Für Einheimische ist die Teuerung ein Graus.
Und wieder ist ein Jahr vergangen seit meinem letzten Update was die Preisentwicklung in Kroatien betrifft. Anfang 2022 hatte ich ausführlicher über meine Gedanken zu diesem EU-Europa berichtet. Das war rund ein Monat vor dem Überfall von Putins Russland auf die Ukraine. Man könnte meinen, dieser Krieg hat nicht nur die Inflation in Europa gefördert, sondern auch einen gewaltigen „Sprung in der Schüssel“ bei allen Beteiligten verursacht. Kanzler Scholz nennt das auch Zeitenwende.
Gut, dass meine Frau und ich im Jahr 2015 in meine kleine Freiheit – ich bin so verliebt in die französische Bezeichnung „ma petite liberté“ – tief in das unbekannte Hinterland von Kroatien abgezogen sind. Am liebsten würde ich mir über dem Zugang zu unserem Anwesen ein großes Holzschild wie auf der Shiloh Ranch hängen. Mein Gott… bin ich alt. Die Western-Serie lief von 1962 bis 1971 u n d ich kann mich an sie erinnern. Andererseits gibt es Gründe, sich auch nach der einstigen Heimat im Südwesten Deutschlands immer mal wieder zu sehnen. Nein, natürlich nicht nach dem woken Gender-Deutschland von heute, in dem eine politische Minderheit es geschafft hat, einen Teil von scheinbar nichtsahnenden Bürgern von ihren träumerischen Ideologien einer besseren Welt zu überzeugen. Das böse Erwachen aus dem Glauben das Klima nebst aller Benachteiligten aus fernen Ländern retten zu müssen, wird erst noch kommen müssen. Bis dahin werden Märchen aus deutschen Landen verbreitet, die allerdings schon heute – ich persönlich habe das in Kroatien und Tschechien festgestellt, auf wenig Gegenliebe außerhalb der Bessermenschen-Blase von Deutschland stoßen.
Nein, in Kroatien lebt man nicht billiger und besser!
So man will, kann man hier anders leben. Für meine Frau und mich bedeutet das mehr persönliche Freiheit, mehr direktes Zusammenleben mit Fauna und Flora, sowie weniger Menschengetümmel um uns herum. Selbstbestimmter und wenigstens teilweise als Selbstversorger leben zu wollen, grenzt an Größenwahn in diesen Zeiten. Es ist einerseits Luxus, sich dass ermöglichen zu können. Anderseits hat unser Ansinnen absolut keine Ähnlichkeit mit den eigentümlichen Lebenswirklichkeiten, die einem im Fernsehen begegnen. Ich weiß aus meiner früheren beruflichen Tätigkeit, dass einem falsche Tatsachen sehr gezielt vorgespiegelt werden. Auch skurrile Luxus-Familien wie die Geissens kochen nur mit Wasser und haben so ihre Eigenheiten, die man nicht zeigt und auch gar nicht wirklich wissen will.
Im Übrigen kann man nicht viel mehr, als gut Essen und Trinken. Recht schnell ist hier die finanzielle Obergrenze erreicht, über der jeder mehr bezahlte Euro Vergeudung für NICHTS ist. Sogar die Familie Geissen weiß das, weshalb sich hinter der Kamera nicht so verschwenderisch zeigt, wie das oftmals in den Filmchen den Anschein macht.
Ein Flasche kroatisches Bier kostet in Kroatien mittlerweile 1,05* Euro im Lebensmittelhandel. Eine Kiste Bier mit 20 Flaschen Karlovačko also 21* € bei Lidl. In allen anderen Geschäften nur wenige Cent mehr oder weniger. *Preis Januar 2024 eine Fl. 0,5l = 1,25 €. Kiste = 25 €In Deutschland lese ich von Ärgernissen wegen Preisen von 18 Euro für eine Kiste Marken-Bier. Ähnliches gilt für Fleisch- und Wurstwaren, die im Einkauf in Kroatien bis heute teurer als in Deutschland sind. Es gibt natürlich Ausnahmen z.B. bei Schweinefleisch, Hühnchen und Truthahn aus kroatischer Herstellung. Preislich günstiger und qualitativ besser aus kroatischer Herstellung. Gar keine Frage. Das kenne ich gar nicht anders seit nunmehr fast 45 Jahren. So zum Beispiel das 1700 Gramm frische Grillhuhn bei Lidl für 5 Euro. Es scheint – anders als bei den Frischfleisch-Angeboten aus Hack – noch immer von bester Qualität zu sein.
