Recht lange habe ich mich in meinem Blog nicht zu Wort gemeldet. Mir war kalt, ich hatte keine Lust und befand mich in Endzeitstimmung. Immer mehr merke ich am eigenen Körper wie endlich das Leben ist. Und dann kommt noch dieser Virus, der Erledigungen verkompliziert und nicht zuletzt durch 24-Stunden-Dauerberieselung durch die Medien die Grundstimmung auf Sparflamme hält. Ich stelle mir vor, dass im Kriegsfall die Atmosphäre ähnlich sein dürfte.
Kroaten nehmen endlich Abstand
In meiner Wahlheimat Kroatien sind die Zustände vergleichbar mit denen in Deutschland. Ich bin etwas verwundert wie diszipliniert die Leute beim Einkauf sich an Abstände halten, aber auch in der Schlange vor der Apotheke artig abwarten, bis sie den Verkaufsraum betreten dürfen. Ganz anders wie von ihnen bis dahin gewohnt. Deren Gedrängel war schon außergewöhnlich. Nicht mal meine Frau drückt sich für gewöhnlich an der Verkaufstheke so nach an mich ran, wie manch kroatischer Zeitgenosse. Hemmungen einem nah zu kommen, hatte kaum jemand gehabt. Erschreckt sahen sich diese Leute, wenn man sie darauf aufmerksam machte, doch bitte etwas Abstand zu halten, weil man sich unangenehm bedrängt fühlte. So war das bis kurz vor Corona-Virus-Beginn so. Nun überraschen die gleichen Menschen durch Rücksichtnahme aufgrund der täglichen Durchsagen im kroatischen Fernsehen. Ich nehme an, dass sie vor allem Angst um ihr eigenes bisschen Leben haben. So viel höfliche und vor allem selbstlose Rücksichtnahme über Nacht nehme ich den einst so neugierigen Super-Dränglern nicht ab.
Naht das Ende der Spaßgesellschaft?
Mir wäre es recht, auch wenn ich persönlich nie ein Kind von Traurigkeit war. Nur halte ich es für gefährlich, wenn die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion immer mehr verwischen. Nicht gerade selten wird in TV-Sendungen eine Welt dargestellt, die es so in Wirklichkeit gar nicht gibt, aber Grund genug für viele Zuschauer zu sein scheint, sie in ihr Denken und täglichen Leben so zu übernehmen. Als könne jeder Popstar oder Model – dick, doof, talentfrei eingeschlossen – werden, scheint es für Viele nur ein TV-Karriere-Ziel zu geben. Und wenn das nicht klappt, wird man eben über eine der vermeintlichen Hartz4-Dokus „berühmt“.
Oder aber man wandert mit 1500 € in der Tasche mal aus und lässt sich dabei von einem Fernseh-Team begleiten. Vielleicht wird man, wenn man sich geschickt bzw. schräg genug dabei verhält, ein Star wie Katzenberger oder sonst eine der Kreaturen, die allesamt kein Eintrag in irgend welche Geschichtsbücher dieser Welt finden werden.
Das Ende der Spaßgesellschaft ist zum Wohle der Menschheit wünschenswert. Wahrscheinlich wird dieser Wunsch aber trotz Kontaktsperre in Viruszeiten so leicht keine Erfüllung finden. Zu tief in den Alltag haben sich all die unsäglichen Sendungen und all die Tralala-Festivitäten der Leute manifestiert.
Greta oder Corona, wer setzt sich durch?
Man darf gespannt sein, wie lange das Corona-Virus weiter durch die Völker der Welt wüten wird. Es gibt da ja einige Theorien. Eine davon sagt voraus, dass im Herbst eine neue Welle für Ausgangssperren oder zumindest Kontakt-Sperren sorgen wird. Was braucht es da noch Greta? Also ich bin in diesem Fall für Corona, nicht nur weil es unsichtbar ist.
Und war ist mit meinen Tomaten?
Ein Weilchen wollte ich keine mehr aussäen. Angesichts der Zukunftsaussichten habe ich mich dazu entschlossen doch wieder die besten und schmackhaftesten Tomaten der Welt anzubauen, wie ich sie mit und ohne Corona nirgendwo im Einkauf erhalten würde.
