einfacher als früher einmal. Die Sache mit der Krankenversicherung verhielt sich für uns auch anders, als von sehr vielen Kroatien-Fans beschrieben.
Damit habe ich nur zwei eher harmlose Beispiele für informellen Unsinn genannt, der Propaganda ähnlich sich durch das Worldwideweb frisst.
Viel interessanter und besonders bequem empfand ich für mich als Auswanderer der aussteigen will, das Netz für meine Suche nach Abnehmern von Nüssen und Tomaten, die ich als Mini-Bauer im Überfluss anzubieten hatte. Dagegen waren dann auch die Informationen was die Bedingungen auf dem hiesigen Bauernmarkt Waren anbieten zu können, direkt vor Ort ergiebiger als alles, was ich dazu auf internationalen Seiten im Internet finden konnte.
Und nun geht`s dann weiter auch mit den Anmerkungen von Jochen noch weiter und tiefer in das bislang ja nur aus meiner rein persönlichen Sicht, was das Aussteigen betrifft. Ich würde mir noch mehr solcher offenen und von eigenen Erfahrungen geprägten Beiträge auf meinem Blog wünschen.
Wer möchte, darf mir auch gerne auch seinen Bericht von oder über sich zusenden, den ich dann bei mir hier veröffentliche werde. Mail an mich: info@tomastomatos.com – Keine Sorge, die echte Identität bleibt gewahrt. Selbst eine Frau Faeser kann sich mit ihrer Stasi IP-Speicherung daran die scheinbar seltener fachlich begutachteten Zähnchen ausbeißen. 😉
Jochen:
Michel sagt es: Aussteigen beginnt im Kopf mit der Infragestellung seiner selbst und seines Lebensplans.
Die Metzgersfrau taeglich im Laden ohne Hoehen und Tiefen stellt eines Morgens fest, dass ihr Leben unbemerkt vorbei gegangen ist und nimmt sich das Leben.
Der junge Vertreter, der die Woche ueber durch Deutschland hetzt und seine Familie nur am Wochenende sieht, pfeift auf alles und wandert mit seinen Lieben nach Kroatien aus, einfach nur weg.
Zwei Faelle aus meiner Nachbarschaft!
Ich bin noch aelter als Michel und stelle mir nun die Frage, ob und inwieweit ich alles richtig gemacht und meine Zeit bewusst verbracht habe, ob ich unbewusst oder nicht Werkzeug des Systems war, ob ich mich jetzt zufrieden zurueck lehnen kann, ja gluecklich bin und letztlich ohne Bedauern den “Schirm zumachen” koennte?
Michel gibt mir mit seinen Reflexionen viele Antworten ….
und ich wuerde wuenschen, dass er weiter schreibt, nicht nur Informatives….
Vielen Dank nochmal für Deinen Beitrag mit den netten Anmerkungen in meine Richtung, Jochen. Deine Beiträge sind auch Anregungen, um sich weiter Gedanken über sein Sein und mögliche Änderungen im eigenen Leben zu machen. Wegen solchen und ähnlichen persönlichen Betrachtungen und Hinweisen, habe auch zeitlebens bei anderen immer gerne gelauscht. Seit dem Internet dann eben auch hier noch einfacher und bequemer. Wobei, wie schon angedeutet, man da ordentlich filtern muss. Mit der Zeit bildet sich aber ein Näschen für das Aussortieren der Spreu vom Weizen aus.
Zum letzten Absatz Deines Kommentars:
Ich stelle mir genau die gleichen Fragen wie Du, Jochen. Ich kann mir nur selbst nicht so wirklich eine zufriedenstellende Antwort geben. Ich habe ehrlich gesagt das Problem mit genügend Lebenszeit, um wenigstens ein paar Dinge, die eventuell noch korrigierbar sind, auf den Weg zu bringen.
Und noch konkreter gesagt: anders als noch mit 30 oder 40, kann ich nicht mal so eben nach hier oder dort wandern, oder gar nochmal tiefer das Moment in bestimmten Lebenssituationen genießen, das ich aus jetziger Sicht nicht gebührend ausgekostet habe.
Nein, zufrieden den „Schirm zumachen“ werde ich wohl nicht wirklich. Alleine deshalb nicht, weil ich – als heute lebenserfahrener, alter weißen Mann – aus jetziger Sicht doch noch mutiger und frecher „das System“ – auch im Kleinen – hätte angehen sollen. Andererseits vielleicht doch viel früher aussteigen sollen, ohne Rücksicht auf Frau und deren fast besessenen Sicherheitstheorie hinsichtlich Familie?