Und doch mischen sich immer mehr importierte Waren aus dem deutschen Lebensmittelhandel in die Regale und Verkaufstheken der deutschen und österreichischen Discounter und Supermärkte, die in Kroatien das Volk nebst Touristen versorgen.
Ganz so wie die allermeisten Einwohner Kroatiens, kaufen wir einen Teil der Lebensmittel im deutschen Lidl und Kaufland. Als Urlauber empfindet man das in der Regel als Frevel, aber genau da unterscheiden wir uns als ganzjährig Ortsansässige von dieser Klientel. Schier endlos sich an den kroatischen Köstlichkeiten gelabt, freut man sich über Leckereien aus der Heimat in der man aufgewachsen ist. Kroatien ist nicht bekannt für kulinarische Internationalität. Logisch, gibt’s hier auch Pizza und mittlerweile sogar McDonalds bei uns in der Provinz-Stadt im Hinterland. Doch der Grieche, der (echte) Italiener und der Chinese, wie man sie aus Österreich und Deutschland gewohnt ist, fehlt in Kroatien.
So versucht man sich daheim am „ausländischen“ Kochen. Nur fehlt es manchmal an ein paar Zutaten für verschiedene Gerichte. Man hat im kroatischen Supermarkt eben nicht das vielfältige Warenangebot, wie man es früher aus Deutschland gewohnt war. Das Sortiment passen die Märkte an die Nachfrage an, die – auch aus Preisgründen – sich von Deutschland unterscheidet. Weil völlig überraschend manch gewohnte Zutat aus den Regalen verschwand, mussten wir schon mehrmals das geplante Essen ändern, oder eben improvisieren. Übrigens betrifft es meisten gar nicht „exotische“ Dinge, die von heute auf morgen nicht mehr erhältlich sind. Logisch, findet man eine andere Sorte Wurst für den Wurstsalat, aber eben weder die Lyoner noch die Fleischwurst. Um feine Kräuterbutter selbst zu machen, benötige ich Estragon, nach dem ich hier leider vergeblich suche. So bestelle ich es mir zusammen mit ein paar anderen Gewürzen, wie z.B. Sumach für meine Merquez, in Frankreich. Manche Zutaten sind einfach unabdingbar, will man nicht vom Original wie man es kennt, abweichen.
Viel ärgerlicher finde ich, wenn über Wochen und Monate im Lidl das Katzenfutter und im Kaufland das Roggenmehl fehlt. Von den zuckerfreien Bonbons (Vivil) gibt es im Lidl seit über einem Jahr gleich zwei Aromasorten einfach nicht mehr. Ich vermute, diese beliebten Sorten werden während oder kurz nach der Lieferung – von wem auch immer – aussortiert. Ja, auch das ist Kroatien. Und zwar auch ganz ohne Krieg, Pandemie&Co.
Korruption hat in den kleinsten Bereichen so etwas wie Tradition. Sie hat sich auch nach Tito in den EU-Kapitalismus hinüber gerettet. Wenn man hier länger lebt, fallen einem all die Merkwürdigkeiten im Alltag nicht mehr so sehr auf. Allerdings sind „Ungenauigkeiten“ nicht gleich mit Korruption erklärbar. Über den häufig lässigen Umgang mit der Arbeit und die Unzuverlässigkeit geschäftlich wie privat, sollte man locker hinwegsehen können. Das ist aber keine kroatische Eigenheit, weil ich dasselbe schon in Spanien mehrfach erleben und beobachten durfte.
Kriegen wir in Kroatien die in Deutschland nicht verkauften Reste angeboten?