Ein Teil davon befindet sich schon draußen im unbeheizten Folienhaus. Die Armen mussten in den letzten Tagen ganz schön frieren. Ein weiterer Teil befindet sich nebst Paprika, Gurken und echter Katzenminze noch auf der Fensterbank. Nach einem spät eingefallenen Wintereinbruch soll es nun endlich mit etwas wärmeren Temperaturen in Richtung Frühling gehen.
Endlich!
Abschließen will ich nochmals darauf hinweisen, dass ich keine Samen verkaufe und derzeit auch an keinem Tauschhandel interessiert bin.
Ute meint
Wusste gar nicht, dass die Kroaten so Drängler sind. Kenne die netten Landsleute aber auch nur von der Arbeit und lecker Balkan Restaurant in Essen-Rüttenscheid.
LG
Ute
Tomaten Michel meint
Das wusste ich ebenso wenig, bis ich dann meine Zelte hier aufschlug. Der Alltag mit allem drum und dran ist dann doch etwas anderes, als die paar nette Momente im Urlaub oder eben der Freizeit.
Markus meint
Mich freut es während der „Weltuntergangsstimmung“ nach längerer Zeit endlich mal wieder einen neuen Artikel von dir zu lesen!
Die Welt wird sich weiterdrehen, auch nach Corona. Hoffentlich nutzen die Menschen jetzt die „Ausgangsbeschränkungen“ um sich Gedanken über die wahren Schätze des Lebens zu machen.
Eben wie toll es sein kann Tomaten zu pflanzen & beobachten. Das nicht der geleaste SUV zum Glücklichsein führt….
Mach weiter so, ich freue mich auf weitere Beiträge 🙂
Tomaten Michel meint
Lieben Dank für den netten Kommentar.
Ich denke auch, dass zumindest ein Teil der Menschen durch diese Epedemie nebst Begleiterscheinung „erwacht“ und wieder zurück auf den Boden gekommen ist.
Muss ja nicht jeder wie ich Tomaten und andere Kleinigkeiten des Lebens beobachten, um wieder zur Besinnung zu kommen 🙂
Wegen mir darf man auch weiter Auto fahren und daran Spaß haben. Nur dabei eben nicht vergessen, dass es noch viel mehr im Leben gibt.
Herzliche Grüße
Michel
Gudrun Bechtler meint
Lieber Michel,
habe gerade deine Seite endeckt und lese seit 1 Stunde die Beiträge.
Ich bin begeistert!
Liebe Grüße
Gudrun
Tomaten Michel meint
Salü Gudrun,
herzlichen Dank für Deinen netten Kommentar. Ich wünsche Dir weiterhin Lesevergnügen und freue mich schon über weitere Reaktionen von Dir.
LG Michel
Ännchen meint
Ja, das kann ich nur bestätigen, seit ich diese Seite kenne, verbringe ich viel Zeit mit Lesen, denn es gibt immer wieder etwas Neues, was ich entdecke. Ich bin mit meinem Mann 2020 mitten in der Coronakriese ausgewandert und haben es nach knapp 2 Jahren nicht bereut. Und wer war uns behilflich ? Kroaten aus Slawonien, die in Dtl. unsere Nachbarn waren. Die liebe Mathilda hat einen Bruder bei der Polizei und hat ihre Beziehungen spielen lassen. Hat am Grenzübergang angerufen, ob wir fahren können. Da wir auf gepackten Kisten saßen, war der Zeitpunkt für uns egal, aber ihr ok war genau richtig.
Nun scheint sich die Pandemie zu verabschieden, aber Corona wahrscheinlich nicht, aber es macht vieles leichter, auch hier in Kroatien. Wir haben in den letzten 2 Jahren gerade mal einen ! Schnelltest gemacht. In Dtl. undenkbar. Aber dafür umso mehr liebe hilfsbereite Menschen kennengelernt, auch das in Dtl. nur bedingt denkbar. Ich lese über Kroatien viel Positives. Sicher macht Kroatien nicht alles richtig, aber Vieles viel besser als Deutschland. Dass es jetzt in der Ukraine so zugeht, ist bedrohlich, auch für Kroatien. Ich frage mich, warum es bei soviel Geheimdiensten auf der Welt, nicht möglich ist, diesen Putin einfach zu eliminieren. Aber sicher würde ein anderer Despot an die Macht kommen. Gib dem Menschen Macht und er nutzt sie. Hoffen wir, dass dieses sinnlose Kriegführen bald ein Ende hat.