Schwer einzuschätzen, ob ich mit dem heutigen Wissen nach einem Zeitsprung in die Vergangenheit wirklich so vieles anders und besser machen würde.
Für mich stellt sich aktuell sogar eine weitere Frage: Soll ich in meiner selbst gewählten, kleinen Freiheit hier am Ende der Welt von Kroatien wirklich bis zum Lebensende bleiben?
Warum diese Frage mich in letzter Zeit öfter mal umtreibt, werde ich aber in einem anderen Beitrag zu begründen versuchen.
Weltenbummler meint
auf die Frage nach dem Lebenssinn oder Zweck? und dass nicht alle aussteigen können, geht ihr beide nicht ganz ein.
m.E. gibt es darauf auch nur eine einfache Antwort. Ein sinnvolleres Leben ohne Gier, Neid und gesellsch. Systemdruck zu leben, wäre nur nach Neustart möglich. Mit der Masse der Menschen aktueller Generationen unmöglich.
Von Kind auf müssten den künftigen Erwachsenen ein vollständig anderes Bild vom Leben vorgezeigt werden als das derzeitige.
Das wäre für Chance dafür, dass niemand mehr aussteigen müsste.
hört sich utopisch an und wäre real wohl auch nur nach Auslöschung allen menschlichen Lebens außer mir und 7 hübsche Frauen machbar.
Jochen meint
Hallo Weltenbummler
Gier und Neid sind menschliche Eigenschaften, unter denen man m.E. des Systemdrucks Opfer wird. Eine andere negative Eigenschaft ist Machtbesessenheit, Macht ueber den Naechsten oder Nachbarn zu haben.
Was bedeutet in dem Kontext Karriere und Erfolg haben?
Fuer viele Jugendliche heisst das im Rampenlicht zu stehen und/oder Millionen Follower zu haben…. maechtig Einfluss zu haben, der Groesste zu sein!
Eine mir bekannte Familie hat zwei Kinder: Beide wollen selbstbestimmt ihr Leben leben, der Aeltere sucht dafuer nach seines Lebens Sinn, die Juengere will das ueber die absolute Karriere erreichen, den Druck dazu baut sie sich selbst auf.
Die Eltern unterstuetzen Beide.
Michel hat Recht, dies alles findet in den Koepfen der Menschen statt und ist steuerbar, abstellbar, durch Aussteigen zum Beispiel ….. durch eine alternative Lebensform.
Als Weltenbummler wissen Sie, dass die Mehrheit der Menschen immer noch einfach, ja bescheiden lebt (weil sie garnicht anders kann) und nur die schnelllebige Leistungsgesellschaft in unseren Breiten uns das Besser, Groesser, Weiter aufoktroyiert.
In „meinem“ Dorf in Kroatien sehe ich auffallend viele Muetter mit Kindern, wahrscheinlich Hausfrauen, die garnicht ungluecklich aussehen. Die Leute leben ihr Leben wie schon immer auf der Insel, arbeiten saisonweise hart, Tourismus, Wein, Oliven, noch oder wieder Lavendel… und dann auch ein paar Monate Luftholen… vielleicht sich Besinnen oder Wahrnehmen.
Es ist auch in Deutschland noch immer moeglich alternativ zu leben, vielleicht mit ein bisschen Bescheidenheit und Demut (jetzt rede ich nicht von Rentnern, die das Existenzminimum nicht erreichen)……
oder mit einer zu entwickelnden RNA-Impfung!
So, genug des Plumpsklophilosophierens, ich wende mich wieder meinen 7 Schoenen zu.
Ännchen meint
Ich muss Jochen total recht geben, denn es ist eine persönliche Entscheidung, wie man leben will. Ich habe in Deutschland auch hart arbeiten müssen, aber mir war Geld nie so wichtig. Ich liebe die Natur und Wasser, ob Meer oder See oder Eislaufbahn, da war ich zu Hause. Ich bin mit Wanderungen in der Natur aufgewachsen. Das kann man auch ohne Geld und macht richtig glücklich.
Aber mir sind Menschen auch wichtig. Und hier in Kroatien habe ich in 16 Jahren Urlaub immer nette, offenherzige Menschen kennengelernt. Schöne Natur und liebe Menschen, das ist eine gute Mischung für eine Entscheidung auszuwandern. Jetzt lebe ich schon mehr als 2 Jahre hier und wenn ich die Nachrichten von Deutschland höre, dann sage ich: Alles richtig gemacht.