Im kroatischen Kaufland gab es einige Male frischen Kloßteig aus Bayern im Kühlregal. Er verschwand ebenso sang- und klanglos auf nimmer Wiedersehen wie die deutsche Fleischwurst, Lyoner und Thüringer Bratwurst im kroatischen Kaufland. Wenn die Kroaten diese Artikel nicht mögen, ist für mich alles in Ordnung. Nicht aber, wenn man mir Reste zu unverschämten Preisen aufs Auge drücken möchte. Das Zeug wird – bald auch legal – in Deutschland aus den Abfallbehältern der Supermärkte geholt. Wenn Lidl Teile nicht verkaufter Ware von Deutschland nach Kroatien karrt, um sie dort zu verkaufen, ist erst einmal nichts dagegen zu sagen. Aber zum gleichen und noch höheren Preis als in Deutschland, finde ich schon einigermaßen unverschämt.
Beispiel: Mini Brochette
Vom 13.2. bis 18.2.2023 laut deutschem Lidl-Prospekt im Angebot.
Diese grobe Bratwurst auf französische Art wollte ich mir einfach mal geben. Seit ich mich nicht mehr quasi um die Ecke von Frankreich befinde, „hungert“ es mich nach dem Geschmack aus meiner damals zweiten Heimat über dem Rhein.
Selbstverständlich kenne ich Brochettes aus Frankreich nicht als Würste, sondern als Fleischspieße mit Lamm und Innereien. Aber egal, der Duft vom Grill wird mich in die weite Welt tragen… 😉
Soweit so gut, a b e r …
…das gleiche Angebot – nur bis zum 12.3.2023 haltbar, dafür 30 Cent teurer – finde ich seit dem 7.3.2023 im Lidl in Bjelovar. So ein Zufall? 🙂
Aber Sie wollten sich bei mir doch eigentlich über die aktuellen Preise in Kroatien informieren. Wie Sie am Bierpreis erkennen, hat sich nicht so viel seit meinem letzten Blog dazu geändert. Ich bin aber sehr sicher, dass wenn Sie im kommenden Sommer an der Meeresküste ihren Urlaub verbringen, Ihnen die Hosen ausgezogen werden. Das knappe Personal soll dort so gut wie in Deutschland bezahlt werden. Folglich werden sich die Preise in den Lokalitäten nochmal deutlich erhöhen müssen.
Ob damit auch qualitativ eine Steigerung zu erwarten ist, wage ich zu bezweifeln.
Mir im Hinterland ist die Preisentwicklung relativ egal. Also als Teil-Selbstversorger und (deutschem) Teilzeit-Pensionär. Noch kann ich im Verhältnis zu meinen einheimischen Mitbürgern hier „die Sau rauslassen“, wann und wie ich will.
Stolz darauf bin ich nicht, weshalb auch. In meiner ursprünglichen Heimat müsste ich zu meinen monatlichen Einkünften noch etwas tun, um einen netten Ruhestand ohne den Luxus der Freiheit, wie ich ihn in meiner Pampa erleben darf, genießen zu können.
Doch was ist, wenn ich alt und alleine hier sein werde. So wie die alten von Kind und Kegel verlassenen Frauen und Männer hier?
Wolfhard meint
Moin Toamten Michel
Unabhänig davon das die Serie Shiloh Ranch von 1962 bis 1971 ausgestrahlt wurde in den damals vorhandenen 3 bis 4 vorhandenen Fernsehkanälen (wir hatten noch zusätzlich DDR1 und DDR2) wahren nicht nur die Fernseher kleiner und noch teilweise in Schwarz weiss ,auch wurde noch mit Kohle und Briketts geheitzt und nicht mit Gas ,es gab weder Lidl noch Kaufland .Auch die Autos sofern überhaupt vorhanden waren nicht nur kleiner sondern hatten auch keine Klimaanlage.Smartphone gabs auch nicht und der Strom wurde als Lichtgeld bezeichnet,und es gab noch die 6 tagewoche bei 14 Tagen Urlaub im Jahr .Es war früher vieles anders ,aber besser?
Übrigen’s auf dem Kanal One laufen momentan die wiederholungen der Serie mit Schirm Charme und Melone
Gruss aus dem verschneiten Norddeutschland.
Tomaten Michel meint
Servus Wolfhardt,
das ist ja nett, dass Dich meine Zeilen dazu veranlasst haben, an die weniger „bequemen“ Details der Vergangenheit zu erinnern. Aber vermittle ich wirklich den Eindruck, dass ich denke, früher sei alles besser gewesen? Man hatte damals wahrscheinlich mangels Smartphone, Internet und TV-Dauererziehung mehr Gründe und Zeit dafür, sich eigene Gedanken zu machen. Eventuell auch zu hinterfragen…
Diese Shilow Ranch fiel mir nur wegen besagtem Holzschild wieder ein, das in jeder Folge zu sehen gewesen war. Ich lebe sicher nicht in verklärter Erinnerung an meine Kindheit ????
Auch bin ich kein Fan von alten TV-Schinken. Wobei ich Ekel Alfred aus ein Herz und eine Seele noch heute genial finde.
Viele Grüße über die Alpen nach Norddeutschland.
Michel
Eva meint
O lala . . Vous êtes un fin gourmet, cher Michel
Du machst Merguez selber und kaufst dafür Sumach in Frankreich? Ein bisschen verrückt bist Du schon. Aber das macht Dich wieder sympathisch für mich 🙂
Du bist doch das Scheusal Exilant auf Twitter, oder irre ich mich jetzt???
Ich glaube nicht
Eva
Tomaten Michel meint
Coucou Eva,
ich mache viel selbst, aber für Merguez suche ich hier noch den feinen Lamm-Darm. Deshalb bisher nur nackte Würstchen gemacht. Sumach kriege ich hier nirgends. Was also ist daran verrückt, wenn ich über Ebay mir das Gewürz liefern lasse?
Du verfolgst mich weshalb??? Erkläre mir, was Du unter einem Scheusal verstehst. Danke im voraus!
Gerit meint
Dein Artikel beißt sich bisserl mit diesem wonach Kroatien auf dem 5. Platz zum Leben in Europa steht. 😉
https://kroatien-nachrichten.de/kroatien-rangiert-unter-den-top-5-als-bestes-land-zum-leben-in-europa/
Des Fertigfutter von Lidl kannst mir nicht antun. Hats wenigstens die Katz gegessen?
Tomaten Michel meint
Völliger Unsinn der da verbreitet wird. Copy/paste Dschurnalismus. So wie derzeit in Europa die Klimapaniker den Weltuntergang mithilfe der Pressedubel verbreiten. Aber auch bei den Amis sind Schwachköpfe am Blödsinn verbreiten. Lachhaft… Forscher und Experten… nö, dummfrech sind die, sonst nichts.
Die Kroaten lachen sich kaputt über diese Lügen.
Nur ein Gegenartikel:
https://www.mirovina.hr/novosti/hrvatska-zauzela-visoko-mjesto-u-istrazivanju-kvalitete-zivota-mnogi-umirovljenici-su-gladni/
Und ich lebe seit Jahren hier und treibe mich auch in kroatischen Foren und Gruppen bei Facebook manchmal herum. Die Lebensqualität mag für gut betuchte Urlauber und Kroaten mit Auslands-Pension stimmen. Sonst aber keinesfalls.
Rrrrr… Ich schwöre mir immer wieder: nie mehr Fertigprodukte ausprobieren. Den Katzen mute ich so einen Mist nicht zu. Zumal versalzen.
Privatanonym meint
Schreibst Du aus einem anderen Zeitalter, Michel?
Die Presse bei uns überschlägt sich mit Artikeln über das sauteuer gewordene Kroatien seit dem Euro.
https://www.kronehit.at/news/preisschock-in-kroatien/
Wir fanden schon letztes Jahr unsere dummerweise fest gebuchten 14 Tage Urlaub in Porec viel zu teuer. Deshalb geht’s die nächste Woche wieder nach Italien.
Gruß aus Linz